
»Schreibe eine Geschichte zum Thema ›Versuch, einen Witz zu erzählen‹ mit maximal 2.025 Zeichen.« So lautete vor der Winterpause die Schreibaufgabe des Schreibzeug-Podcast‚. In Folge 77 des Podcast‘ sprechen Diana Hillebrand und Wolfgang Tischer über die drei besten Versuche – und was unter anderem alles schiefgelaufen ist. Die besten Texte können hier nachgelesen werden.
Traditionell gibt es vor der Sommer- und Winterpause des Schreibzeug-Podcast‘ eine Schreibaufgabe. In der ersten Folge nach der Pause küren dann die beiden Podcaster Diana Hillebrand und Wolfgang Tischer die besten Beiträge. Diesmal sprechen sie über die fast 90 Einsendungen zum Thema ›Versuch, einen Witz zu erzählen‹.
Witz erzählt – oder verfehlt
Auffällig diesmal: Die Zahl der Beiträge, die das Thema verfehlt haben, war relativ hoch. Es mag daran liegen, dass einige Autorinnen und Autoren immer wieder die erste Regel bei Schreibwettbewerben missachten: Lese die Teilnahmebedingungen gut durch und befolge sie akribisch. Wir empfehlen an dieser Stelle mit Nachdruck unseren Online-Kurs: »Erfolgreich an Schreibwettbewerben teilnehmen«. Wer erfolgreich sein wollte, erfuhr das Thema vorab ausschließlich in der Podcast-Folge zum Thema »Humor« vor der Winterpause.
In der Podcast-Folge 77 sprechen Diana Hillebrand und Wolfgang Tischer über die 87 Einsendungen, und sie begründen ihre Auswahl der drei besten Texte. Welches Thema wurde oft gewählt? Welche Witze wurden erzählt – oder auch nicht? Die Gewinnerinnen und Gewinner werden zudem in den nächsten Tagen persönlich von den beiden Podcastern benachrichtigt. Alle haben ein Coaching mit den beiden Podcastern gewonnen. Herzlichen Glückwunsch!
›Versuch, einen Witz zu erzählen‹ mit maximal 2025 Zeichen
Die drei besten Texte zum Thema ›Versuch, einen Witz zu erzählen‹ mit maximal 2025 Zeichen, werden in der Podcast-Folge vorgelesen. Außerdem können die Gewinner-Texte hier nachgelesen werden.
Viel Spaß beim Anhören und beim Lesen!
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Jetzt aber zu den drei Gewinnertexten. Wichtig: Die Reihenfolge stellt keine Platzierung dar. Über die Zahlen unten kann zwischen den Beiträgen geblättert werden.
Gott
von Ann-Katrin Seibel
Ich bin eine Witzfigur.
Und deshalb stirbt ein Mensch im roten Rollkragenpulli nun auf dieser langweiligen Haus-Party. Wegen mir.
Es wäre ja fast zum Lachen, wenn es nicht so tragisch wäre. Während ich mich über ihn beuge und mein Ohr auf seine Brust lege, spüre ich die Blicke der anderen Gäste auf mir. Ich höre nichts, außer das leise Rascheln des Stoffes. Es könnte aber auch Blut sein, das in meinen Ohren rauscht. Denn ich habe keine Ahnung, was ich hier tue.
Erwartungsvoll schaut mich die Schöne an, in ihrem engen Kleid und der Wolke aus süßem Parfum. Nachdem ich behauptet hatte, ich sei Herz-Chirurg, hing sie an meinen Lippen.
Es gibt diese Momente im Leben, ab da ist alles anders. Davor bist du ein Niemand. Keiner interessiert sich für dich. Du stehst alleine in einer Ecke, versuchst den Bauch einzuziehen und nuckelst verstohlen an deinem Drink. Und dann das »danach«: Bewundernde Blicke, eine Hand, die beiläufig deinen Arm streift. Dabei wollte ich nur einen Witz machen. Wie zum Teufel hätte ich damit rechnen sollen, dass mir irgendjemand diesen Quatsch abkauft? Ich sehe nicht aus wie ein Gott in Weiß. Ich sehe aus wie ein Verlierer in Beige. Und um ehrlich zu sein, bin ich das auch. Und ich schätze, dass ich es deshalb nicht direkt aufgeklärt habe. Um es noch für einen kurzen Moment weiter auszukosten, dieses Gefühl. Bis eine schrille Stimme hinter mir ertönte: »Oh mein Gott. Ist hier ein Arzt anwesend?«
Ich atme einmal tief durch und versuche mich krampfhaft an die letzte Folge von Doctor’s Diary zu erinnern. Dann beginne ich, rhythmisch den Brustkorb vor mir einzudrücken. Meine Lippen legen sich zur Beatmung auf seine, und plötzlich schlägt er die Augen auf und hustet und keucht und alle sind wahnsinnig erleichtert, während meine Knie knacken beim Hochkommen. Die Schöne macht einen Schritt nach vorne, breitet die Arme aus und umarmt weinend den roten Rollkragenpulli.
Wie ich Rot hasse.
© by Ann-Katrin Seibel. Unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe – gleich welcher Art – nicht gestattet.