Neben dem Kindle Paperwhite gibt es mit dem E-Reader, der einfach nur »Kindle« heißt, ein günstiges Basismodell. Nach zwei Jahren hat man bei Amazon dieses Einsteigergerät aktualisiert. Interessanterweise wird von Amazon der größte Nachteil des Gerätes erstmals aktiv als Vorteil angepriesen.
Wie haben den kleinen Kindle wieder ausführlich getestet. Ist es das perfekte Einsteiger- oder Zweitgerät? Oder gar eine günstige Alternative zum Kindle Paperwhite?
Rund alle zwei Jahre aktualisiert Amazon seine E-Reader-Modelle. Da es das günstige Basisgerät, die beliebte Mittelklasse Paperwhite und die Topklasse Voyage und Oasis 2 gibt, kommen im Jahr ein bis zwei neue Gerätegenerationen auf dem Markt, die in der Regel den Vorgänger ablösen.
Im Juli 2016 ist das kleine Kindle-Modell mit einer Aktualisierung an der Reihe. Der Basis-E-Reader, der schlichtweg den Namen »Kindle« trägt, wurde in erster Linie optisch aufgehübscht, da das Vorgängermodell nicht gerade das schönste war und nicht nur günstig war, sondern auch billig aussah.
Preislich bewegt sich das Einsteigermodell immer irgendwo zwischen 60 und 70 Euro. In der Regel erhöht Amazon den Preis über die Monate geringfügig, um ihn anschließend wieder zu senken und das Gerät mit einem günstigen Preis anzupreisen. Die 50 oder gar 40 Euro, die das Basismodell noch vor einiger Zeit kostete, werden allerdings nicht mehr erreicht.
Dennoch ist das Gerät das preiswerteste der Kindle-Modelle. In den Funktionen und den Software-Möglichkeiten unterscheidet sich der Kleine nicht von den großen Geschwistern. Für wen also ist das Gerät geeignet? Wie immer haben wir die aktuelle Gerätegeneration mit einem von uns gekauften Gerät aus der Serienproduktion getestet.
Fotogalerie: Das Kindle-Basismodell des Jahres 2016/2017 im Test (23 Bilder)
Gehäuse, Größe, Gewicht und Aussehen
Geliefert wird der Kindle im kleinen kompakten Pappkarton, und wie bei allen Geräten üblich, liegt als einziges Zubehör ein USB-Kabel bei. Will man den E-Reader an der Steckdose aufladen, so benötigt man einen zusätzlichen Netzadapter. Über das Kabel kann das Gerät auch mit E-Books befüllt werden, doch einfacher und bequemer geht dies per WLAN.
Das Gerät ist – wie mittlerweile auch der Paperwhite – mit weißem und schwarzem Gehäuse lieferbar. Wir haben uns diesmal für ein Modell in Weiß entschieden, das sich somit schon optisch von den ansonsten eher schwarzen Lesegeräten abhebt.
Mit einer Diagonale von 6 Zoll ist die Lesefläche so groß wie bei allen anderen Geräten auf dem Markt. Hält man das Modell 2016 an den Vorgänger von 2014, so wird sehr deutlich, dass der neue Kleine wesentlich kleiner ist: fast einen ganzen Zentimeter kürzer und fast einen halben schmaler. Auch ein ganz klein wenig flacher ist das Gerät geworden. Drückt man die Millimeterbruchteile in Prozent aus, so klingt das mit 11% wesentlich beeindruckender. Beim Vorgänger sitzt die Lesefläche mit rund 2 Millimetern relativ tief im Gehäuse, sodass wir es als Textguckkasten bezeichnet haben. Beim neuen Gerät sind es auch fast 2 Millimeter und dennoch wirkt das Gerät optisch ansprechender, wozu auch die abgerundeten Kanten und Ecken beitragen. Trotz der schmalen Gehäuseränder ist das Gerät gut in der Hand zu halten. Mit rund 160 Gramm ist das Gerät 30 Gramm leichter als der Vorgänger.
Beim Lesen liegt der Kindle des Modelljahrs 2016/2017 aufgrund reduzierter Größe und Gewicht und wegen der abgerundeten Kanten auf jeden Fall gut in der Hand – deutlich angenehmer als der Vorgängerkasten.
Am unteren Rand befindet sich als einzige Taste der Ein-/Ausschalter und der USB-Anschluss, sowie ein kleines Loch, über das man im Notfall mit einem spitzen Gegenstand einen Reset des Geräts durchführen kann.
Wie bei E-Readern üblich, hält der Akku mit einer Ladung je nach persönlichem Lesepensum tage- oder gar wochenlang durch.
