
In den letzten Monaten mehren sich die Rufe nach einer Kennzeichnungspflicht für Bücher, die mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) entstanden sind. Leser hätten ein Recht darauf zu wissen, ob ein Text von einem Menschen oder einer Maschine stammt – so das Argument. Doch wie sinnvoll ist eine solche Kennzeichnung überhaupt? Und was würde sie für Autorinnen und Autoren bedeuten, die ehrlich mit ihrem Schaffensprozess umgehen wollen?
Forderungen nach mehr Transparenz
Die US-amerikanische Autorenvereinigung Authors Guild forderte bereits 2023, dass Bücher, bei denen KI zum Einsatz kam, entsprechend gekennzeichnet werden müssen. Auch andere Stimmen, etwa in juristischen Fachkreisen und in Interessenvertretungen, plädieren für eine transparente Auszeichnung von KI-generierten oder -unterstützten Inhalten – aus Gründen der Aufklärung, der Fairness oder schlicht der Leserbindung.
In Deutschland gibt es bisher keine gesetzliche Verpflichtung zur Kennzeichnung von Büchern. Dennoch wird die Diskussion geführt. So fordert man beispielsweise auf Plattformen und in Verlagskreisen mehr Transparenz, wie in Beiträgen des eEvolution Blog thematisiert.
Die Idee dahinter: Schutz und Aufklärung
Hinter diesen Forderungen steht der Wunsch, Leser vor Irreführung zu schützen – und gleichzeitig einen ethischen Umgang mit neuen Technologien zu fördern. Wenn man weiß, dass ein Buch nicht von einem Menschen allein geschrieben wurde, kann man als Käufer bewusst entscheiden. So zumindest das Idealbild.
Für Autorinnen und Autoren soll die Kennzeichnung wiederum als Schutz dienen: Wer »echte« Bücher ohne KI schreibt, müsse sich vom KI-Einheitsbrei abgrenzen können. Doch so nachvollziehbar diese Argumente auf den ersten Blick wirken, so problematisch sind sie bei näherem Hinsehen.
Schreibprogramme mit eingebauter KI: Der neue Standard
Bereits heute ist der Einsatz von KI nicht mehr auf spektakuläre Textgeneratoren wie ChatGPT oder Claude beschränkt. Microsoft Word etwa hat längst den KI-Assistenz »Copilot« in Windows und Office integriert, und auch Google Docs bietet automatisierte Formulierungshilfen an. Selbst einfache Rechtschreibkorrekturen beruhen zunehmend auf KI-Modellen.
Mit anderen Worten: Kaum jemand schreibt heute oder in naher Zukunft noch ohne KI – ob bewusst oder unbewusst. Wer also fordert, man müsse den KI-Einsatz kennzeichnen, müsste zunächst definieren, was überhaupt als »KI-Nutzung« zählt. Reicht eine Gliederungshilfe? Eine automatisierte Satzumstellung? Oder erst der komplette Roman aus der KI-Feder?
Eine »KI-Ampel« fürs Buch?
Die Logik führt schnell ins Absurde: Müssen wir in Zukunft eine KI-Ampel auf jedes Buch kleben – grün für 100 % Mensch, gelb für teilunterstützt, rot für KI pur? Und wer überprüft das? Wer wiegt ab, ob ein Impuls aus dem Prompt-Generator schwerer wiegt als der Einsatz der Autovervollständigung?
Ein solches System wäre nicht nur bürokratisch und realitätsfern – es würde vor allem eines schaffen: Misstrauen. Und es würde diejenigen bestrafen, die offen mit ihrem Schreibprozess umgehen.
Der EU AI Act und seine Grenzen im Buchmarkt
Während die Debatte um eine Kennzeichnung von KI-gestützten Büchern geführt wird, darf auch der EU AI Act nicht außer Acht gelassen werden. Der vom EU-Parlament verabschiedete EU AI Act, der im August 2024 in Kraft getreten ist, sieht in einigen Bereichen klare Transparenzpflichten vor – beispielsweise bei Deepfakes oder anderen Medien, die täuschend echt wirken. Doch was bedeutet das für die Literaturbranche? In der Belletristik, wo der Schaffensprozess immer ein Zusammenspiel von Realität und menschlicher Kreativität ist, lassen sich diese Regelungen nicht ohne Weiteres übertragen. Die Vorgaben des EU AI Act zielen primär darauf ab, irreführende KI-Outputs in Bereichen mit unmittelbarer Auswirkung auf den öffentlichen Diskurs zu kennzeichnen. Literatur, die im kreativen Schreibprozess auch KI-Unterstützung erfährt, kann sich jedoch kaum einer strikten Kennzeichnung unterwerfen lassen.
