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11 todsichere Tipps, wie dein New-Adult-Roman zum Bestseller wird

Until we cry again - Der Bestseller von Siglinde Auberle
Until we cry again – Der Bestseller von Siglinde Auberle – jetzt auch als E-Book – oder auch nicht.

New Adult: Große Gefühle, kleine Dramen und die Kunst, Konflikte mit einem Cappuccino zu lösen – eine Gebrauchsanweisung für das Genre, das der Leserin ein Happy End und dir unglaublich hohe Honorare verspricht. So landest du in jeder Buchhandlung garantiert auf dem TikTok-Tisch.

1. Schreib über einen perfekten Protagonisten

Dein Held oder deine Heldin sollte natürlich makellos sein: blendend schön, überdurchschnittlich intelligent und mit einer mysteriösen Vergangenheit, die niemand so richtig versteht – nicht mal die Hauptfigur selbst. Und schon gar nicht die Autorin. Schließlich hast du noch mindestens zehn Bände Zeit, dir was halbwegs Glaubhaftes zu überlegen.

2. Lass die Figuren ständig Kaffee trinken

Es gibt keine bessere Möglichkeit, eine tiefgründige Charakterentwicklung zu zeigen, als endlose Szenen in hippen Cafés. Cappuccino, Latte Macchiato und heiße Schokolade mit Sahne – alles muss rein! Lasse die Bedienung im Café zum heimlichen Star deiner Fan-Fiction werden.

3. Drama, Drama, Drama!

Jede Begegnung muss von einem Missverständnis begleitet werden, das zu einem großen Streit führt. Bonuspunkte, wenn es um etwas völlig Banales geht, wie das falsche Emoji in einer Nachricht.

4. Vermeide jede echte Berufstätigkeit

Deine Figuren können zwar ein Praktikum in einer mega-coolen Agentur machen, aber sie dürfen niemals wirklich arbeiten. Die Zeit fürs Drama muss schließlich irgendwo herkommen.

5. Mach den Love Interest unerträglich perfekt

Er (oder sie) ist natürlich reich, sportlich, geheimnisvoll und hat einen Sixpack, den er ganz zufällig in jeder zweiten Szene zeigt. Aber natürlich hat er »eine dunkle Seite«, die nur die Protagonistin heilen kann. Was die dunkle Seite ist, kannst du erst mal offenlassen. Die Leserinnen lieben Cliffhanger (siehe Tipp 1).

6. Platziere eine klischeehafte Dreiecksbeziehung

Das Herz der Hauptfigur sollte immer zwischen zwei potenziellen Partnern hin- und hergerissen sein: dem Bad Boy mit der tragischen Vergangenheit und dem netten Nachbarsjungen, der heimlich Gedichte schreibt. Oder doch die Café-Bedienung?

7. Schreib so viele innere Monologe wie möglich

Die Hauptfigur sollte über alles nachdenken: über die Bedeutung seines letzten Blicks, die Wahl der Socken am Morgen oder die tiefe Philosophie hinter einem Pop-Song. Handlung? Überbewertet.

8. Lass jede Figur auf wundersame Weise perfekt in ihrer Unsicherheit sein

Deine Hauptfigur hasst ihren Körper, obwohl sie aussieht wie ein Supermodel, und der Love Interest versichert ihr ständig, dass sie »wunderschön ist, ohne es zu wissen«.

9. Old Spice und die ewige Unentschlossenheit

Der wahre Spice kommt nicht durch das, was die Charaktere tun, sondern durch das, was sie nicht tun. Halte deine Leserinnen in ständiger Erwartung, indem du die aufregendsten Momente immer auf den letzten Drücker vermeidest. Spannender und anregender geht’s nicht!

10. Baue einen Cliffhanger nach dem anderen ein

Jede Kapitelüberschrift sollte ungefähr lauten: »Und dann geschah etwas, das alles veränderte …« Spoiler: Es hat meist keine Bedeutung, außer die Leserinnen zum Kauf der weiteren Bände zu animieren.

11. Ende immer Happy

Am Ende wird alles gut, selbst wenn der Protagonist ein riesiges emotionales Chaos angerichtet hat. Die wahre Liebe heilt schließlich alles – und setzt auch keine vernünftige Therapie voraus. Der Protagonist oder die Protagonistin darf ein Arschloch bleiben, aber am Ende darf es niemand mehr merken – schon gar nicht die Leserinnen.

Siglinde Auberle

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9 Kommentare

  1. Steckt vielleicht in der Schreibweise von „totsicher“?
    Aber mal im Ernst: Ich finde die Ironie fast unangebracht (wenn auch lustig), da ich mir vorstellen kann, dass die Tipps tatsächlich zum Erfolg führen. Man siehe sich die ernstgemeinten Ratgeber für Groschenromane an. Da ist Vieles ähnlich: Oberweite festgelegt, Gewichtsspanne, Kuss spätestens auf S. 20, keine unlösbaren Krisen, bei Sex wird die Tür zugemacht usw. Verletzt man diese Regeln, sinken die Chancen enorm.
    Die Ironie verstehe ich gut, denke aber auch, dass es in Wirklichkeit gar nicht so einfach ist, so etwas zu schreiben. Ich ziehe vor jeder den Hut, die das schafft!