Das Lesedisplay und keine Beleuchtung
Der nach wie vor signifikanteste Unterschied des kleinen Kindle zu allen anderen Geräten ist die fehlende Beleuchtung der Lesefläche. Wer im Dunkeln lesen möchte, benötigt also wie beim Buch ein Leselicht. Beim Paperwhite und Oasis sorgt das Licht auch am Tag dafür, dass die Lesefläche weißer erscheint. Die unbeleuchtete Fläche des kleinen Kindle erscheint immer noch grau wie früher das Umweltpapier. Besitzt man das Gerät mit weißem Gehäuse, so wirkt die Lesefläche wegen des Kontrasts schon rein optisch dunkler als bei einem Kindle in Schwarz. Zudem kommt beim kleinen Kindle nach wie vor nicht die aktuellste Variante des sogenannten E-Ink-Displays zum Einsatz, die ebenfalls etwas heller und schärfer wäre. Dass die Buchstaben auf dem kleinen Kindle also nicht ganz so scharf sind wie bei den anderen Modellen, fällt nur im direkten Vergleich auf.
Interessanterweise verkauft Amazon die unbeleuchtete Lesefläche als Vorteil, gibt es doch Untersuchungen, die anscheinend belegen, dass der Anteil des blauen Lichtspektrums bei Tabletts, Smartphones und E-Readern den Schlaf beeinträchtigen sollen. Wolkig formuliert Amazon im Werbetext: »Da das Kindle-Display kein Licht abstrahlt, können Sie zu jeder Zeit lesen, ohne dass ihr Schlaf beeinträchtigt wird.« »Nur leider nicht im Dunkeln«, mag man da ergänzen.
Seit dem Vorgänger von 2014 setzt Amazon auch beim kleinen Gerät auf die Berührungsbedienung per Touch-Screen. Wer nur liest und blättert, muss also immer in das Schriftbild tippen. Beim Luxusreader Oasis sind daher die wesentlich ergonomischeren Blättertasten zurückgekehrt. Vor vier Jahren war das kleine Modell nur mit Tasten bedienbar, was fürs Blättern definitiv besser war. Doch diese Gerätegeneration ist neu nicht mehr erhältlich. Die Bedienung per Touch-Screen ist ohne Frage von Vorteil, wenn es ums Markieren von Textstellen oder um Texteingaben bei der Suche oder bei Notizen geht.
Software und Funktionen
Amazon betreibt erfreulicherweise die Produktpolitik, dass die neuesten Geräte aller Klassen die gleiche Softwareausstattung und Funktionen besitzen. Eine künstliche Einschränkung gibt es also beim kleinen Kindle nicht, er kann alles, was auch die großen können. Wichtig ist es jedoch, das Gerät ggf. auf die neueste Softwareversion zu aktualisieren, um z. B. die neue PageFlip-Version zu nutzen, die ein schnelleres visuelles Springen und Zurechtfinden im E-Book ermöglichen soll, indem in einer Übersicht eine verkleinerte Seitendarstellung geboten wird. Diese ist ab Softwareversion 5.8.1 für immer mehr Bücher verfügbar. Bei dem von uns getesteten Seriengerät war bei der Auslieferung im Juli 2016 noch die Version 5.8.0 aufgespielt. Das Update erfolgt per WLAN automatisch.
Suchen, Markieren, Lesezeichen und Notizen gehören zum Standard, darüber hinaus glänzt die Kindle-Software auch bei fremdsprachigen Büchern mit Übersetzungsfunktionen, Interlinearübersetzungen und Vokabeltrainer. Die Kindersicherung ermöglicht es, Einschränkungen auf Funktionen und Inhalte zu setzen. Ein virtuelles Belohnungssystem soll Kinder zum Lesen animieren.
Das kleine Kindle-Gerät zeigt Werbung auf dem ausgeschalteten Display und am unteren Rand des Startbildschirms – aber nie, während des Lesens. Für 10 Euro Mehrpreis kann man diese Werbung, die Amazon »Spezialangebote« nennt, abschalten lassen. Sie stört jedoch nicht wirklich. Personalisierte Werbung bringt Amazon durch die Empfehlungen auf den Startbildschirm. Diese lassen sich ohne Aufpreis in den Einstellungen des Geräts abschalten. Sinnvoll mag auch der sogenannte Pornofilter sein.