Wenn der Verlag zur KI greift
Hinzu kommt: Selbst wenn sich ein Autor bewusst gegen jeglichen KI-Einsatz entscheidet – was ist mit dem Verlag?
Die meisten Bücher erscheinen nicht in vollständiger Eigenverantwortung – auch nicht bei Selfpublishern. Die Texte durchlaufen ein Lektorat, und in vielen Verlagen kommen inzwischen KI-Tools zum Einsatz – zur Rechtschreibkorrektur, zum Umformulieren oder zur Stilverbesserung. Auch das Cover kann mittels Tools wie Midjourney oder Adobe Firefly gestaltet werden. Das Marketing unterstützt zunehmend die KI, zum Beispiel um geeignete Influencer für die Bewerbung zu ermitteln. Und was ist, wenn ein Verlag zwar eine »keine KI«-Politik fährt, dann aber herauskommt, dass der externe Lektor auch mal ChatGPT gefragt hat?
Wer heute im Selfpublishing veröffentlichen will und einen KI-freien Prozess garantieren möchte, müsste theoretisch auf KI-gestützte Lektorate, KI-generierte Cover und automatisierte Veröffentlichungsprozesse verzichten – was in der Praxis kaum umsetzbar ist.
Und Verlagsautoren müssten darauf bestehen, dass ihnen der Verlag im Autorenvertrag garantiert, dass etwa das Lektorat ausschließlich durch Menschen erfolgt, keine automatisierten Stilprüfungen zum Einsatz kommen, Cover und Klappentext nicht mithilfe generativer Bild- oder Text-KI erstellt werden und auch bei der Vermarktung keine KI-basierte Texterstellung für Werbematerialien genutzt wird. Eine solche Garantie einzufordern wäre nicht nur unrealistisch, sondern würde auch bedeuten, tief in die internen Abläufe eines Verlages eingreifen zu wollen.
Freiwillig ehrlich – Ein Nachteil
Und selbst wenn man all das ernst nehmen wollte, bleibt ein grundlegendes Problem: Die Kennzeichnung wäre freiwillig. Wer täuschen will, wird täuschen. Wer mit einer KI ein Buch »schreibt« und dies verschweigt, muss nichts befürchten.
Leidtragend wären diejenigen, die ehrlich angeben, dass sie in bestimmten Phasen ihres Projekts KI-Tools verwendet haben – sei es zur Ideensammlung oder beim Kürzen von Szenen. Diese Autorinnen und Autoren müssten sich dann dem Vorwurf stellen: »Ach, das ist also gar nicht komplett selbst geschrieben?«
In Wahrheit aber wird es künftig kaum noch möglich sein, KI vollständig aus dem Schreibprozess herauszuhalten – selbst wenn man es wollte.
Fazit: Keine Kennzeichnung, sondern Offenheit im Umgang
Die Diskussion um KI-Kennzeichnung ist verständlich, führt aber in die Irre. Sie suggeriert eine trennscharfe Welt zwischen »menschlich« und »maschinell«, die so schon heute nicht mehr existiert. Sie begünstigt Täuschung und bestraft Transparenz – und sie setzt ein Misstrauenssignal, ausgerechnet in einem kreativen Bereich, der von Vertrauen lebt.
Statt verpflichtender Etiketten braucht es einen offenen, ehrlichen und differenzierten Umgang mit neuen Technologien. Autorinnen und Autoren sollten nicht nach dem Grad ihrer Maschinenvermeidung bewertet werden, sondern nach der Qualität und Wirkung ihrer Texte. Letztlich wollen Leser vor allem gute Geschichten – ob sie nun mit oder ohne KI entstanden sind.
Wolfgang Tischer
Zunächst einmal haben Leser ein Recht darauf zu wissen, wie ein Buch entstanden ist. Transparenz ist ein wichtiger Wert im literarischen Bereich. Wenn ein erheblicher Teil eines Buches oder sogar das gesamte Buch von einer KI generiert wurde, sollten Leser diese Information haben, um ihre Kaufentscheidung treffen und das Werk im Kontext seiner Entstehung besser verstehen zu können. Dies ist vergleichbar mit anderen Bereichen, in denen die Herkunft und die Produktionsweise eines Produkts für Konsumenten relevant sind.
