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Superblogs 2007: Billige Marketing-Idee für unter 1.500 Euro

Superblogs auf technoratiDer Podcast des literaturcafe.de wurde für die Superblogs 2007 nominiert. Wir haben dankend abgelehnt und gebeten, uns von der Liste der Nominierten zu streichen. Bei einem solchen »Wettbewerb« wollen wir nicht dabei sein.

Warum? Weil es eigentlich kein Wettbewerb ist. Der Veranstalter Hitflip (www.hitflip.de), der in der Vergangenheit bereits durch aggressive, nervige und zum Teil höchst dubiose Marketingkampagnen aufgefallen ist, will damit nur ein paar Bauern fangen, um seinen Tauschdienst bekannter zu machen. Und Wettbewerbe sind ein beliebtes Mittel der Bauernfängerei. Übrigens auch im Literaturbereich, wo sie häufig den schwarzen Schafen der Zuschussverlage helfen, neue Opfer zu finden.

Natürlich ist Hitflip selbst kein unseriöses Angebot. Die Buch- und DVD-Tauschbörse erfreut sich bei vielen durchaus großer Beliebtheit. Umso trauriger, dass man zu solch billigen Marketing-Aktionen wie den Superblogs greifen muss, die lediglich die Naivität einiger Blogger ausnutzt. Denn billig ist die Maßnahme im wahrsten Sinne des Wortes: Gerade einmal knapp 1.500 Euro kostet eine Kampagne, die die Tauschbörse ins Gespräch bringt und zusätzlich viele Links, Klicks und Neukunden. Mit herkömmlichen Mitteln wie Anzeigenwerbung wäre das zu diesem Preis nicht möglich.

Wie funktioniert das Ganze? Hitflip schreibt einen Wettbewerb aus und nennt ihn Superblogs 2007. Ausgezeichnet werden sollen damit nicht die großen Blogs, sondern die kleinen, die sich – oh, welch Zufall – exakt mit den Themengebieten beschäftigen, in denen Hitflip das größte Kundenpotenzial für die Tauschbörse vermutet. Dem Ganzen gibt man einen höchst demokratischen Anstrich, indem jeder jeden zur Nominierung vorschlagen kann. So etwas wandert natürlich durch die Blogs mit dem Ergebnis, dass sich mindestens jeder Blog-Betreiber schon einmal selbst vorschlagen wird. Das gibt für Hitflip einige neue Links, die sich wiederum gut bei der Google-Platzierung oder bei der Blog-Suchmaschine Technorati auswirken und vielleicht schon die ersten neuen Kunden bringt.

Noch während die Vorschlagsphase läuft, gibt man die ersten Nominierungen bekannt. Die Nominierten freuen sich natürlich über die Aussicht auf den pompös klingenden Preis und schreiben darüber wiederum begeistert in ihren Weblogs. Selbstverständlich unterstützt dies der Veranstalter, indem er vorgefertigte Code-Schnipsel und Buttons anbietet, die die Nominierten auf ihre Homepage setzten können. Folge: Hitflip profitiert von weiteren Links und positiven Erwähnungen.

Und da bei diesem Wettbewerb eben nicht die Qualität entscheidet, sondern bei einer Publikumsabstimmung eben die gewinnen, die die meisten Stimmen auf sich vereinigen können, werden die nominierten Blogger nochmals alles daran setzten, um Freunde und Bekannte auf die Hitflip-Site zu locken, damit sie dort für das eigene Weblog stimmen, sofern man dies nicht per Klickbetrug schon selbst besorgt.

Wie’s weitergeht, ist klar und muss hier nicht näher beschrieben werden. Dass sich auf der Liste der Nominierten auch Weblogs von Beratern der Firma befinden, soll hier ebenfalls nicht näher beleuchtet werden. Nur eine Erwähnung der Gewinne soll noch folgen: Da ist zum einen ein Gegenlink im Hitflip-Weblog – das kostet den Veranstalter nichts; dann ein Pokal, dessen Wert im einstelligen Euro-Bereich liegen dürfte; und schließlich 200 Euro Preisgeld in jeder der 6 Kategorien.

