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Video-Interview: Neobooks startet neue Selfpublishing-Plattform

Im Interview: Projektleiter Andreas Ländle von neobooks.com

Der Droemer Knaur Verlag hat seine Selfpublishing-Plattform Neobooks komplett überarbeitet. Neben einem neuen Design wurde das Hochladen und Konvertieren der Manuskripte für Autorinnen und Autoren vereinfacht.

Was ist sonst noch neu bei Neobooks? Was bringt die Plattform den Autorinnen und Autoren? Und was bringt sie dem Verlag Droemer Knaur?

Wolfgang Tischer vom literaturcafe.de hat sich mit Michael Döschner, Verlagsleiter Elektronisches Publizieren bei Droemer Knaur, und Neobooks-Projektleiter Andreas Ländle getroffen und über den Neustart und die Bedeutung von Self-Publishing gesprochen.

Als Self-Publishing noch nicht Self-Publishing war

Droemer Knaur startete die Autoren-Plattform neobooks.com bereits 2010. Das war zu einer Zeit, als noch niemand von »Self-Publishing« gesprochen hat. Autoren konnten ihre Texte dort online stellen und sich gegenseitig bewerten. Den Besten wurde ein Platz im offiziellen Verlagsprogramm von Droemer Knaur versprochen. Ein Konzept, das damals nicht nur vom literaturcafe.de kritisch gesehen wurde, da sich auf diesem Wege nicht immer die besten Texte an die Spitze schoben.

Mit dem 2011 aufkommenden E-Book- und Self-Publishing-Boom wurde die Plattform neu ausgerichtet. Neobooks fungierte fortan auch als Distributor, der es den Autoren ermöglicht, ihre Texte über die Plattform bei Amazon, Apple und anderen wichtigen Online-Shops einzustellen. Die virtuelle Autorengemeinschaft wurde etwas in den Hintergrund geschoben. Das hat ihr durchaus gut getan, und tatsächlich wanderten in den letzten Jahren einige der bei Neobooks eingestellten Manuskripte ins reguläre Tachenbuch-Programm des Verlages.

Droemer Knaur gehört zum Holtzbrinck-Konzern und daher nutzt seit über einem Jahr auch der Holtzbrinck-Schwesterverlag Rowohlt die Plattform zur Talentsuche. Weitere Holtzbrinck-Verlage – hierzu gehören zum Beispiel S. Fischer oder Kiepenheuer & Witsch – könnten folgen.

Neobooks war in die Jahre gekommen

Doch Neobooks war in die Jahre gekommen. Obwohl früh dabei, war die Plattform zuletzt nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit. Das Hochladen der Manuskripte war ausschließlich über ein vorgegebenes Word-Layout möglich, und das Design mit Holzoptik wirkte altbacken und sah mehr nach Bauzaun als nach innovativer Self-Publishing-Plattform aus.

Technik und Upload: Alles neu bei Neobooks

Das ist seit dem 12. Mai 2015 anders geworden. Technisch und gestalterisch wurde Neobooks komplett überarbeitet. Die Oberfläche wirkt nun frischer und aufgeräumter, Satellitenseiten wie das Blog wurden unter einem Dach vereint. Die Website ist zudem endlich auf Mobilgeräten nutzbar.

Komplett neu aufgesetzt wurde auch das Herzstück der Plattform: das Hochladen und Konvertieren von Word- und erstmals auch EPUB-Dateien. Autoren, die das notwendige Know-How besitzen, haben mit diesem E-Book-Format mehr Kontrolle über das Aussehen ihres fertigen Digitalbuchs. Bereits im Vorfeld des eigenen Neustarts konnte man bei Droemer Knaur die Technologie an die Tolino-Allianz lizenzieren, die sie für die ebenfalls vor wenigen Tagen gestartete eigene Selfpublishing-Plattform nutzt.

