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Textkritik: Friedhofsbesuch mit fünf Brillen

An manchen Textkritiken arbeitet unser Kritiker Malte Bremer gut und gerne einen ganzen Tag. Das passiert in der Regel bei schlechten Texten. Texte, deren zusammenfassende Bewertung aus einem Wort bestehen kann und deren ausführliche Detailkritik oft länger als der kritisierte Beitrag ist.

Doch beim heutigen Werk ist das anders. Die Kritik im Einzelnen entfällt, dafür können Sie die zusammenfassende Bewertung der Fünf-Sterne-Wertung bereits hier lesen:

»Ich sehe sie vor mir: Das grünäugige Kind, das plötzlich verharrt, weil es eine Katze gesehen hat, ein Elter, das plötzlich registriert, wo es ist, sich von der Katze führen lässt zu Lochgitter mit toten Töchtern während einer TB-Epedemie, zu Fichtes und Marcuses Grab – und das alles stückchenweise (isolierte, auseinandergerissene Wörter) und kommentiert, dann die erneute Hinwendung ans Kind, die Überraschung über Marcuse Tod (Was? Bin ich schon so alt?) – egal: Weitermachen!«

dorothee

von Elisabeth Bachberg
Textart: Lyrik
Bewertung: 5 von 5 Brillen

war was, kind? jar nischt und dein frosch
grünes auge oder oh katze so süß komplett
schwarz nur die pfoten schnee weiß beim schleich
gang um hegels ganzen stein zum loch
gitter am töchter grab alle verstorben an der
tuberkulose die engel 1234567 im ein paar tage
rhythmus was ist das bloß für eine krankheit
abscheulich der fichte liegt eben hier
mensch guck doch die mauer früher
hättste umpusten können mit einem
hauch und jetzt ist der etwa auch schon
tot steht doch über marcuse: weitermachen!

© 2009 by Elisabeth Bachberg. Unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe - gleich welcher Art - verboten.

Zusammenfassende Bewertung

Ein erfrischend unverkrampfter Besuch auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin
Ich sehe sie vor mir: Das grünäugige Kind, das plötzlich verharrt, weil es eine Katze gesehen hat, ein Elter, das plötzlich registriert, wo es ist, sich von der Katze führen lässt zu Lochgitter mit toten Töchtern während einer TB-Epedemie, zu Fichtes und Marcuses Grab – und das alles stückchenweise (isolierte, auseinandergerissene Wörter) und kommentiert, dann die erneute Hinwendung ans Kind, die Überraschung über Marcuse Tod (Was? Bin ich schon so alt?) – egal: Weitermachen!

Die Kritik im Einzelnen

Entfällt. Die Links im Gedicht sind von mir gesetzt.

© 2009 by Malte Bremer. Unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe – gleich welcher Art – verboten.