Alles in allem zahlt der Veranstalter nicht einmal 1.500 Euro für die Aktion. Von den Personalkosten wollen wir absehen, da der Einsatz nicht hoch ist und so etwas mit hauseigenen Mitarbeitern oder Praktikanten gestemmt werden kann. Nun mögen 1.500 Euro für einige viel Geld sein, doch vergleicht man diesen Betrag mit den Kosten, die Bannerwerbung, Google-Anzeigen oder gar der Einsatz eines professionellen Suchmaschinenoptimierers bedeuten würden, dann ist diese Summe als verschwindend gering zu betrachten.

Natürlich ist dieser Wettbewerb nichts Unredliches, doch wollen wir kein Glied einer Marketingkette sein, die Blogger bloß als Linkvieh missbraucht. Daher gibt es hier auch keinen direkten Link zu Hitflip, denn sonst wäre dieser Artikel kontraproduktiv.

Nachtrag aus dem Jahre 2008:
Viele haben gar nicht gemerkt, dass sich der Artikel auf den Wettbewerb 2007 bezog. Im Jahr 2008 hat Hitflip den »Wettbewerb« erneut durchgeführt, denn günstiger und schneller sind Links nicht zu bekommen. Und natürlich haben auch 2008 nicht die besten Blogs gewonnen, sondern meist die, die Ehre und Moral über Bord geworfen haben und die simplen Klicksperren am besten aushebeln konnten. So sieht man sich beispielsweise bei Schallgrenzen als »moralischer Sieger«, weil man an den albernen Klickbetrügereien nicht mitgemacht hat. Der Betreiber des Blogs schreibt: »Eigentlich sollte ich mich ja selbst ohrfeigen, das ich bei diesem Voting zum Superblog 2008 (Sparte Musik) mitgemacht habe.«

Zu dieser Hitflip-Aktion ist bereits 2007 alles gesagt worden, und die Diskussion soll hier nicht nochmal aufgewärmt werden (und womöglich dann 2009 erneut), sodass die Kommentare geschlossen wurden. Wer will, der kann z. B. hier oder hier kommentieren.

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11 Kommentare

  1. In der Tat – mir war schon die vorangegangene Aktion suspekt, in der extrem nach Links gefischt wurde. Das Angebot selbst mag ja aller Ehren wert sein, aber die Methoden mit denen man wirbt zeugen nicht gerade von – nun – Fingerspitzengefühl.
    Ich muss mal schauen ob ich von denen nominiert worden bin, ich glaube nicht – und ehrlich gesagt, ich möchte auch nicht in einer Liste stehen in der möglicherweise das DSDS-Blog zu finden ist… Es gibt Dinge, die müssen nicht sein…
    Ad Astra

  2. Immer geht es um Verbreitung, Werbung und Bekanntmachung [wann ist es Information?].Nun ist das Internetz an der Reihe, für gute und schlechte Werbe- bzw. „Informations“-auftritte zu sorgen.

    Immer geht es um Verbreitung. Warum schreibe ich diesen Kommentar? Um einerseits meine Meinung kund zu tun, andererseits um meine WebSite dezent anzupreisen.

    Die Frage ist auch, wie wäre die Grundstimmung des Artikels ausgefallen, wäre das Preisgeld nicht etwa 1.500,- sondern 150.000,- ?
    Ich befürchte, es bewahrheitet sich: das Geld macht die Musik 😉

    Und wir spielen alle mit.
    Ob wir wollen oder nicht.

  3. Hi,

    ich bin Andre, einer der Mitgründer von Hitflip und verantwortlich für Superblogs.

    Vielen Dank für die konstruktive Kritik. Was ich bei dem „Vorwurf“ nicht ganz verstehe: die meisten Leute verlinken, wenn überhaupt, auf den Blog. Den zu pushen bringt uns nicht viel, schliesslich verdienen wir damit kein Geld. Wenn das Ganze wirklich „nur“ eine Linksammelaktion wäre, statt wie bei uns nachzulesen Spaß und Dialog mit Bloggern, dann würden wir doch versuchen Links zu www. hitflip.de zu sammeln, oder? Wer sich mit SEO ein wenig beschäftigt der weiß, dass Subdomains von Google und co. als „getrennte Baustellen“ gesehen werden.