Natürlich lassen sich E-Books auch per USB-Kabel auf das Gerät bringen, doch am einfachsten und bequemsten geht es per WLAN und dem integrierten Online-Shop. Neuerdings bietet Amazon an, das WLAN-Passwort auf den Amazon-Servern zu speichern, sodass man es nicht neu eingeben muss, wenn man ein weiteres Gerät über den gleichen Account ans gleiche WLAN anschließt. Aus Sicherheitsgründen sollte man dies jedoch nicht zulassen. Obwohl Amazon eine Verschlüsselung garantiert, ist nie sicher, ob nicht auch große Firmen gehackt werden. Die Zugangsdaten der Konkurrenzverschlüsselung von Adobe waren schließlich auch schon mal im Web frei verfügbar. Aus Bequemlichkeit sollte man daher nicht auf Sicherheit verzichten.
E-Books, Lesestoff und Formate
Da unsere Tests immer wieder von neuen Leuten gelesen werden, muss immer wieder betont werden: Amazon E-Reader sind für den Kauf von E-Books bei Amazon konzipiert. Per WLAN und Online-Shop bekommt man die E-Books am bequemsten auf den Reader. Natürlich geht das auch per Kabel, natürlich kann man mit Software wie Calibre E-Books aus anderen Formaten konvertieren (sofern sie nicht kopiergeschützt sind!), natürlich beherrscht der Reader auch die PDF-Darstellung – doch so wirklich bequem ist das nicht. Ein für DIN A4 layoutetes PDF-Dokument auf dem dann doch trägen E-Ink-Display zu lesen, macht keinen Spaß. Wer also einen Kindle kauft, der wird überwiegend seine E-Books bei Amazon beziehen. Amazon ist der Anbieter mit dem größten elektronischen Sortiment, zählen hier doch neben den »normalen« Verlagsbüchern auch die Texte der Self-Publisher dazu, die von Amazons eigenen Imprints und viele englischsprachige Titel. Besonders die Self-Publisher-Titel aber auch viele englische Originalausgaben sind oftmals signifikant günstiger als deutsche Verlagstitel. Ebenfalls ein unkomplizierter Weg, längere Texte aus dem Netz auf den Reader zu bekommen, wie z. B. eine Erzählung von Stephen King, sind die Browsererweiterungen, die den Text via Amazons Cloud auf das Gerät senden.
Nachtrag vom Dezember 2017: Audible-Hörbücher können nun abgespielt werden
Mit einem kostenlosen Software-Update kann das Basismodell nun sogar Audible-Hörbücher via Bluetooth abspielen. Die Infos, wie das funktioniert und wie Sie das Update aufspielen, können Sie in diesem Beitrag nachlesen (Hier klicken).
Perfektes Einsteigergerät oder Zweitgerät?
Für wen also ist das Gerät geeignet? Der signifikanteste Unterschied zum beliebten und meistgekauften Reader Kindle Paperwhite ist die fehlende Beleuchtung. Das leicht klobigere Gehäuse, das weniger scharfe Schriftbild und andere Dinge fallen in der Praxis nicht so deutlich auf wie eben das fehlende Leselicht. Das mag auch der Partner bestätigen, der schlafen will und den das Licht der Nachttischlampe mehr stört als ein beleuchtetes Display.
Der kleine Kindle ist aber auch ein ideales Zweitgerät, sodass Familienmitglieder einfach auf die gleiche Digitalbibliothek zugreifen können. Amazon unterstützt und erlaubt eine solche »Familienbibliothek« ausdrücklich. Die E-Reader als reine Lesegeräte ohne Ablenkung durch Spiele oder E-Mails sind nun mal für die perfekte Lektüre konzipiert.
Fazit: Sparen oder Paperwhite?
Wer auf das beleuchtete Display verzichten kann und wer nur halb so viel Geld ausgeben will wie für den Paperwhite, der kann durchaus zum robusten Einsteigergerät greifen, das optisch etwas ansprechender daherkommt als der Vorgänger.
Zudem kann der Kindle auch gut als Zweitgerät für Familienmitglieder oder für unterwegs zum Einsatz kommen. An Funktionen beherrscht der kleine Kindle zudem all das, was auch die anderen Modelle können.
Der Kauf eines Steckdosenladeadapters und einer Hülle wird empfohlen.
