Logo Buchmesse 2000Nachlese: Die besten Berichte und unsere Gästegalerie
Unsere Beobachtungen von der 52. Frankfurter Buchmesse (18.10.-23.10.2000)
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Alles irgendwie anders
Halle 5.1, Gang H: Die Esoterikmeile

Halle 5.1, Gang H ist irgendwie anders. Keine geschäftige Messehektik, kaum gedeckte Anzüge und Aktenkoffer, dafür gleich beim Eintreten ein Himmel voller Geigen. Von irgendwo schwingt Meditationsmusik an mein Ohr, positive Schwingungen lassen meinen Schritt federn. Vorbei am Achterbahn-Verlag, der seinen Stand ganz Harry-Potter-gerecht in ein Zauberschloss verwandelt hat.
     Gleich dahinter geht's los. Ein kleiner Verlag aus Andechs preist den Titel »Jodkrank, ein Jahrhundertirrtum?« an. Noch erschrocken über die Ruchlosigkeit der etablierten Wissenschaft, darf ich mich gleich entspannen. Pastellfarben und eine fast klinische Hygiene am Stand, dazwischen eine durchgeistigte weißhaarige Frau. Ist sie die »Mutter des Feng Shui«?. Zwischen Glaspyramiden und Räucherstäbchen wird ein Fernstudium angeboten.
     Wem das zu vergeistigt ist, der findet am nächsten Stand den physischen Ausgleich. Zwischen Rosensträußen und Pirellikalenderbildern berät eine dralle Blondine in Puffatmosphäre über den »Sexquotienten« und verspricht »Mehr Spaß an der Lust«. Das Publikum besteht überwiegend aus älteren Herren.
     Mein Astralleib zieht mich weiter. Der Verlag »Windpferd« bietet spirituelles Räuchern an. Was immer das nun wieder ist. Es scheint irgendetwas mit Zen-Buddhismus zu tun zu haben. Regional verwandt, spirituell wie geographisch, ist der nächste Stand. Der Osho-Verlag verkauft in seiner »Edition Innenwelt« Bücher mit Bildern des großen Meister auf dem Umschlag. Das Ambiente ist luxuriös, die Regale aus edlen Hölzern. Ob sich die Bücher so gut verkaufen?
     Ich bin traurig über meine arme Existenz, außerdem liegt mein Hotdog schwer im Magen. Vielleicht wäre »Heilen durch den Geist« die Lösung? Zumindest könnte ich mir ein vegetarisches Kochbuch erwerben oder von den »Früchten des Lebensbaumes« kosten. Eine kulinarisch reizvolle Variante wäre sicher auch die »Die schlanke Hexenküche«, die im Welthüterverlag angeboten wird.
     »Die Engel weinen nicht«. Schade. Ich nähere mich der Himmelspforte und befinde mich Mitten in der christlichen Esoterik. »Jesus 2000. Das Friedensreich naht«. Grauhaarige Eminenzen sitzen bei Tee und Keksen. Sie unterhalten sich im Flüsterton.
     Lichtring-Verlag, Mandalas, Schriften der Essener, »Das Buch vom Aufstieg«, Lebensberatung an allen Ecken. Mein Gott, was mach' ich bloß alles falsch? Tarotkarten, Orakelkarten, Runenwerf-Sets, Magie-Handbücher, darüber der Spruch: »Dein Leben - Mach was draus«. Das wird's sein!
     Am Ende der Meile befällt mich das Grauen. Ein Verlag, dessen Mitarbeiter zünftige Lederhosen (aber nicht so wie die vom Sexquotienten) tragen, bietet Literatur für den aufstrebenden Rechtsesoteriker, Runen und nordländische Impressionen. Wotan lässt grüßen! Der Titel eines Buches »Weltesche - Eschenwelten« springt mir ins Auge. Die rechtsnationale »Junge Freiheit«, von der Messeorganisation anscheinend eindeutig der Esoterik zugeordnet, verteilt Gratisexemplare. Ich fliehe und hole mir im Vorbeigehen noch einen Hotdog.

Johannes Näumann

23.10.2000, Buchmesse Frankfurt

 

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