StartseiteHörbücherLegale und illegale Downloads: Erstaunlich kluge Worte vom Hörverlag

Legale und illegale Downloads: Erstaunlich kluge Worte vom Hörverlag

Interview mit Heike Völker-Sieber vom HörverlagFrüher fand das Hörspiel fast nur im Radio statt. Produktionen auf Schallplatte oder Kassette waren eher für Kinder und Jugendliche konzipiert, wie Märchen, die drei ??? oder Hui Buh.

Kriminalhörspiele und anspruchsvollere Produktionen gab es nur im Radio zu hören. Hatte man ein Hörspiel verpasst, war der Empfang des Senders schlecht oder war man dabei eingeschlafen, so hatte man keine Chance, das Hörspiel nochmals zu hören. Denn obwohl die Werke mit Gebührengeldern finanziert waren, bekam man bei einer Anfrage an die Sender nach einem Mitschnitt auf Kassette eine Abfuhr erteilt.

Heute ist das anders. Viele Produktionen sind auf CD oder als MP3-Datei bei den Download-Portalen erhältlich. Und neuerdings sind einige Hörspiele sogar kostenlos und legal über die Internet-Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender abrufbar.

Aber was sagen die Hörspiel- und Hörbuchverlage zu diesen »verschenkten« Werken?

boersenblatt.net hat sich mit der Unternehmenssprecherin des Hörverlags unterhalten. Und diese sagt zum Thema bemerkenswert kluge und unpolemische Sätze.

Das Interview zeigt, dass man bei den Hörbuchverlagen die aktuelle Situation der legalen und illegalen Hörbuch-Downloads durchaus realistisch einschätzt.

Bislang fiel leider auch die Branche der (Hörspiel-)Verleger dadurch auf, dass sie die Kriminalisierung ihrer Kunden vorantreiben will und laut nach Politik und Bestrafung ruft. Zweifelhafte Kampagnen wie »Raubkopierer sind Verbrecher« werden unterstützt, die bereits den Ruf der Musikindustrie erheblich schädigten.

Der Hörverlag ist der größte deutsche Hörbuch-Anbieter und man hätte vielleicht vermutet, dass von Unternehmenssprecherin Heike Völker-Sieber ähnliche Forderungen und Sätze zu hören sind.

Aber nein! Sie sieht die Aktivitäten der öffentlich-rechtlichen Sender durchaus gelassen und weist darauf hin, dass viele der Download-Angebote bereits mit Gebührengeldern finanziert sind.

Und sie bringt ein Thema zur Sprache, das in der Tat viel zu wenig beachtet wird bzw. von der Musik-Industrie bewusst falsch interpretiert wird: Man darf die Zahlen illegaler und legaler Downloads nicht als entgangene Verkäufe werten und so angebliche Verluste begründen.

Heike Völker-Sieber sagt im Interview mit boersenblatt.net: »Unmengen von Filmen, Songs, Fotos, Texte und Hörbuchinhalten – viel zu viele für die Dauer eines Menschenlebens – verschwinden ungelesen, ungesehen und ungehört auf Nimmerwiedersehen in den Untiefen der Festplatte. Imposante Gratis-Downloadzahlen sagen nichts über die wirklichen Hörerzahlen.«

Und in der Tat führt diese Jäger- und Sammlermentalität dazu, dass die User diesen Werken buchstäblich keinen »Wert« beimessen.

Dabei müsste gerade hier die Öffentlichkeitsarbeit der Anbieter beginnen, um klar zu machen, dass man da nicht nur Dateien auf der Festplatte hat, sondern dass darin eine ganze Menge Arbeit und kreative Leistung steckt.

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2 Kommentare

  1. Endlich wird mal von einer “offiziellen Stätte” beziehungsweise von den “Betroffenen” eingestanden, dass es sich bei den vielen illegalen Downloads nicht direkt um verlorene Käufe handelt. Dieser Denkfehler herrscht schon seit langer Zeit in der Industrie. Nicht jeder, der sich irgendwelche Dateien illegal herunterlädt, wäre unter legalen Bedingungen potenzieller Käufer.

    Trotzdem sollte natürlich gegen Piraterie vorgegangen werden. Jedoch sollten sich die Firmen, die Industrie, nicht hinter diesen enormen, angeblichen Verlustzahlen verstecken.

  2. Das traurige ist, dass diejenigen, die auf innovative Programme und auf intelligente Hörer gesetzt haben, am meisten geschädigt werden. Denn die Konsumenten solcher Kunst sind gleichzeitig die besten Downloader, weil sie gut mit Computern umgehen können und im Internet nach Neuem suchen. So ist im Bereich Musik-CD der öde Sektor “deutsche Volksmusik” mit seinen stupiden Angeboten vom Download völlig unberührt geblieben, währnd innovative Plattenläden und Labels sterben müssen, wenn sie nicht schon gestorben sind. Auf lange Sicht schadet dieser reaktionäre Trend der Kulturszene mehr als der Verdienstausfall der großen Plattenfirmen.
    RK

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