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iBooks 3.0: Apple schafft die Buchseite ab – So aktivieren Sie das kontinuierliche Scrollen auf iPad und iPhone

iBooks 3 - App-SymbolNeben neuer Hardware präsentierte Apple gestern auch die neue Version 3.0 der Lesesoftware iBooks und das Programm iBooks-Author 2.0, mit dem sich iBooks fürs iPad erstellen lassen. Die Programme stehen kostenlos exklusiv für Apple-Geräte zur Verfügung.

Fast schon revolutionär und eine Glaubensfrage ist ein neuer Lesemodus, der mit iBooks 3.0 eingeführt wurde: das kontinuierliche Scrollen. Damit schafft Apple endlich ein überflüssiges Relikt aus der Papierbuchzeit ab: die Buchseite.

Wir zeigen, wie Sie den neuen Modus aktivieren und warum das Konzept der Buchseite ohnehin für elektronische Lesegeräte überflüssiger nostalgischer Schnickschnack ist.

Beim kontinuierlichen Scrollen (continuous scrolling) wird das Buch ohne Seitenunterteilung in einem langen Textfluss dargestellt. Statt wie bislang zum »Umzublättern« mit dem Daumen von rechts nach links zu wischen, scrollt man den Text mit einer Daumenbewegung von unten nach oben kontinuierlich weiter. Ein Lesevorgang, wie man ihn ohnehin schon von Websites kennt.

So aktivieren Sie den Scrollmodus für iBooks

Es ist nicht sofort offensichtlich, wie man diesen neuen Lesemodus auf dem iPhone oder iPad aktiviert, denn er findet sich nicht in den globalen Einstellungen des Programms. Das Umschalten vom Seiten- in den Scrollmodus geht folgendermaßen:

  • Öffnen Sie auf dem iPhone oder iPad ein beliebiges E-Book mit iBooks.
  • Tippen Sie auf das Symbol mit den AA, um die Darstellungsoptionen aufzurufen.
  • Im nun erscheinenden Menü tippen Sie auf »Themen«.
  • Jetzt können Sie zwischen »Buch« und »Scrollen« umschalten und das Menü durch erneutes Tippen auf AA schließen.

Sofort ändert sich die Anzeige. Während im »Buchmodus« der Lesefortschritt als gepunktete Linie unten horizontal angezeigt wird, wandert der Fortschrittsbalken im Scrollmodus vertikal nach rechts. Der Scrollmodus bleibt aktiviert, auch wenn Sie ein anderes Buch öffnen.

Galerie: So stellen Sie den Lesemodus um

Die Seitenzählung ist dabei keinesfalls verloren gegangen. Die aktuelle Seite und die Zahl der Gesamtseiten werden weiterhin unten angezeigt und auch, wie viele Seiten das aktuelle Kapitel noch hat. Zusätzlich gibt es sogar eine hellgraue Seitenanzeige am linken Rand, die kontinuierlich mitscrollt.

Das Prinzip ist vom Browser bekannt – oder von der Schriftrolle

Wer speziell auf dem iPhone oft Texte mit dem Safari-Browser liest und den Text per Daumen kontinuierlich mitscrollt, wird froh sein, dass man so nun endlich auch mit iBooks lesen kann. Denn ohnehin ertappte man sich dabei, dass man bei iBooks scrollen statt »blättern« wollte.

Und die Älteren unter uns kennen das Prinzip des kontinuierlichen Lesens ohnehin noch von der Schriftrolle. So gesehen hat auch der Scrollmodus ein historisches Vorbild.

Das Blättern auf elektronischen Lesegeräten ist ohnehin nur ein so genannter Skeuomorphismus, also eine Reminiszenz an die gewohnte Lesetechnik bei Papierbüchern (Vielen Dank für den Fachausdruck an raskalnikow!). Man hat sie übernommen, um den Menschen den Umstieg auf die Lesegeräte leichter zu machen und Gewohntes wiederzuerkennen – einschließlich der hübschen Blätteranimation. Noch mag das virtuelle Umblättern auf E-Ink-Displays sinnvoll sein, deren Technik eine sanfte Scrollbewegung (noch) nicht erlaubt.

Scrollen statt Blättern erhöht das Lesetempo

Ein kontinuierliches Scrollen erhöht das Lesetempo. Die Augen bleiben mehr oder weniger immer auf der gleichen Zeilenhöhe, während der Daumen den Text »darunterwegscrollt«. Die kurze Verzögerung des Umblätterns und das Wandern der Augen von unten nach oben entfallen. Zudem wischt der Daumen beim Blättern nicht mehr über den Text.