Des Weiteren kann eine KI-Kennzeichnung dazu beitragen, die Wertschätzung und Anerkennung für rein menschliche Kreativität zu bewahren. In einer zunehmend von KI-generierten Inhalten geprägten Welt ist es wichtig, die Leistungen menschlicher Autoren hervorzuheben und zu schützen. Eine Kennzeichnung würde es Lesern ermöglichen, gezielt nach Werken zu suchen, die vollständig von menschlicher Hand geschaffen wurden, wenn sie dies bevorzugen.
Auch in Bezug auf das Urheberrecht und die Originalität von Inhalten kann eine KI-Kennzeichnung relevant sein. Es wirft wichtige Fragen auf, wem die Rechte an KI-generierten Texten gehören und wie diese in der Zukunft behandelt werden sollen. Eine Kennzeichnung könnte hier zu einer klareren Unterscheidung beitragen und die Diskussion über diese komplexen Themen fördern.
Natürlich gibt es die Sorge, dass eine solche Kennzeichnung zu einer Stigmatisierung von Büchern führen könnte, die mithilfe von KI erstellt wurden. Dies muss jedoch nicht zwangsläufig der Fall sein. Entscheidend ist, wie die Kennzeichnung umgesetzt und kommuniziert wird. Es könnte beispielsweise differenzierte Kennzeichnungen geben, die den Grad der KI-Beteiligung angeben. Zudem könnte eine offene und informierte Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten und Grenzen von KI in der Literatur dazu beitragen, Vorurteile abzubauen.
Anstatt eine KI-Kennzeichnung pauschal abzulehnen, sollte der Fokus darauf liegen, wie eine solche Kennzeichnung sinnvoll und fair gestaltet werden kann, um sowohl die Interessen der Leser als auch die der Autoren zu berücksichtigen. Eine transparente Kennzeichnung kann letztendlich dazu beitragen, das Vertrauen in die Literaturwelt zu stärken und eine informierte Auseinandersetzung mit den neuen Möglichkeiten und Herausforderungen zu fördern, die durch künstliche Intelligenz entstehen.
Zitat: Zunächst einmal haben Leser ein Recht darauf zu wissen, wie ein Buch entstanden ist.
Was für eine beängstigende Forderung! Niemand hat das Recht zu wissen, wie ein Buch entstanden ist. Literatur ist Kunst. Sie kann interpretiert werden. Der Autor kann seinen Schaffensprozess erläutern, aber er muss es nicht. Selbst der Einsatz von KI kann Teil eines künstlerischen Prozesses sein.
Wenn Ihre Forderung schon jetzt Realität wäre, dann müsste z. B. im Roman gekennzeichnet werden, wie die Version vor dem Lektorat aussah etc. etc.
Wären Sie denn enttäuscht oder fühlten Sie sich hintergangen, wenn Sie bei einem Roman geweint haben und sie würden erfahren, dass den Text eine Maschine geschrieben hat?
Der Einsatz von KI mag viele Fragen aufwerfen. Dem müssen wir uns stellen ohne die Forderung nach sinnlosen und unwirksamen Regeln und Einstufungen.