  2. Ich such mir die Finger blutig nach einem guten Romantasy-Buch mit Tiefe. Wenn ich irgendwo einen TikTok Sticker sehe, gehe ich sofort weiter, dann weiß ich schon, dass es Mist ist.

    Jeder, der schon mal kopiert hat sollte wissen, dass es nach der vierten Kopie von Inhalten (besonders, wenn der „Inhalt“ eine Streamingdiensteigenproduktion war) einfach nicht mehr lesbar wird. Wer Charaktere und Worldbuilding von anderen Leuten stiehlt, sollte sich einfach mal fragen, warum es im Original funktioniert hat, anstatt bloß auf „coole“ Szenen zu setzen.
    Dann dieses ewige Tell don’t Show. Hat denen niemand gesagt, dass der Schwerpunkt andersherum sein sollte? Bei Enemies to Lovers treffen sie aufeinander und streiten schon. Einfach so.
    Wenn für nichts im Plot gearbeitet, recherchiert wird, wenn nichts eine Begründung hat, dann hat auch nichts Bedeutung!

    Und wie können Bücher, die über Liebe schreiben, nicht die leiseste Ahnung haben, wie Liebe aussieht? Es wird nur beschrieben, wie heiß er aussieht und BAM – „Liebe“. Da sind ja die balzenden Tauben auf der Straße romantischer!

    Und dann kommt, weil man sich nicht den Kopf über eine gescheitere Lösung zerbrechen wollte, das Missverständnis™.

    Und wieso haben die Protagonistinnen so oft merkwürdige Namen? So viele fangen pauschal mit A an und es in jedem Fall edel klingen, wichtig. Das macht es extra lächerlich.
    Na los, schreibt eure soo besondere Auserwählte mit der besonderen Haar- und/oder Augenfarbe (lasst mich raten: weißes Haar? mit Augen, die mit Edelsteinen verglichen werden? Ganz neu, das gab es nie. Wie war das? Sie ist auch nach einem Edelstein benannt? Wie originell!!elf1 Das geht definitiv über die Fanfiction einer 14Jährigen hinaus).

    Ich könnte solche Bücher vor Frust in zwei Hälften beißen. Das muss doch besser hinzubekommen sein! Ich bin SO kurz davor, selbst eins zu schreiben, einfach nur, um zu sehen, ob das echt so unmöglich ist.
    Wahrscheinlich betone ich dann vor lauter Sinn und Inhalt aber seinen Sixpack zu wenig und dann liest es doch keiner 🙁

  3. Es wäre ja wirklich witzig … wenns nicht so haarsträubend und traurig wäre.

    Genau diese Tips scheint ein Großteil dieser Romantasy-Autoren längst verinnerlicht zu haben, die Ergebnisse sind dementsprechend und nähern sich immer mehr dem Niveau drittklassiger Fanfictions an.
    Soweit so schlecht, aber was ich an dieser ganzen Sache wirklich nicht mehr kapiere, sind die ‚Ansprüche‘ der Leserschaft, die langsam aber sicher gegen Null tendieren.
    Woran das liegt? Würde mich auch sehr interessieren!

  4. Zu Punkt 1 muss ich sagen, dass alle Angst vor der berüchtigten „Mary Sue“ haben. Niemand will eine schreiben, bzw. erschaffen. Deshalb wird die Protagonistin möglichst unauffällig, aber hübsch beschrieben, resolut, aber kein Kampfweib.
    Punkt 5: Tattoos. Die Tattoos wurden vergessen! Jede(r) weiß doch, dass nur die tätowierten Typen tiefgründig, mehrschichtig und dreidimensional sind. Ohne Tattoos ist ein Junge / Mann das nicht. (Ironie off) 😐

    Die Klischees wurden soweit gut aufgeschrieben, aber ich glaube, man hätte es noch ein bisschen witziger machen können.

    • Mary Sues haben doch oft diese Pseudonachteile als Feigenblatt, die effektiv wenig rüberkommen. Meistens ist auch fast jeder akzeptable Typ auf die eine oder andere Art brünftig, wenn er sie sieht.

      •räusper•
      Teil 1
      „Aria ist eine atemberaubende Schönheit, klein, langes rabenschwarzes/weißes/sonstwie besonderes Haar mit saphirblauen/smaragdgrünen Augen, blass und Rundungen ,an den richtigen Stellen‘.
      Während eines zuerst spannend klingenden, in Wahrheit aber schnell vernachlässigten Ereignisses trifft sie auf den geheimnisvollen (hier hart klingenden Namen einfügen) mit den Tattoos!!! und Augen wie Onyx! Aber sie dürfen sich nicht lieben, weil … es spannender ist.
      Spoiler: sie tun’s trotzdem, höhö.“

      Moment, ich glaub, ich kann das! Entschuldigt mich, ich muss schreiben!

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