StartseiteWillms' WocheWillms Woche: Genie und Wahnsinn in 3 Absätzen

Willms Woche: Genie und Wahnsinn in 3 Absätzen

Selma Lagerlöf gehört wie die letzte Woche gefeierte Astrid Lindgren zu den europäischen Größen der schreibenden Zunft. Nicht nur, weil ihr als erster Frau überhaupt im Jahr 1909 der Literaturnobelpreis verliehen wurde, sondern auch weil sie uns mit »Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen« das vermutlich liebevollste Portrait Schwedens geschenkt hat. Zwar ist sie als Nazi-Sympathisantin umstritten, Fakt ist jedoch, dass sie sich für die Rettung jüdischer Flüchtlinge aus Deutschland einsetzte. Nicht nur die Schriftstellerin Nelly Sachs verdankte der stets gesellschaftlich engagierten Selma Lagerlöf das Leben. Am 20. November gedenken wir Lagerlöfs 149. Geburtstag.

Ein weiterer Nobelpreisträger hätte diese Woche was zu feiern: André Gide wäre am 22. November 138 Jahre alt geworden. Seine Biographie besteht zum größten Teil aus dem, was wohl die meisten Menschen naivromantisch unter der Lebensweise eines Schriftstellers verstehen: Reisen – andere kreative Leute treffen – Schreiben. Gide umgab sich gern mit anderen Künstlern und Autoren. So lernte er 1891 unter anderem Oscar Wilde kennen, der während dieses Paris-Aufenthaltes seinen Einakter »Salomé« verfasste. 4 Jahre später sollten beide Autoren sich zufällig auf einer Afrikareise in Algier wieder treffen, wohin Gide mehrmals reiste, um sein Tuberkuloseleiden etwas zu lindern.

Bleiben wir in Gides Heimatstadt Paris. Dort nahm sich 1970 unter ungeklärten Umständen der dritte Jubilar dieser Woche das Leben. Vermutlich am 20. April suchte Paul Celan an der Pont Mirabeau den Freitod in der Seine. Zuvor hatte der Dichter mehrere Aufenthalte in psychiatrischen Kliniken durchlaufen, nachdem er unter anderem versucht hatte, seine Frau mit einem Messer zu töten. Das Leid, das die Nationalsozialisten über seine Familie gebracht hatten, war wohl ein Grund für Celans gestörtes Seelenleben. In seinem bekanntesten Gedicht »Todesfuge« verarbeitet der Dichter die Geschehnisse in einem Konzentrationslager. Der kurzzeitige Geliebte Ingeborg Bachmanns wäre am 23. November 87 Jahre alt geworden.

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