Handwerk will gelernt sein. Wer sich im eigenen Wohnzimmer eine Holzdecke dilettantisch über den Kopf nagelt, mag damit vielleicht noch die Verwandtschaft beeindrucken, doch spätestens der Fachmann schaut entsetzt, wenn breite Fugen klaffen und der Randabschluss nicht stimmt. Die Angst ist groß, dass einem alles auf den Kopf fallen könnte.
Schreiben ist auch Handwerk. Besonders bei Gedichten wird ein Mangel schnell offenbar. Da stimmen Reime, Bilder und Rhythmus nicht, da knirscht es im Gebälk und alles droht einem auf den Kopf zu fallen.
Und da reicht es nicht, wie im heute von Malte besprochenen Werk, eine pseudo-lyrische Sprache zu imitieren, um fehlendes Handwerk zu überspielen. Machen Sie einen Test: Lesen Sie das Gedicht einmal mit etwas übertriebenem Pathos laut vor. Sie werden sofort merken, wo die breiten Fugen klaffen.
Lesen Sie hier das Gedicht und Maltes Meinung »
Es ist manchmal schon erschröcklich, was man an Texten zu lesen bekommt. Es erinnert mich an eine Werbung, die sinngemäß so lautete: „…vor einem halben Jahr habe ich noch gehäkelt; seither mache ich in Gedichten!“
tjm.