Die Bachmannpreis-Fans stehen in den Startlöchern. Noch zwei Wochen, dann geht es los in Klagenfurt.
Da verkündet ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz am Donnerstag (20. Juni 2013) aus heiterem Himmel das Aus für den Bewerb ab dem kommenden Jahr 2014.
Doris Brockmann kann es nicht fassen. Aber sie gibt die Hoffnung (noch) nicht auf.
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»In Zeiten des immer härter werdenden Wettbewerbs ist es nötig, mit starken Programmen zu punkten, was dem ORF Tag für Tag hervorragend gelingt. Ergänzend dazu ist es aber auch wichtig, auf einer emotionalen Ebene zu vermitteln, was der ORF für Österreich ist, auch jenseits von Marktanteilen und Reichweiten – nämlich ganz nahe an den Menschen und so vielfältig, wie die österreichische Gesellschaft.«
Mit diesem Statement eröffnete ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz am 15. Mai 2013 die ORF-Image-Kampagne »ORF. WIE WIR.«, deren erklärtes Ziel VIELFALT ist.
»Den Bachmann-Preis wird das Landesstudio Kärnten im kommenden Jahr ganz sicher nicht mehr durchführen.«
Doris Brockmann
ist (bzw. war) passionierte Fernsehstudentin der »Tage der deutschsprachigen Literatur«. Bis 2013 bloggte und twitterte sie über den Bachmannpreis immer im angenehm kühlen Arbeitszimmer, 2014 war sie erstmals live im aufgeheizten Klagenfurt dabei, um sich mal alles vor Ort anzuschauen. 2017 wird sie zum vierten Mal nach Kärnten reisen. Ansonsten widmet sie sich der angewandten Schriftstellerei im Dienste der Alltagsbeobachtung auf
walk-the-lines.de
Ob es ihm damit gelungen ist, »auf einer emotionalen Ebene zu vermitteln, was der ORF für Österreich ist«, kann man nur vermuten. Emotionale Reaktionen hervorgerufen hat er auf jeden Fall. Zum Beispiel bei mir. Enttäuschung ist ein viel zu schwacher Ausdruck für das Gefühl, wenn man nach jahrelangem Fernsehstudium der TDDL endlich im Jahr 2014 nach Klagenfurt fahren und alles live erleben will, dann aber die Tür vor der Nase zugeschlagen bekommt. Wer später kommt, muss der denn bestraft werden?
Wir Literaturbegeisterten halten viel auf Vielfalt. Uns gefällt Verschiedenartigkeit, Buntheit, Vielgestaltigkeit und Fülle. Einheitsbrei und Stromlinienförmigkeit sind für uns das, was sie sind: Garanten der Langeweile. Als Gebührenzahler geben wir bereitwillig Euros für Volksmusiksendungen, Soap Operas, Sportevents und sogar für »Wetten, dass …?«. Geben Sie uns, lieber Herr Generaldirektor Wrabetz, dann doch einfach weiterhin diese vier Klagenfurttage. Für die einen mögen diese Tage Pillepalle sein, für uns sind sie die leckerste Praline der Fernsehwelt!
Doris Brockmann