    Zudem scheint es den meisten Teilnehmern wirklich Spaß zu machen. Und das die allermeisten unser symbolisches Preisgeld spenden, finden wir auch klasse.

    Viele Grüße

    Andre

  4. Nachvollziehen kann ich diese Kritik an der Hitflip-Aktion nicht. Was haben abzockende Zuschussverlage mit dem Hitflip-Marketing zu tun? Dass sich Herr Gassner und Don Alphonso nicht mögen – naja, ist wohl ihr Problem.

    Aber wieso wisst Ihr bevor die Abstimmung überhaupt stattfindet, dass man als nominierter Blogbetreiber per „Klickbetrug“ sein Blog selbst nach oben pusht, wenn man doch noch gar nicht weiß, wie Hitflip diese Abstimmung technisch händelt (IP-Sperre etc.)?

    Das Qualitätskriterien bei einer solchen Abstimmung keine Rolle spielen, mag sein. Aber wer will denn bestimmen, was „gute“ Blogs sind, wer fühlt sich berufen, solche Qualitätskriterien aufzustellen? Wenn Ihr Vorschläge habt – nur her damit.

    Natürlich geht es Hitflip um Aufmerksamkeit – wenn auch der Link, den man zur Zeit einbauen „muss“, „nur“ zu einem Blog der Firma führt, nicht direkt auf die Tauschplattform (dass kann natürlich bei der Abstimmung anders sein). Empfinde ich aber nicht als tragisch, die meisten Links verschwinden nämlich dann auch wieder, wenn das ganze Ding durch ist. Der Gedanke, dass ein Link, der höchstwahrscheinlich 2 oder 3 Wochen online bleibt, für immer und ewig Hitflip bei Google besser positioniert, ist doch absurd. Von der Blogsuchmaschine „Technorati“ mal ganz abgesehn – wer nutzt die denn wirklich?

    Zudem profitieren die „kleinen“ Blogs – wie auch mein eigenes – momentan durch den Link, den Hitflip legt: Ich bekomme nämlich seit dem ein paar Besucher mehr.

    Viele Grüße
    Ludger

  5. Wer bestimmt eigentlich was Qualität ist? Der einzelne Auserkorene? Sollte lieber eine Jury entscheiden? Wären die Leute in einer Jury nicht auch irgenwie voreingenommen?

  6. Wenn man sich ein bisschen mit dem Google Algorithmus beschäftigt hat, weiß man, dass nicht nur die Inlinks, sondern auch die Outlinks einer Website für ihr Ranking zählen. Also ein reiner Linksammel-Fall.

  7. Muss Bloggen denn anstrengend sein? Ist es tatsächlich nötig, sich nun zu schützen gegen eine Nominierung bei solch einem Blog-Spiel? Bloggen ist Geben und Nehmen. Und damit meine ich nicht Inhalte. Man selbst macht aufmerksam auf andere, andere machen aufmerksam auf uns. Was ist daran verwerflich? Was geschieht denn bei hitflip? Werden Kinder missbraucht? Nein, es wird – mutmasslich – Geld verdient. Welch eine Schande!

    Links sammeln und Aufmerksamkeit heischen – das alles sind für hitflip Aktionen von kurzer Halbwertzeit. Wenn das Blog nichts Substantielles zu bieten hat, das die Leser zum Wiederkommen und Weiterlesen animiert, wird all dies verpuffen. In der Zwischenzeit wandern ein paar Websurfer von A nach B, lesen hier und dort und werden so womöglich auf Inhalte aufmerksam, die sie wirklich interessieren. Darin kann ich nochmals nichts Verwerfliches finden.

    Das literaturcafe.de hat als über 10 Jahre eingeführte Plattform wahrscheinlich keine Werbung um Leser mehr nötig. Durch Inhalte hat sich das Blog eine vermutlich beträchtliche, vermutlich treue Leserschaft erworben. Die Inhalte werden am Ende auch entscheiden, welche der nominierten Blogs durch dieses Blogspielchen einige Leser hinzugewinnen werden.

    Insofern dürfte sich gerade das Literaturcafé ein wenig generöser zeigen, das Verlinkungsspiel Spiel sein lassen und den Bloggern und Bloggerinnen, die auf diesem Wege für einen kurzen Moment aus den Untiefen des Netzes auftauchen und ein wenig sichtbarer werden, dies auch gönnen.

