StartseiteNotizenPlädoyer für langweilige Bücher

Plädoyer für langweilige Bücher

Fast ist es eine Erwiderung auf den Beitrag von Werner Fuld (“[Der junge Leser] überblättert bei Karl May die Landschaftsbeschreibungen, die ohnehin nur Ortskenntnisse des Autors vortäuschen sollten.”): Dante Andrea Franzetti spricht sich im Standard für Kontemplation und Beschreibungen in Büchern aus und somit für das, was viele als Langeweile bezeichnen. Zitat: Lange Weile bedeutet eigentlich nichts anderes als Redundanz. Der Plot – heute meist dem Muster hollywoodesker Hetzjagden nachgebildet – ist der größte Feind der langen Weile. Redundanz ist nur als Handlungs-Erinnerungsstütze erlaubt. Redundanz ist jedoch eines der wichtigsten Stilmittel der Poesie und der Beschreibung. Aus Redundanz – wiederholtem Hinsehen – besteht die Anschauung und die Kontemplation. Redundanz heißt Verzögerung, Entschleunigung, Auseinanderziehen der Zeit. Intensive Gefühle wie Glück oder Angst bestehen aus der Redundanz des einen Moments, der nachhallt. Die Zeit steht nicht still, sondern sie dehnt sich aus, scheinbar ins Unendliche.
Franzettis Beitrag sollte allerdings für viele Autoren nicht als Entschuldigung dienen, die überflüssigen Stellen in ihren Manuskripten nun doch nicht zu streichen. Dann hätten sie etwas falsch verstanden.

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