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Doppeljubiläum 2026 in Klagenfurt: 50 Jahre Bachmannpreis und der 100. Geburtstag von Ingeborg

Heinz Bachmann (86) und seine Schwester Isolde (97) bei der Eröffnung des Ingeborg-Bachmann-Hauses im Jahre 2025 (Foto: Tischer)
Heinz Bachmann (86) und seine Schwester Isolde (97) bei der Eröffnung des Ingeborg-Bachmann-Hauses im Jahre 2025 (Foto: Tischer)

Der Sommer 2026 wird für die deutschsprachige Literatur ein besonderer: Am 25. Juni wäre Ingeborg Bachmann 100 Jahre alt geworden, drei Tage später wird zum 50. Mal der nach ihr benannte Literaturpreis vergeben. Die Tage der deutschsprachigen Literatur finden vom 24. bis 28. Juni im ORF-Landesstudio Kärnten statt, und das literaturcafe.de ist wieder mit dem Podcast dabei.

Zwei runde literarische Geburtstage an einem Wochenende – das ist selbst für Klagenfurt am Wörthersee eine Ausnahmesituation. Die Stadt hat 2026 sogar zum »Ingeborg Bachmann-Jahr« ausgerufen und stellt 50.000 Euro für Kulturprojekte bereit, die sich der Dichterin widmen. Ob Theateraufführungen, Vertonungen oder Literaturperformances – alles, was sich der Dichterin und ihrem Werk widmet, soll bevorzugt behandelt werden.

Die »Tage der deutschsprachigen Literatur«, wie der Bachmannpreis offiziell heißt, folgen dem gewohnten Rhythmus: Am Mittwoch, 24. Juni, wird am Eröffnungsabend die Lesereihenfolge ausgelost, vom 25. bis 27. Juni werden die Autorinnen und Autoren lesen und die Jury diskutiert über die Texte live. Die Preisverleihung findet am Sonntag, 28. Juni statt. 14 Autorinnen und Autoren dürfen wieder ihre unveröffentlichten deutschsprachigen Prosatexte vorstellen. Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 21. Februar 2026 – wie immer per Post an mindestens ein Jurymitglied.

Jury – leider verständlich – unverändert

Die Bachmannpreis-Jury 2026 ist seit 2024 unverändert (von links): Laura de Weck, Philipp Tingler, Mara Delius, Thomas Strässle, Klaus Kastberger, Mithu Sanyal und Brigitte Schwens-Harrant (Foto: Tischer)
Die Bachmannpreis-Jury 2026 ist seit 2024 unverändert (von links): Laura de Weck, Philipp Tingler, Mara Delius, Thomas Strässle, Klaus Kastberger, Mithu Sanyal und Brigitte Schwens-Harrant (Foto: Tischer)

Eine Überraschung gibt es bei der Jury-Besetzung nicht: Die sieben Köpfe bleiben seit 2024 unverändert. Klaus Kastberger führt weiterhin den Vorsitz, neben ihm sitzen Mara Delius, Laura de Weck, Mithu Sanyal, Brigitte Schwens-Harrant, Thomas Strässle und Philipp Tingler. Moderiert wird wieder von Peter Fässlacher und Cecile Schortmann.

Aus Sicht der Jury ist die Kontinuität nachvollziehbar. Wer möchte schon freiwillig seinen Sitz in der »Jubiläumsjury« aufgeben? Dennoch wäre von Seiten der Veranstalter ein frischer Wind nicht die schlechteste Idee gewesen – gerade nach den Diskussionen um Punktevergaben und Abstimmungsmodalitäten der vergangenen Jahre. Die Jury agiert allzu erwartbar. Ein Jubiläum hätte Raum für spannende Besetzungen geboten.

Budgetsorgen und offene Fragen

Ganz so festlich, wie es das Doppeljubiläum vermuten lässt, ist die Stimmung allerdings nicht. Immer wieder wird kolportiert, dass die 50. Ausgabe die letzte sein könnte. Die Stadt Klagenfurt steckt seit längerem in einer schwierigen Finanzlage – der Haushalt für 2026 ist noch nicht beschlossen, die Stadt wirtschaftet mit einer Zwölftelregelung. Die 25.000 Euro Preisgeld mussten erst politisch zugesichert werden. Schon 2025 hatte man aus Budgetgründen auf den traditionellen Bürgermeister-Empfang verzichtet.

Besonders bitter: Der Klagenfurter Literaturkurs, der parallel zum Bachmannpreis stattfindet und jungen Autorinnen und Autoren unter 35 Jahren eine Plattform bietet, fiel 2025 aus. Ob er 2026 zur Jubiläumsausgabe zurückkehrt, ist noch nicht bekannt. Es wäre ein schlechtes Signal, wenn die Nachwuchsförderung erneut dem Sparzwang zum Opfer fiele.

Bachmann-Haus und Rahmenprogramm

Ein Lichtblick: 2025 wurde das Ingeborg-Bachmann-Haus eröffnet, das Elternhaus der Dichterin in der Henselstraße 26. Nach zweijährigem Umbau dokumentiert es nun ihr Leben und zeigt neben Texten auch extravagante Kleider und ihren Schreibtisch. Zur Jubiläumsausgabe 2026 wird das Haus sicherlich einiges an Sonderveranstaltungen bieten – Details dazu werden noch bekannt gegeben.

Der Podcast des literaturcafe.de ist wieder dabei

Traditionell wird sich der Podcast des literaturcafe.de auch im Doppeljubiläumsjahr in den Bachmannpreis-Podcast verwandeln. Wolfgang Tischer und Bozena Badura werden direkt aus Klagenfurt täglich über die Lesungen, Diskussionen und alles drumherum berichten – wie schon seit 2012. Der Podcast wird wieder live vor Publikum am Lendhafen aufgezeichnet. Zusätzlich ist eine ganz spezielle Sonderfolge zum Jubiläumsjahr in Planung.

Bewerbung bis Februar 2026 möglich

Wer sich für den Wettbewerb bewerben möchte, findet alle Details und die Juryadressen auf der offiziellen Website. Der Text muss in 12-Punkt-Schrift formatiert sein und darf höchstens 25 Minuten Lesedauer umfassen. Jedes Jurymitglied lädt zwei Autorinnen oder Autoren ein – andere Wege gibt es nicht.

Neben dem mit 25.000 Euro dotierten Hauptpreis werden auch 2026 der Deutschlandfunk-Preis, der Kelag-Preis, der 3sat-Preis, der BKS Bank-Publikumspreis und das Festivalschreiber-Stipendium Carinthischer Sommer vergeben. Die Übertragung läuft live auf 3sat.

Klagenfurt wird im Juni 2026 also doppelt feiern – hoffentlich auch den Fortbestand des Wettbewerbs ĂĽber 20226 hinaus.

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