| Beate Hippler Ins Literatur-Café... »Wohin gehst du denn?« rief er mir nach, als ich schon dabei war die Treppe hinunterzugehen. »Ins Literatur-Café« , antwortete ich so freundlich wie möglich, denn jetzt würde ohne Zweifel wieder eine längere Diskussion folgen. »Aber das ist Unfug«, sagte er prompt. »Du kannst nicht ins Literatur-Café gehen, weil es das gar nicht gibt. Das gibt es nur im Internet. Das ist rein virtuell« erklärte er mir jetzt, wobei man genau merkte, dass er sich Mühe gab ruhig zu bleiben. »Also sag schon, wohin gehst du wirklich?« »Ich gehe ins Literatur-Café«, wiederholte ich nur, diesmal schon etwas weniger freundlich. »und wenn du jetzt so freundlich bist und mich entschuldigst, dann komme ich sogar noch pünktlich.« »Noch pünktlich?« fragte er verständnislos und starrte mich an. » Das darf doch nicht war sein! Bist du jetzt total durchgeknallt? Wie kann man den unpünktlich an einem fiktiven Ort sein? Kannst du mir das vielleicht mal erklären?« »Ich kann schon«, seufzte ich und sah in Gedanken schon meiner Straßenbahn hinterher, »aber ich habe eigentlich keine große Lust dazu.« Ich verwünschte mich dafür, dass ich mich auf diese Debatte überhaupt eingelassen hatte, jetzt würde ich mit Sicherheit die nächste Straßenbahn auch noch verpassen. Irgendwie mußte ich ihn loswerden, sonst hatte ich heute gar keine Chance mehr aus dem Haus zu kommen. » Ich gehe jetzt eine Kaffeetasse holen«, erklärte ich ihm also, »denn wie dir vielleicht entgangen ist haben wir nur noch zwei heile«. Damit hatte ich ihn genau dort wo ich wollte. Und richtig: » Na hör mal, wer schmeißt denn hier immer alles kaputt, du zerschlägst doch wohl immer das Geschirr!« fuhr er mich an. »Genau«, erwiderte ich , »deshalb muß ich jetzt los und neues besorgen. Bis später, Tschüss.« Ich schlüpfte rasch zur Tür hinaus und erwischte gerade noch die Straßenbahn. Am Messegelände stieg ich aus, bezahlte meine Eintrittskarte für die Buchmesse und holte mir im Literatur-Café meine Kaffeetasse ab. Zu den Berichten | Gästegalerie | | |