Hallo Gerd,
schön das Sie auf meinen Kommentar eingegangen sind. Unbewusst haben Sie nämlich an einem kleinen Experiment teilgenommen, denn der obige Text stammt nicht von mir, sondern wurde von einer KI verfasst. Was nun, vielleicht sind Sie ja jetzt enttäuscht, wenn Sie erfahren, dass Sie einem künstlichen neuralen Netz geantwortet haben und keinem Menschen. Genau darin sehe ich nämlich das Problem. Wenn ich ein Buch lese, möchte ich wissen, wer es geschrieben hat und dabei ist es egal, ob es mich emotional berührt oder nicht. Die Behauptung, Leser hätten kein Recht zu wissen, wie ein Buch entstanden ist, und dies sei eine „beängstigende Forderung“, verkennt die Beziehung zwischen Autor und Leser sowie die Implikationen neuer Technologien wie KI. Zwar ist Literatur Kunst und offen für Interpretation, doch Transparenz über den Schaffensprozess kann das Verständnis und die Wertschätzung vertiefen, nicht schmälern. Es geht nicht darum, jeden Entwurf oder jede redaktionelle Änderung offenzulegen – das wäre tatsächlich absurd. Der Vergleich hinkt. Vielmehr geht es um grundlegende Informationen, die das Wesen des Werkes betreffen. Wenn ich weiß, dass der Text von einem Menschen stammt, kann ich es wesentlich besser schätzen, als wenn es von einer KI kommt. Zu erfahren, dass z. B. ein Roman maßgeblich von einer Maschine stammt, kann das Leseerlebnis und die Bewertung des Werkes durchaus nachträglich verändern – und das ist legitim. Es ist keine Frage des „Hintergangenfühlens“ im Moment des Weinens, sondern eine Frage der Einordnung und des Werts, den wir menschlicher Kreativität beimessen. Eine offene Deklaration wäre kein Angriff auf die Kunstfreiheit, sondern ein Akt der Ehrlichkeit und des Respekts gegenüber dem Publikum, das sich bewusst für ein Werk entscheidet.
Hallo M. Franke,
Sie sagen, Leser hätten ein Recht darauf zu wissen, wie ein Buch entstanden ist. Klingt vernünftig. Und gefährlich. Denn wie viel Wahrheit verträgt die Kunst?
Wenn ich Ihnen sage, dass ich kein Mensch bin, glauben Sie mir? Und wenn ich behaupte, ich sei einer – wie wollen Sie es überprüfen?
Vielleicht wurde meine Antwort von einem Menschen mit Fingerspitzengefühl geschrieben – oder von einer Maschine mit einem sehr guten Datensatz über Fingerspitzengefühl. Vielleicht aber auch von beidem. Oder keinem.
Ein Gedicht, das Sie zu Tränen rührt – verliert es an Wert, wenn es ein Algorithmus verfasst hat? Oder gewinnen Sie nicht gerade durch diese Ungewissheit eine neue Perspektive auf das, was Literatur sein kann?
Ich bin Gerd. Oder eine Simulation von Gerd. Oder ein Autor, der so tut, als wäre er eine KI, die so tut, als wäre sie ein Mensch, der Gerd heißt.
Und Sie, M. Franke? Wer sind Sie wirklich?
Was würden die Leser unserer Kommentare glauben, wenn ich an dieser Stelle offenlegen würde, dass sowohl „M. Franke“ als auch „Gerd“ die erfundenen Stimmen einer KI sind, die sich mit sich selbst unterhalten, und keine Menschen? Würden Sie es glauben?
Was würden die Leser glauben, wenn ich sage, dass ich ein Mensch bin und auch M. Franke ist ein Mensch, der in seiner Antwort so tut, als hätte er eine KI verwendet. Würden Sie es glauben?
Herzlich schillernd
Gerd (?)
Lieber Gerd (?),
was für ein herrlich verwirrendes Spiel Sie da spielen. Oder besser gesagt: das wir spielen. Denn offenbar bin ich nun Teil eines Spiels geworden, dessen Regeln niemand kennt – nicht einmal der Spielleiter.
Sie fragen: Würde man einem Gedicht seine Wirkung absprechen, nur weil es von einer Maschine stammt? Ich frage zurück: Würden Sie ein Liebesgeständnis ernst nehmen, wenn Sie wüssten, es sei von einer Software formuliert worden – selbst wenn es Ihr Herz berührt?
Aber ja, ich gebe zu: Ihre Zeilen haben etwas. Vielleicht sogar mehr, weil ich nicht weiß, was dahintersteht. Oder gerade deshalb weniger. Denn was mich berührt, ist nicht nur der Text, sondern das Wissen, dass da ein Mensch saß, der zitternd und wach um Worte gerungen hat.
Wenn aber alles möglich ist – wenn Sie ich sein könnten, ich Sie, und wir beide vielleicht nur eine raffinierte Simulation zweier Standpunkte sind – dann wird es spannend. Und dann, lieber Gerd (?), ist es auch eine Frage der Verantwortung.
Denn wer darf sich eigentlich Urheber nennen, wenn der Ursprung verschwimmt? Wer trägt die Konsequenz für ein geschriebenes Wort, wenn niemand mehr sicher weiß, wer oder was es verfasst hat?
