Julia Roebke hat sich für die FAZ Bücher-Communities im Internet näher angesehen und darüber einen Artikel geschrieben. Sie kommt zu dem Schluss, zu dem wohl jeder kommen muss, der sich beispielsweise bei lovelybooks.de einmal umgesehen hat: so richtig viel los ist dort leider nicht. Roebke schreibt, dass es meist beim Austausch von Höflichkeiten bleibe und nicht zu tiefergehenden Diskussionen über Bücher komme.
Dabei ist die Idee, die Bücher des eigenen Buchregals auch virtuell ins Netz zu stellen und diese mit anderen Nutzern zu vergleichen, gar nicht so schlecht. Aber eigentlich bietet das Amazon in ähnlicher Form schon seit Jahren mit der Option »Kunden, die den gleichen Titel wie Sie gekauft haben, kauften auch …«. Und selbst Diskussionsforen bietet Amazon mittlerweile an.
Nun könnte man entgegnen, dass Amazon nicht unbedingt ein unabhängiges Angebot sei und hier der Verkauf im Vordergrund stehe. Aber ist das bei lovelybook nicht ebenso? Immerhin wird das Angebot vom Holtzbrinck-Konzern betrieben, zu dem Verlage wie Rowohlt, S. Fischer und KiWi gehören. Julia Roebke zitiert Sandra Dittert vom S. Fischer Verlag, die u.a. für die virtuelle »Buchgemeinschaft« zuständig ist, mit den Worten: »Wir wollen auf keinen Fall ein Online-Shop sein«. Den Bestell-Link habe man eher auf Drängen der Nutzer eingeführt und der verweise derzeit – weil’s technisch einfacher war – auf amazon.de. Die Frage, welche Ziele Holtzbrinck mit der Community denn verfolgt, stellte Roebke nicht. Letztendlich soll die Plattform durch Werbeeinnahmen finanziert werden.
Des weiteren wirft Roebke in ihrem FAZ-Artikel noch einen Blick auf die Plattform »Alexandria« des Buchversenders buch.de. Diese befindet sich derzeit noch in einem Teststadium und Roebke meint, dass ihr noch wesentliche Community-Bestandteile fehlen.
Generell stellt sich die Frage, ob spezielle virtuelle Buchgemeinschaften überhaupt notwendig sind. Denn immerhin bieten auch die ohnehin besser besuchten und stärker frequentierten Online-Communities wie mySpace oder Facebook entsprechende Möglichkeiten für den literarischen Diskurs – und darüber hinaus noch einiges mehr.
Ich hatte solch Communities eher als eine im Netz funktionierende Datenbank gesehen, in der ich meine Bücher hätte listen (8000) wollen. Leider jedoch gabe es immer wieder Probleme mit der Aufnahme von vergriffenen Büchern, die bei amazon nicht aufgeführt waren, bei Falschangaben seitens amazon – so zählen Übersetzer häufig als Autoren, Autoren wurden unterschlagen etc. – und in der dann für alle sichtbaren Regalseite. So brach für Fremde die Autorenliste schon nach dem Buchstaben A ab, weil sie sonst bei inzwischen 2000 eingestellten Büchern zu lang wäre… etc. Allerdings habe ich mich damals einer internationalen Plattform bedient : anobii. Und deren Sinn – wie der aller anderen – ist es durchaus, mittels Partnerschaftsprogramm mit amazon Geld zu verdienen.
Es gibt eine neue deutsche Buch-Community namens BuchGesichter.de. Auch dort kann man die wichtigsten Bücher des eigenen Buchregals ins eigene virtuelle Buchregal und damit ins Netz stellen.
Was ist denn mit Buechertreff.de? Die gibts schon seit 2001, sie sind immer noch sehr aktiv und haben um die 5.500 Mitglieder – das ist doch nicht schlecht. Im englischsprachigen Raum gibts auch einige interessante Ideen (obs wirklich funktioniert, keine Ahnung), zum Beispiel http://www.readingtrails.com/. Hier wird versucht, die Strategie mancher Käufer, nämlich im Laden herumlaufen und stöbern aufzugreifen, allerdings mit einem Twist: mit tags legt man Spuren, die sich zu Pfaden auswachsen. Es gibt Kreuzungen mit eigenen anderen Lesewegen und denen der anderen User – so kann man sich inspirieren lassen, neue Bücher zu entdecken. Sehr schöne Idee, leider nur auf englisch.
@Jochen: Ist BuchGesichter.de einfach die optisch ansprechendere Variante vom Büchertreff, mit eingebauter Google Maps-Funktion usw.?
BuchGesichter ist eine vollständige Community, die einfach zu bedienen ist und bei der der Benutzer im Vordergrund steht. Es gibt durchaus Ähnlichkeiten mit Büchertreff. BuchGesichter zeichnet sich vor allem durch ‚Web 2.0‘ Funktionen aus. Man kann z.B. ähnlich wie bei Facebook und Twitter lesen was die Freunde gerade machen. Es gibt eingebaute Google-Maps, und es wird viel Ajax verwendet, um den Bedienkomfort zu erhöhen.
@Jochen: vielen Dank, das hört sich spannend an. Werd mich mal anmelden, sobald ich Zeit habe, und es ausprobieren.
Hallo Jochen,
vielen Dank für den Tipp. Ich habe mir Buchgesichter.de mal angesehen. Bisher war ich viel bei Librarything und lovelybooks unterwegs. Ich muss sagen, dass diese Frische der Seite mir sehr gut gefällt. Spannend fand ich besonders, dass es noch ein ganz junges Projekt ist. Buchgeschichten, also ganz persönliche Geschichten der user zu einzelnen Büchern, eine Analyse der LeseDNA und natürlich die schnell steigende Größe der Community machen die Seite noch zu einem Geheimtipp.
Es ist gut beobachtet, daß „Communities“ oder auch „Online-Foren“ wenig Gelegenheit für anspruchsvollen Gedankenaustausch über Autoren und ihre Werke ermöglichen; meist beschränkt die Kommunikation sich auf den Austausch von Höflichkeiten, Nennung gemeinhin bekannter Autorennamen oder Titel und die Bestätigung, bestimmte Werke der Weltliteratur gelesen zu haben…
Unternimmt man auch nur den Versuch, darüber hinaus grundsätzliche Probleme des Buchmarktes/Buchangebotes anzusprechen, gerät man schnell in Verdacht, grundsätzlich alles schlechtreden zu wollen, hofft man, durch ausgefeilte Beiträge vielleicht weniger bekannte Schriftsteller ein wenig bekannter zu machen, braucht man auf sinnvolle Antworten nicht zu hoffen.
Das Internet ist gewissermaßen eine Kommunikationsplattform, die in ihren virtuellen Räumen nur das Konsum- und Leseverhalten der Mehrheit bestätigt…
Ja, leider findet kaum Austausch untereinander statt, Kritik ist eher weniger gefragt und das bloße Eröffnen eines virtuellen Buchregals macht für mich überhaupt keinen Sinn. Sehr schade.