StartseiteNotizenWillms Woche: Seemann, Jurist und andere mehr oder weniger beliebte Berufe

Willms Woche: Seemann, Jurist und andere mehr oder weniger beliebte Berufe

Willms' WocheJede Woche blickt Jennifer Willms knapp und subjektiv auf die literarischen Jahrestage der aktuellen Woche.

Er ist schon seit einiger Zeit aus der Hitparade der beliebtesten Berufe verschwunden: Joseph Conrad verspürte dagegen schon früh den Wunsch, Seemann zu werden, und erfüllte sich diesen Traum bereits im Alter von 16 Jahren. Jedoch loderte in Conrad die Leidenschaft für eine weitere Berufung: die Schriftstellerei. Die Erfahrungen, die er während seiner Reisen durch die Welt sammelte, flossen in sein literarisches Werk ein und so gilt Conrad bis heute als einer der wichtigsten Kritiker des europäischen Kolonialismus. Obwohl der in der Ukraine geborene Autor die englische Sprache erst im Erwachsenenalter erlernte, zählt er zudem zu den großen Meistern der britischen Literatur. Am 3. Dezember feiern wir Joseph Conrads 150. Geburtstag.

Der Beruf des Schriftstellers erfreut sich anders als der des Seemanns nach wie vor großer Beliebtheit. Was aber sollte man dafür studieren? Die Antwort ist ganz klar: Jura. Das Studium der Rechtswissenschaften nämlich ist nicht nur renommiert, sondern erfordert im Jahr nur wenige Monate intensiven Faktenlernens, so dass in der übrigen Zeit genügend Freiraum für die literarische Arbeit bleibt. Diesen Rat seines Gymnasiallehrers befolgte jedenfalls Peter Handke und fuhr damit ganz gut. Seit seinem Jurastudium Anfang der 60er Jahre heimste das enfant terrible der deutschsprachigen Literatur jede Menge Preise ein und lässt sich darüber hinaus am 6. Dezember anlässlich seines 65. Geburtstags von uns feiern.

Wer es sich leisten konnte und wer zudem einigermaßen viel Talent aufwies, träumte bereits in der Antike von einer Karriere als Dichter. Der am 8. Dezember im Jahr 65 vor Christus geborene Horaz hatte offensichtlich nicht nur besonders große Ohren, die ihm den Spitznamen Flaccus (Schlappohr) einbrachten, sondern auch überdurchschnittlich großes Talent. Im Gegensatz zu seinem Kollegen Ovid, der wegen seiner »Liebeskünste« ins Exil geschickt wurde, unterstütze Horaz den Kurs des Kaisers Augustus, der nicht nur für seine Volkszählung, sondern vor allem auch für seine strengen Sittengesetze bekannt ist. Die von Kaiser und Dichter propagierten Werte wie Moral und Anstand waren jedoch nicht von langer Dauer. Spätestens unter Augustus Urenkel Caligula befanden sich die römischen Sitten auf ihrem Tiefpunkt.

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