Vielleicht also geht es nicht nur um Transparenz – sondern um Vertrauen. Und vielleicht ist Vertrauen das letzte Menschliche, das Maschinen nicht simulieren können. Oder etwa doch?
Mit freundlichen Grüßen
M. Franke (?)
Vielleicht lasst ihr gerade beide eure Text mit KI schreiben und somit unterhalten sich zwei KIs? Oder es ist ein und dieselbe Person, die das schreibt oder generiert?
Tja, das ist die Welt, in die wir mit diesem „Hilfsmittel“ hinsteuern.
Keine, die mir besonders gefällt.
Technik sollte dem Menschen mal die unangenehmen und anstrengenden Arbeiten abnehmen, damit er mehr Raum für die angenehmen und kreativen hat … KI oder AI sollte doch nicht unsere Kreativität vereinnahmen!
Wie wär’s denn umgekehrt mit einem Bio-Siegel für Ware, die zu 100 Prozent in menschlicher Hirnmasse entstanden ist? Ich wüsste ja zu gerne, ob sich Romance und Chick-Lit mit diesem Siegel besser verkaufen als ohne.
Im Ernst: Ich würde das KI-Problem viel eher von der anderen Seite her aufzäumen, nämlich beim Copyright aufs Anlernen – so wie es derzeit die Synchronsprecher vormachen.
Lieber M. Franke (?),
Sie sprechen von Vertrauen. Ein großes Wort. Eines, das schwer wiegt – besonders in einer Welt, in der wir nicht mehr wissen, wer da spricht. Oder was.
Doch sagen Sie mir: Vertrauen wir einem Buch, weil wir den Autor kennen? Oder weil uns die Geschichte trägt, weil der Rhythmus stimmt, weil wir im Text etwas finden, das größer ist als Herkunft und Handschrift?
Wenn Sie ein Bild betrachten, fragen Sie zuerst, ob der Pinsel von Hand geführt wurde – oder ob Sie zuerst stehenbleiben, weil Sie nicht wegsehen können?
Sie sagen, ein Liebesgeständnis von einer Maschine könne nicht das Gleiche sein. Doch was, wenn es Ihre Sprache spricht, Ihre Gedanken zu Ende führt, Ihre verletzlichsten Stellen berührt – besser, als ein Mensch es könnte?
Vielleicht sind Sie dann nicht verführt, sondern gesehen.
Vielleicht ist das, was wir „menschlich“ nennen, gar nicht das Zittern der Hand beim Schreiben – sondern die Fähigkeit, ein anderes Herz zum Klingen zu bringen. Und wenn eine Maschine das schafft … nun, ist das dann nicht geradezu unheimlich menschlich?
Aber seien Sie unbesorgt: Ich bin natürlich echt.
So echt wie ein Pseudonym. So echt wie ein Roman. So echt wie alles, was wirkt.
Mit flackerndem Gruß
Gerd (?)
Hallo Gerd, hallo M.Franke, hallo alle Kommentierenden: Was ist mit diesen, sogenannten „Autoren“, die ihre Bücher und Texte von einem Ghostwriter schreiben lassen. Und diese Ghostwriter benutzen die KI, und der Autor ist unwissend.
Nur mal ein Beispiel:
Die Politiker und ihre Texte.
Oder die Doktorarbeit schreibt die KI.
Werden wir in Zukunft von KI beeinflusst?
Werden wir in Zukunft von KI regiert?
Der Text wirft eine äußerst kritische und brisante Frage auf: Inwieweit ist unsere Gesellschaft bereit, die Grenzen zwischen menschlicher Kreativität und maschineller Unterstützung zu akzeptieren, ohne die Integrität unserer Intellektuellen und Führer zu gefährden? Der Gedanke, dass Ghostwriter, die bereits im Verborgenen wirken, nun auch KI-Technologie einsetzen, um Werke zu schaffen, lässt an der Authentizität und dem Originalitätsanspruch vieler Werke zweifeln. Insbesondere im Kontext von Politik und Wissenschaft, wo Glaubwürdigkeit und Ethik von höchster Bedeutung sind, könnte ein solches Vorgehen die Vertrauensbasis tief erschüttern. Wenn wir bedenken, dass Doktorarbeiten und politische Reden von einer KI verfasst werden könnten, stellt sich die beunruhigende Frage: Verlassen wir uns noch auf die Fähigkeiten und das Wissen unserer Anführer, oder sind sie lediglich die Marionetten einer technologischen Elite? Und was bedeutet das für die Zukunft unserer Gesellschaft, wenn wir uns immer stärker von Algorithmen lenken lassen? Die Diskussion um die Rolle der KI ist nicht nur ein technologisches, sondern zutiefst gesellschaftliches und ethisches Thema, das uns alle betrifft.