Natürlich hat Apple diesen Lesemodus nicht erfunden. Andere Lesesoftware bot ihn schon länger an, teilweise kann man dort sogar ein automatisches Scrollen aktivieren oder das Tempo durch den Neigungswinkel des Gerätes verlangsamen oder beschleunigen. Solche Funktionen fehlen iBooks bislang.

Die Seite als Maßeinheit für Bücher muss nicht verloren gehen

Nostalgiker hängen natürlich am veralteten Seitenkonzept. Ist doch »die Seite« seit jeher die Maßeinheit für den Buchumfang. Hat der Roman 180 oder 700 Seiten? Bist du schon auf Seite 110 oder noch auf Seite 24? Darunter können sich Bücherwürmer etwas vorstellen, obwohl man eigentlich in Normseiten rechnen müsste, denn je nach Schriftgröße, Zeilenabstand oder Satzspiegel kann die Seitenzahl in einem gewissen Rahmen vom Verlag gesteuert werden.

Speziell bei iBooks hatte die Seitenzahl ohnehin nie einen Aussagewert, da sie sich nicht an der Druckausgabe orientierte. Die Seitenzahl bei iBooks wird und wurde immer schon basierend auf der Schrift- und Displaygröße des Gerätes bei jeder Umstellung neu berechnet. Ein Buch mit 200 gedruckten Seiten zeigt auf dem iPhone bei entsprechender Schriftgröße über 1.000 Seiten an. Kein Vergleichsmaßstab also. [Nachtrag: Wie in den Kommentaren zu lesen, sollen einige iBooks-Bücher die Möglichkeit bieten, im Inhaltverzeichnis zwischen Geräte- und Druckseitenzählung umzuschalten. So steht es auch in der iBooks-Dokumentation. Leider konnten wir dies nicht testen, da offenbar keines unserer Bücher diese Option unterstützt.]

Trotz Scrollmodus muss die Maßeinheit »Seite« nicht verloren gehen. Das epub-Format und auch viele Kindle-Bücher zählen die Seiten analog zur Druckfassung und unabhängig von der gewählten Lesedarstellung mit. Auf diese Art kann die »Seite« als abstrakte Maßeinheit weiterleben, so wie in angelsächsischen Ländern beispielsweise die Einheit »Fuß«.

Und wer weiß: Vielleicht fragen die Kinder in einigen Jahren die Eltern, warum denn Bücher in »Seiten« gemessen werden und was eine »Seite« überhaupt sei, und die Eltern werden aus ansonsten verschlossenen Schränken alte gedruckte Bücher hervorziehen und dem Nachwuchs erläutern, dass man irgendwann vom Konzept der Schriftrolle abgekommen sei und Texte auf Papier gedruckt und das Format auf Seiten umgestellt habe.

»Cool«, werden die Kinder dann sagen, »dann lesen wir ja jetzt wieder wie die alten Ägypter auf ihren Schriftrollen.«

iBooks
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Entwickler: Apple
Preis: Kostenlos

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9 Kommentare

  1. ” … ein überflüssiges Relikt aus der Papierbuchzeit ab: die Buchseite.”

    “überflüssiger nostalgischer Schnickschnack”

    “Nostalgiker hängen natürlich am veralteten Seitenkonzept”

    Solche Dinge auf einer Webseite zu lesen, die sich mit Literatur beschäftigt, tut schon irgendwie weh. Na schön, dann ist ein Buch fortan nichts anderes als eine seelenlose Webseite, die man rauf und runter scrollt, dann bin ich eben ein veralteter Nostalgiker und Bücherwurm und dann entfernt sich das LC eben immer mehr von dem, was ich unter Literatur und Lesen verstehe.

    Schade …

  2. Es stimmt nicht, dass bei iBooks die Druckseite nie einen Aussagewert hatte. Im Inhaltsverzeichnis lässt sich durch tippen am unteren Bildschirmrand zwischen Buchseiten und Geräteseiten umschalten (funktionierte auch schon vor iBooks 3.0).