  8. Der „Duftende Doppelpunkt“ ist einer für den Superblogs 2007 in der Rubrik „Buch, Literatur und Hörbuch“ nominierten Blogs.
    Die bisherigen Reaktionen auf den Wettbewerb waren, wie auch hier auf der Seite des literaturcafe.de nachzulesen ist, mit Pros und Contras „durchwachsen“. Eine Reihe von BlogbetreiberInnen versteht und kritisiert diesen Wettbewerb als billigen Werbetrick. Einige von mir sehr geschätzte Blogs haben ihre Nominierung zurückgezogen. Grundsätzlich sind diese Betrachtungs- und Vorgangsweisen für mich nachvollziehbar. In meinen Augen überwiegt allerdings das Positive an diesem Wettbewerb und ich freue mich auf die Teilnahme. Einerseits habe ich durch Superblogs einige wirklich feine Blogs kennengelernt, andererseits besuchen zusätzliche LeserInnen den „Duftenden Doppelpunkt“.

    Der obige Beitrag „Superblogs 2007: Billige Marketing-Idee für unter 1.500 Euro“ hat mich, vor allem durch den meiner Wahrnehmung nach hoch erhobenen moralischen Zeigefinger zu einer Replik unter dem Titel „Wie das literaturcafe.de sich anschickte, die bäuerliche Bevölkerung vor dem Zugriff von Bauernfängern in Gestalt von Hitflip und Superblogs 2007 zu schützen animiert. Nachzulesen im Litblog „Duftender Doppelpunkt“.

    Mit freundlichen Grüßen
    Georg Schober

  9. Blogger sind Huren. Für Links und ein wenig Aufmerksamkeit machen sie alles. Und jetzt stehen sie am Straßenrand der Blogosphäre und rufen „Vote mich!„. Sie merken nicht, daß in Wirklichkeit der Zuhälter verdient und einige verteidigen ihn sogar und bieten für ein paar Stimmen mehr sogar noch einen Extraservice.
    Don schreibt neben dieser Superblog-Google-Spam-Aktion auch über einen, der Links mit einem Euro bezahlt.
    Aber was will man immer erwarten? Schon seit jeher zierten merkwürdige Award-Buttons die privaten Homepages.
    Und wenn die Abstimmung vorbei ist, dann wird irgendwer in seinem Blog laut „Hey, Moin, supi toll, ihr Lieben! Danke, dass ihr mich gevotet habt, ich habe beim Superblog gewonnen *gggg*“ und es überkommt einem als Leser dieses Gefühl der Peinlichkeit, des Fremdschämens.
    Das hatte man schon, wenn man die naiven Postings über die Nominierung gelesen hat. Manche glauben wirklich, jemand hätte sie vorgeschlagen, dabei hat Hitflip alles nominiert, was nicht schnell genug auf den Bäumen war.
    Da freut sich dann einer, der noch bei der Wurzel sitzt und merkt nicht, das sein Zuhälter nur die Kohle (und die Links) zählt.
    Es ist traurig….

  10. Naja, dann muss ich mich jetzt wohl schämen, dass ich mich einfach nur freue, nominiert worden zu sein. Und muss mich jetzt wohl vor allen rechtfertigen, weil ich gewonnen habe.
    Mal ehrlich: Geht’s noch?!
    Ich fand es einfach eine nette und spannende Aktion und kann mir nicht vorstellen, dass meine 2 Links auf den Hitflip-Blog dieser Firma nun wirklich etwas bringen. Ich freue mich viel mehr darüber, dass so viele für mich abgestimmt haben und die ganze Aktion ist für ein kleines, privates Blog wie meins, einfach ein Highlight. Tut mir leid, ich bin wohl einfach so naiv. Ich freue mich ganz simpel darüber.
    Hitflip hat mich nicht dazu aufgerufen, sie in die Blogroll zu nehmen, einen Artikel zu schreiben oder sonstetwas zu tun. Daher verstehe ich dieses ganze böse Gerede nicht.
    Bleibt doch einfach mal etwas entspannter. Es wurde keiner verletzt 😉

Kommentare geschlossen.