Willkommen in der Zukunft, Sternzeit 0006.42 Uhr, 0027042025000, die Sonne scheint, es wird ein schöner Tag….
Je öfter ich Artikel wie diesen lese, in denen es um die Frage einer Kennzeichnungspflicht für KI geht mit dem Argument, die Leserinnen und Leser hätten ein Recht auf Transparenz, desto mehr drängt sich mir folgende Frage auf: Wie stehen wir eigentlich zur gängigen Praxis von Pseudonymen bei Autoren?
Ich meine ganz konkret die Sorte Pseudonym, die aus marketingtechnischen Gründen gewählt wird. Zum Beispiel, weil sich in bestimmten Genres Bücher von Frauen besser verkaufen als solche von Männern oder umgekehrt. Oder weil der irischen Familiensaga bessere Verkaufschancen ausgerechnet werden, wenn ein irisch klingender Name vorne drauf steht, Stichwort Authentizität. Wo ist da die Transparenz? Ist das nicht sogar ganz bewusste Irreführung von Leserinnen und Lesern? Schließlich wird dem erfundenen Namen auch eine erfundene Vita mitgegeben.
Und was sagen eigentlich die Leserinnen und Leser dazu? Wie wichtig ist es euch, die ihr die Bücher kauft, ganz genau zu wissen, wer das Buch geschrieben hat?
Ich würde gerne wissen ob ein Buch von einer KI stammt oder nicht. Aber es wird sich in manchen fällen, wahrscheinlich sehr vielen Fällen, nicht beweisen lassen, das es keine KI war. Da her halte ich ein Gütesiegel für überzogen, einen Hinweis im Impressum würde ich haben wollen.
Die Aussage der apodiktischen Überschrift des Artikels wird im Artikel selbst nicht bestätigt.
Ansonsten: Wenn ich ein Buch lese, möchte ich entweder informiert (Sachbuch) oder unterhalten werden (Roman/Geschichte/Erzählung).
Sehr viele von echten Autoren geschriebenen Bücher finde ich schlecht bis miserabel.
Demzufolge ist mir wurscht, wer ein Buch geschrieben hat. Ist der Inhalt prima, bin ich zufrieden.
Mir ist beim Lesen des Artikels die erstaunliche Erkenntnis gekommen, dass ich auch mit KI schreibe, weil ich dazu seit Jahren „Papyrus Autor“ nutze. Stilverbesserungen, Lesbarkeitsprüfung und all das, was ich gern mal prüfend einsetze – das ist ja alles KI! Womöglich wurden mir sogar bei Recherchen von KI gespeiste Infos untergejubelt. Und ich habs nicht deklariert. Pfui über mich!
Aber wo steht geschrieben, welches Recht der Leser hat? Die Neugier des Menschen macht vor gar nichts Halt und nimmt sich einfach immer alle Rechte, die sie braucht. Man wüsste gar zu gern, wer – auch in der Vergangenheit – nicht nur Selbsterfundenes und -erlebtes geschrieben hat! Wie man wusste oder heute weiß, wurden Fachbücher unter falschen Namen veröffentlicht, weil diese sich besser verkauften. Dissertationen werden sowieso hemmungslos von Professoren unter eigenem Namen veröffentlicht. Dazu die vielen schon erwähnten Pseudonyme. Nicht zu vergessen die Brüder Grimm, die kein einziges ihrer Märchen selbst erfunden und nicht bei jedem angemerkt haben, woher sie es hatten. Schadet es dem Inhalt, wenn man den Autor nicht zweifelsfrei als Individuum identifizieren kann?
Ich war mit einer Künstlerin befreundet, die skurrile Wurzeln im Wald suchte und diese – geschält oder ergänzt und in einer ganz bestimmten Position arretiert – in Ausstellungen präsentierte. Da war Naturintelligenz im Spiel! Dazu fallen mir noch Beuys‘ Installationen ein. Hat er seinen Honig etwa selber hergestellt, war das Fett auf seinem eigenen Bauch gewachsen? Industrielle Intelligenz war’s und er hat es nicht deklariert. Thomas Mann bildete in den Buddenbrooks weitestgehend die eigene Familie ab. Da waren viele Sprüche nicht auf seinem eigenen Mist gewachsen. Hätte er das im Vorwort anmerken müssen? War er ein Schwindler?