    • Danke für den Kommentar. Wir haben nachgesehen, und in der Tat findet sich ein Hinweis zum Umschalten zwischen der Geräte- und Druckseitenzählung schon bei iBook 2.1. Allerdings konnten wir bei einem Praxistest in unserer iBooks-Bibliothek keinen Titel finden, der dies unterstützt. Offenbar müssen die Bücher eine entsprechende Kennung bzw. Formatierung mitbringen, um die Funktion zu aktivieren.

  3. Dass die Funktion vom Buch unterstützt werden muss war mir wiederum nicht bekannt. Danke für den Hinweis. Ein Beispiel für ein Buch, das die Funktion unterstützt wäre z.B. “Hermann Hesse: Siddhartha” vom Suhrkamp Verlag.

  4. Wusste ich bisher auch noch nicht.
    Gerade ausprobiert. Ãœberzeugt mich noch nicht wirklich.
    Sehe keinen direkten Vorteil aus dem “Scrollen statt Blättern”. Und Seitenzahlen haben mich bei Bücher (auch aus Papier) sowieso noch nie interessiert.

  5. Bei Fließtexten ohne (oder mit nur wenigen Bildern) würde ich zustimmen, dass eine “Seite” eigentlich nicht benötigt wird.

    Literatur besteht jedoch aus mehr.

    Insbesondere bei der Lyrik (heutzutage sicherlich *das* Stiefkinder schlechthin) macht es ausgesprochen Sinn, eine Seiteneinteilung vorzunehmen, da diese Platzbegrenzung durchaus ein wichtiges Gestaltungselement darstellt. (Man denke vor allem an neuere Formen.)

    Sachliteratur stellt zuweilen ebenfalls andere Ansprüche an die Textgestaltung. “Ãœbersichtsseiten” kennen vermutlich viele aus ihren Schulzeiten – ebenso Seiten mit Lernfragen” etc. Es macht definitiv einen Unterschied, ob man nun solche Seiten als “Kasten in einem kontinuierlichen Text” oder als “Seite” gestaltet. Ja, der Sinn besteht gerade darin, dass es sich um eine _Seite_ handelt.

    Bei Schriftstücken mit vielen Illustrationen halte ich es darüber hinaus nicht für sinnvoll, wenn die Bilder “irgendwo” im Text stehen bzw. auch vor einem Umblättern zu sehen sind. Bilder fallen sofort ins Auge und werden erfasst, noch bevor der eigentliche Textabschnitt an der Reihe ist. Bei einer Seitenaufteilung kann der Gestalter hingegen relativ frei entscheiden, was wann zu sehen sein soll. Kinderbücher sind mit einem reinen Scroll-System kaum denkbar bzw. wären sehr ungünstig.

    Selbst aus technischer Sicht scheint mir das Scrollen nicht das bessere System zu sein. Möchte man wirklich (wie im Artikel beschrieben) kontinuierlich lesen, muss man ständig einen Finger auf dem Gerät liegen haben – was auf Dauer nicht unbedingt zu einer erhöhten Bequemlichkeit im Vergleich zum Blättern darstellt. Auch eine Eingrenzung der Sakkaden (Blickbewegungen) auf “links-recht” muss kein Vorteil sein.

    Ich persönlich bin niemand, der auf das “gute Alte” schwört – aber manchmal hat das herkömmliche eben doch seine Vorteile.

    Bei Fließtexten spielt es hingegen (wie erwähnt) auch in meinen Augen keine große Rolle, ob man nun scrollt oder blättert.

  6. Dass die Buchseite überflüssig und veraltet ist, halte ich für einen Scherz. Ich kenne auch niemanden, der eine Webseite scrollend liest.

    Die (feststehende) Seite hat tatsächlich zwei Funktionen, die die rollende Seite nicht haben kann: (1) Je nach Inhalt kann man langsam oder schnell lesen und (2) man kann innehalten und sich einige Zeilen zurück den Text nochmals verinnerlichen.

    Ich frage mich, ob die Befürworter der rollenden Buchseite schon einmal 200 oder 500 Seiten VERSTEHEND gelesen haben.

  7. Es ist tatsächlich etwas voreilig, das Prinzip “Buchseite” für veraltet zu erklären. Denn gerade, wenn man im Zusammenhang mit Computern und Tablets über Benutzerschnittstellen nachdenkt, dann stellt sich schnell heraus, dass eine Buchseite für längere Texte das ideale Bedienkonzept darstellt: Sie bietet maximale Information bei minimaler Interaktion – man liest eine ganze Seite, klickt einmal, und muss erst am Ende der Seite wieder tätig werden.

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