Neobooks erlaubt schon seit geraumer Zeit, dass Autoren die Amazon-Plattform selbst bestücken können, um ihre Einnahmen zu optimieren. Mit dem Neustart können nun auch die Online-Shops der Tolino-Allianz ausgeschlossen und selbst versorgt werden. Neobooks liefert dann das konvertierte E-Book nur an die restlichen verbliebenen Shops wie beispielsweise die von Apple oder Google aus.

Das wirft natürlich die Frage auf, warum man überhaupt noch eine Plattform wie Neobooks benötigt? Im Stuttgarter Schriftstellerhaus hat sich Wolfgang Tischer vom literaturcafe.de mit Andreas Ländle und Michael Döschner getroffen. Döschner ist als Verlagsleiter Elektronisches Publizieren im Hause Droemer Knaur für die Digitalstrategie verantwortlich und somit auch für das junge Neobooks-Team. Andreas Ländle ist als Projektleiter für die Neugestaltung zuständig, betont jedoch, dass am Umbau eine Vielzahl von Personen beteiligt war.

Wie hat sich Neobooks in den letzten Jahren entwickelt und verändert? Was kann man als Autorin oder Autor tun, um fürs gedruckte Verlagsprogramm entdeckt zu werden? Und welche Erfahrungen und Lehren hat der Verlag aus dem Betrieb einer eigenen Selfpublishing-Plattform gezogen? »Wir lernen durch die Palttform sehr viel«, stellt Michael Döschner im Interview fest. Zudem werde das Rollenverständnis der Verlags hintefragt. Und wie stellen sich Ländle und Döschner die Plattform in zwei oder drei Jahren vor?

Sehen und hören sie hier das ausführliche Gespräch im Video:

Fazit: Wozu braucht man Neobooks?

Wer sich auf Self-Publishing-Websites, bei Facebook oder in den Kommentaren des literaturcafe.de umsieht, wird immer Stimmen finden, die sagen, dass man als Autor eigentlich alle relevanten E-Book-Plattformen selbst bestücken und man daher im Sinne der Umsatzmaximierung auf Distributoren verzichten könne. Allerdings erfordert dies ein gewisses Know-How und die Bereitschaft, die unterschiedlichen Plattformen selbst zu versorgen, unterschiedliche Logins und Eingabemasken zu bedienen, sich teilweise auch mit administrativen Dingen zu befassen und die Daten der verschiedenen Shops im Blick zu haben.

Nicht alle Autorinnen und Autoren haben Lust dazu. Für sie sind Distributoren eine gute Lösung, die Daten nur einmal einzugeben, und das E-Book ist auf allen wichtigen Plattformen verfügbar. Wer grundsätzlich Bedenken hat, Steuerangaben gegenüber US-Behörden zu machen, wie es bei Amazon erforderlich ist, ist ebenfalls bei einem deutschen Distributor besser aufgehoben. Ebenso werden kleine Zusatzdienste wie die Pflichtablieferung bei der Deutschen Nationalbibliothek übernommen. Auch die beliebten Preisaktionen sind über Distributoren einfacher abzuwickeln und es besteht weniger Gefahr mit der Preisbindung Probleme zu bekommen.

Mit der Neugestaltung ist Neobooks wieder auf der Höhe der Zeit angekommen, insbesondere auch, was den Datei-Upload betrifft. Auch die Autoren-Community kann für manche Autoren wichtigen Austausch mit Kollegen. Testlesern und dem Neobooks-Team bieten – und zu wichtigen Rezensionen führen.

Die Möglichkeit, dass man als Self-Publisher bei Neobooks näher am Verlag dran ist und potenziell ins reguläre Verlagsprogramm wandern könnte, ist natürlich verlockend. Jedoch sollte man sich hier keinen Illusionen hingeben: Wer nicht in den Top-Genres wie Liebesroman, Krimi, Thriller oder Fantasy unterwegs ist und gute Verkaufszahlen und Rezensionen vorweisen kann, dürfte für Droemer Knaur nicht unbedingt interessant sein.

Ebenfalls bietet Neobooks keinen Übergang zum Print-on-Demand-Buch. Aber auch das – so hören wir im Interview – kann sich demnächst vielleicht ändern.

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