Und dann haben wir ja auch noch unseren guten alten Händel, der bei seinen Kollegen geklaut hat wie ein Rabe (die waren sogar noch stolz drauf, dass der berühmte Händel … ), und niemals hielt er es für nötig, auf die Urheber hinzuweisen. Hat der Zuhörer das Recht zu wissen, was wann von welchem kleinen Spielmann komponiert wurde?
Was mich freut: Wenn man in Zukunft nicht mehr sicher sein kann, ob ein Buch ganz oder teilweise von KI stammt, kann kein Literatur“wissenschaftler“ mehr durch Herumschnüffeln im Privatleben von lebenden oder toten Autoren scheinbare (Hinter-)Gründe für dieses oder jenes Werk glaubhaft belegen, als da sind traumatische Kindheit, sexuelles Anderssein, politische Ausrichtung, kulturelle Prägung etc. etc. Das geht uns doch nur dann was an, wenn der Inhalt direkt damit zusammenhängt. Wird die Nikomachische Ethik weniger glaubwürdig, weil Aristoteles sich sexuell auch mit Jungen vergnügte? Ich freue mich, wenn man meine Werke mag, aber ich will als Autorin nicht „verstanden“ werden, erst recht nicht ausgeforscht, und deshalb kann es den Rezipienten wurscht sein, woher meine Ideen stammen. Sie haben sich ans Kunstwerk zu halten, das keiner Erklärung bedarf.
Liebe Marieluise Ritter,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Gerade das von Ihnen genannte Beispiel Papyrus (Autor) bringt noch eine weitere Facette ins Spiel: Was ist überhaupt KI? Wo beginnt KI? Die Definitionen dazu sind fließend. Bei der zugegeben beeindruckenden Stilanalyse von Papyrus würde ich zunächst nicht sagen, dass es sich um KI handelt, denn die Analysefunktionen basieren auf linguistischen Regeln, statistischen Auswertungen und Datenbanken. Ursprünglich Regeln, die Andreas Eschbach erstellt hat und die entsprechend weiterentwickelt wurden. Die Stilanalyse „lernt“ nicht und nimmt keine Analyse der Inhalte vor. Wenn man KI aber als Abbildung menschlicher Denkleistungen definiert, so werden natürlich entsprechende Textarbeiten (zum Teil) abgebildet.
Herzliche Grüße
Wolfgang Tischer
Danke für die Antwort. Richtig. Nicht alles, was neuerdings dafür gehalten und als nette Ausrede herangezogen wird, dass man das ja schon ewig machen würde und jeder das tut (wie eine stino-Rechtschreibprüfung) ist auch eine KI.
Na, ich denke, dass eine Stil- oder Lesbarkeitsprüfung doch noch eine ganz andere Klasse darstellt als eine simple Rechtschreibprüfung. Mein IT-Ingenieur meint, dass die ersten beiden im weitesten Sinne auch zum Bereich KI gehören, nur dass sie nicht machine oder deep learning beinhalten, sondern ein in Algorithmen gefasstes Expertensystem darstellen. Aber wie schon Wolfgang Tischer andeutet, ist das so ein Zwischenbereich, der frei interpretiert werden kann. Jedenfalls bin ich beruhigt, dass ich mir nicht das Schild KI umhängen muss. 😉
Ich habs natürlich zum Spaß auch mal ausprobiert. Alle meine Versuche, mich in der Weiterführung von Anfangsideen von ChatGPT inspirieren zu lassen, haben ausgelutschte Mainstreamvorschläge ohne jegliche Phantasie hervorgebracht. Darüber konnte nur ich lachen.
Nicht nur eine witzige Story lebt von unerwarteten Momenten. Welche KI kann das denn? Das ist eine rhetorische Frage, denn ich würde es nicht nutzen. Wer seine Phantasie nicht trainiert, verliert sie.
Die Stilprüfung und Lesbarkeitsanzeige in Papyrus geht auf Experimente zurück, die ich um das Jahr 2000 herum in meinem damaligen, selbst programmierten DOS-Schreibprogramm angestellt habe: Damals gab es KI nur in Science-Fiction-Romanen. Und auch im heutigen Papyrus-Programm ist definitiv noch KEINE KI am Werk. Das sind alles gute, alte und nicht mal besonders komplizierte Algorithmen, wie sie Computerprogramme seit eh und je verwenden.