Amazons neue, verbesserte Kindle-Einsteigermodelle in Schwarz und Weiß:
- Kindle, 15,2 cm (6 Zoll) großes Display (ohne integriertes Licht), WLAN (Schwarz) – mit Spezialangeboten (Vorgängermodell – 8. Generation). Elektronik. 2021. Amazon. ISBN/EAN: 0841667100982 » Bestellen bei amazon.de Anzeige
- Kindle, 15,2 cm (6 Zoll) großes Display (ohne integriertes Licht), WLAN (Weiß) – mit Spezialangeboten (Vorgängermodell – 8. Generation). Elektronik. 2021. Amazon. ISBN/EAN: 0841667101002 » Bestellen bei amazon.de Anzeige
Sinnvolles Zubehör:
- Amazon PowerFast Ladegerät zum schnelleren Aufladen, EU [geeignet für alle Amazon- und Android-Geräte]. Zubehör. Amazon. ISBN/EAN: 0848719082456 » Bestellen bei amazon.de Anzeige
- caseable Kindle und Kindle Paperwhite Hülle, Dialogue with the sky. Zubehör. 2021. caseable. ISBN/EAN: 4251060995348 » Bestellen bei amazon.de Anzeige
Dass Amazon das Fehlen eines Features als Vorteil anpreist, obwohl dasselbe Feature bisher als Vorteil beworben wurde, ist schon frech. Wenn sie es ernst meinen, müssten ja die nächsten Paperwhite-Geräte ebenfalls ohne Beleuchtung kommen. Davon gehe ich aber nicht aus.
Einen wahren Kern hat die neue Werbung allerdings, denn die Paperwhite-Werbung war ebenfalls nicht ehrlich. Bei Tageslicht bringt die eingebaute Beleuchtung nämlich nur auf den ersten Blick Vorteile. Der vermeintlich höhere Kontrast beruht auf einer Täuschung, weil man dank der Beleuchtung die Grundfläche als heller im Vergleich zur Umgebung empfindet. In Wirklichkeit bleibt der Kontrast zwischen Hintergrund und Schrift jedoch immer gleich: Die Beleuchtung erhellt ja nicht nur die „Papierfarbe“, sondern genauso die Schriftfarbe. Statt „Umweltpapier mit tiefschwarzer Schrift“ hat man dann eben „Gebleichtes Papier mit dunkelgrauer Schrift“. Für die Lesbarkeit unter guten Lichtbedingungen ist das Eine so gut wie das Andere. (Die Täuschung funktioniert ähnlich wie der „dynamische Kontrast“ von Fernsehgeräten. Der steigert in Wirklichkeit auch nicht den Kontrastumfang; es ist nur ein Trick.)
Wer einen Kindle mit Beleuchtung hat, kann das jederzeit im Selbsttest verifizieren: Das Abschalten der Beleuchtung führt schon nach kurzer Umgewöhnung zu einem mindestens gleichwertigen Lesekomfort. Für Leser mit empfindlichen Augen kann es sogar eine Verbesserung sein, weil die LED-Beleuchtung die Augen mehr anstrengt als das Tageslicht. Liest man abends im Schein einer Nachttischlampe, vermeidet ein Abschalten der LED-Beleuchtung zudem den unangenehmen Farbunterschied zwischen warmem Raumlicht und kühlem Reader-Licht.
Das heißt aber nicht, dass die Beleuchtung völlig sinnlos wäre und Amazon ihr Fehlen nun berechtigterweise als Vorteil verkauft. Wenn es wirklich düster wird und man das Raumlicht nicht heller machen kann, oder wenn man tatsächlich mal unter der Bettdecke lesen will, bietet sie immer noch einen schönen Zusatznutzen, weil man sich dann eine externe Leselampe spart.
Wie kann man für 19 EUR diesen dämlichen Stecker für eine USB Stromzuführung empfehlen.
Die Dinger gibt es fast geschenkt – mit mehreren USB
Wenn der Rest auch so recherchiert ist, na Danke
Selbstverständlich gibt es mittlerweile eine Vielzahl von USB-Adaptern für die Steckdose. Und selbstverständlich gibt es sie in allen Ausführungen und Preisklassen – wie bei allen Produkten. Von günstigen China-Importen ohne europäische Sicherheitskennzeichnung bis hin zu teuren Ausführungen. Das Netzteil für 19 Euro ist ohne Frage nicht das günstigste und auch nicht das kleinste Netzteil. Aber es ist solide und Originalzubehör. Doch das Allerwichtigste: Der Ladestrom ist höher als bei vielen günstigen Adaptern. Dadurch sind die Geräte hier um ein vielfaches schneller geladen. Außerdem sprechen an die 1.500 Kundenbewertungen mit einem Schnitt von 4,5 Sternen dafür, dass die Mehrheit der Käufer mit diesem Netzteil zufrieden ist. Eine gute Alternative ist mittlerweile sicherlich auch das USB-Netzteil von Amazon Basics mit der Möglichkeit, zwei Geräte zu laden. Es kostet nur etwas über 10 Euro.