Logo Buchmesse 2000Nachlese: Die besten Berichte und unsere Gästegalerie
Unsere Beobachtungen von der 52. Frankfurter Buchmesse (18.10.-23.10.2000)
- Für einen Text gab es unsere Literatur-Café Tasse
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Die Buchmesse - Das Buch
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Eine Tasse?
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Einfach klasse

Newcomer unter Glas
Das Magazin »titel« lud zur Lesung ein

<font face="Arial, Geneva, Helvetica" size="2">Publisher’s Point</font>Auf der Buchmesse geht es um Kommerz, klar. Aber die Kunst soll auch nicht zu kurz kommen, und deshalb lud das Magazin »titel« am Samstagabend zur Lesung mit Newcomern ein.
     Als Ort hatten die »titel«-Macher den Publisher’s Point gewählt. Leider eine unglückliche Wahl, denn unter der lang gezogenen Glaskuppel erinnerte nicht nur die Atmosphäre an eine Bahnhofshalle, sondern auch der Geräuschpegel. Entsprechend schlecht war die erste Autorin zu verstehen: Tanja Dückers, deren erster Roman »Spielzone« letztes Jahr im Berliner Aufbau Verlag erschienen ist.
     Nicht aus diesem Roman las sie aber, sondern aus ihrer Textsammlung »Morsezeichen« sowie aus neuen Texten. Ja, Texten, denn dem Zuhörer fiel es schwer zu unterscheiden, ob er es hier mit Gedichten oder Kurzgeschichten zu tun hatte. Das lag zum einen an Dückers eigenwilliger Art, alle paar Worte eine Pause zu setzen und die Satzstücke zwischen diesen Pausen lieblos herunterzurattern, zum anderen daran, dass die Autorin eher Bilder malt als Handlungen erzählt. Was aber auch sehr schön sein kann, und so blieb man ein bisschen ratlos zurück und wünschte, man könnte das alles nochmal in Ruhe nachlesen.
     Ganz anders bei der »Berliner Liaison«, einer Autorengruppe, die nur zur Hälfte vertreten war. Crauss und Tom Schulz lasen – nein: brüllten zuweilen -  Gedichte, die von der Performance leben. Typische Slam Poesie eben, eine Aneinanderreihung krass und gesellschaftskritisch klingender Phrasen, die an üblen Deutsch-Rap erinnerte. Schade, dass das beste Gedicht, das diesen Namen auch verdiente, von einem Liaison-Kollegen stammte, der nicht dabei war.
     Echte Spannung kam erst auf, als Jaromir Konecny am Mikrofon stand. Nicht nur regelmäßigen Besuchern von Poetry Slams dürfte der tschechische Autor bekannt sein als Verfasser witzigster Kurzgeschichten, in denen er zum Beispiel wunderbar respektlos Esoteriker, Gesundheitsapostel und Fast Food auf die Schippe nimmt - und die er vor allem auch noch fesselnd vorzutragen versteht. Lacher aus dem Publikum ist er gewöhnt, manchmal muss er sogar selbst lachen, doch hier ging selbst die Heiterkeit immer wieder im Messelärm unter.
     Da war es eine gute Idee, dass der letzte Autor dieser Leserunde seinen Text in gedruckter Form verteilen ließ. Jan Karsten erzählte seine Geschichte »Wer lebt gibt laut. Alcedinidea flattert«, die streckenweise übertrieben absurd erschien, aber in schöner Sprache daherkam. Damit rundete er eine Veranstaltung ab, die alles in allem hauptsächlich eines geboten hatte: ein wahrhaft buntes Programm.

Silja Binner

22.10.2000, Buchmesse Frankfurt

 

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