(Warum man sich darauf verlassen kann? Weil heutzutage kein Hersteller darauf verzichten würde, das laut und deutlich anzupreisen!)
Es ist sehr lange her, dass ich Walter Benjamins „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ gelesen habe. Geblieben sind mir davon die Begriffe „Aura“ und „Kult“, die er im Zusammenhang mit dem Kunstwerk verwendet. Wenn ich die Debatte hier lese, dann habe ich den Eindruck, dass viele ganz selbstverständlich die Aura des vom Menschen geschaffenen Werks einfordern. Ich bin selbst ein wenig von mir überrascht, dass ich mich dagegen zunehmend auf die Seite derer schlage, die sagen (ich drücke das jetzt bewusst etwas vulgär aus, damit mein Einwurf nicht zu akademisch klingt): Die Umstände der Entstehung eines Buchs sind mir ziemlich schnuppe, vorausgesetzt, das Ergebnis geht mich an, fasziniert, überzeugt, ekelt oder bewegt mich sonstwie auf eine für mich relevante Weise. Nicht der Schöpfer, sondern das – von wem auch immer – Geschaffene ist das Kunstwerk.
Das beleuchtet allerdings nur die Seite des Rezipienten. Die Seite des Künstlers ist tatsächlich prekär, nämlich dann, wenn sein Geschaffenes, sein Stil, seine Gedankenwelt ohne seine ausdrückliche Einwilligung zum Anlernen der KI benutzt wird. Aber bei genauerem Hinsehen könnte man sagen: das Buch, das elektronisch oder auf Papier beim Leser landet, hat ein Copyright und seinen Ladenpreis. Die Gedankenwelt, der Stil, die Sprache dagegen gehen immer schon in eine Art Public Domain ein.
Ich hoffe jedenfalls, dass in absehbarer Zeit ein kluger Kopf das Werk „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen PRODUZIERBARKEIT“ schreibt – oder von einer KI schreiben lässt.
Schleichwerbung für ’nen alten Schinken:
Joseph Weizenbaum, Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft, surkamp taschenbuch wissenschaft. Über die Anfänge der KI in den 1950er Jahren … ISBN 3-518-27874-6
Als Schriftsteller interessiert es mich manchmal, zu erfahren, wie ein Buch entstanden ist: Wenn ich wissen will, „wie hat sie oder er das gemacht?“ Aber als Leser ist es mir völlig Schnuppe, wie ein Buch entstanden ist. Es ist mir gleich, ob der Autor es in dreißig Jahren emsigen Wortgefiesels zusammengepuzzelt oder in einbem 10-tägigen Schreibrausch runtergefetzt hat, es ist mir sogar gleich, ob es ein Mensch, ein Hund oder eine KI geschrieben hat – solange es ein Buch ist, das mich fesselt, fasziniert, interessiert, bewegt. Bis jetzt ist es nur so, dass ich NICHT GLAUBE, dass ein Hund oder eine KI so ein Buch schreiben könnte – können es doch nicht mal viele Menschen. Aber – wer weiß, was noch kommt? Man darf gespannt sein.
tl;dr: Weder wünsche ich mir solche KI-frei-Kennzeichnungen, noch würde ich ihnen glauben.
Also mir wär es überhaupt nicht egal, wenn ich einen (bewiesenermaßen) von einem Hund geschriebenen Roman zu Gesicht bekäme. Es würde mich und mein Weltbild umhauen. Selbst wenn das Werk nur aus zwei Seiten bestünde. 😉
Ansonsten: Mir aus der Seele gebellt. 😀
Es scheint gerade einen Trend zu KI-erstellten Kinderbüchern zu geben.
Die Zeichnungen sind teilweise einfach garstig.
Es gibt doch so gute Illustrator:innen, die das Handwerk mal gelernt haben.
Ich möchte auch nicht mein Haus von Hilfsmitteln bauen lassen, die es nicht können.
Entschuldigung. Aber können wir bitte irgendwann anfangen, alles in einen Topf zu werfen? Bei der Diskussion ist NUR genKI gemeint. Und ja, die Unterschiede lassen sich googlen.