Das vorletzte Mal, dass ich Tränen gelacht hatte, war bei der Lektüre von Horst Evers, als der Ich-Erzähler in einer Bäckerei Zeuge wird, wie ein Kunde ein »Brot von Gestern« für den kommenden Tag vorbestellen will. Gelacht habe ich, weil es so absurd wie komisch ist.
Rogers »Poet der kleinen Dinge« ist überhaupt nicht absurd, aber höchst komisch, und brachte mich immer wieder zum lauten Lachen, selbst beim Vorlesen konnte ich mich nicht beherrschen.
Zentrale Figur ist »Roswell« – rein äußerlich betrachtet ein »menschliches Monstrum«, dem »ein paar Schaltstellen« fehlen und der deshalb in einer »Parallelwelt« lebt – angeblich.
Roswell heißt natürlich nicht Roswell: Das ist schließlich der Ort, wo die NASA 1947 nach einem Ufo-Absturz ein Alien gefunden hat und seitdem in der Tiefkühltruhe aufbewahrt – glauben zumindest die UFO-Schwärmer.
Diesen Namen hat ihm seine Schwägerin Marlène verpasst, die gerne ausrastet, weil ihr nichts recht ist und sie alles in den falschen Hals kriegt – sie hat wohl nur diesen. Sie ist mit Gérards (so Roswells eigentlicher Name) drögem Bruder Bertrand verheiratet. Da die Eltern der Brüdern tot sind, lebt Roswell bei seinem Bruder – aber Marlène will Gérard loswerden.
Um Roswell kümmern sich Alex, die vorübergehend in Marlènes Haus hilft, und schließlich auch noch zwei lethargisch herumhängende Jugendliche, der Bierdosen-Wurf-Spezialist Zackenbarsch und der unglücklich verliebte Cédric.
Wie die vier jenseits aller political corectness zusammenkommen – das ist so herzerfrischend direkt, ohne jede moralische Ambition und in einer bildhaften Sprache, die immer wieder zum Lachen reizt!
Da werden keine Gefühle beschrieben, da schaut Marlène Roswell nicht »mit Ekel im Gesicht« an, was minderbegabte Texthersteller so absondern, nein: Marlène betrachtet ihn, als solle sie ein Campingplatzklo putzen … das weckt Vorstellungen (und vielleicht Erinnerungen?)!
In diesem Zusammenhang ein dickes Kompliment an die Übersetzerin Claudia Kalscheuer: Man merkt an keinem Wort, dass hier übersetzt worden ist!
Und ein Schlusswort: Die beiden letzten Kapitel (S. 234ff) hätten fehlen dürfen, der Roman wäre auch so kugelrund!
Lesen! Genießen!
Malte Bremer
Marie-Sabine Roger; Claudia Kalscheuer (Übersetzung): Der Poet der kleinen Dinge: Roman. Gebundene Ausgabe. 2011. HOFFMANN UND CAMPE VERLAG GmbH. ISBN/EAN: 9783455400953. 16,90 € » Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel
Marie-Sabine Roger; Claudia Kalscheuer (Übersetzung): Der Poet der kleinen Dinge: Roman. Taschenbuch. 2013. dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. ISBN/EAN: 9783423214322
Horst Evers: Mein Leben als Suchmaschine. Taschenbuch. 2010. Rowohlt Taschenbuch. ISBN/EAN: 9783499249358. 10,00 € » Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel
Horst Evers: Mein Leben als Suchmaschine. Taschenbuch. 2010. Rowohlt Taschenbuch. ISBN/EAN: 9783499249358. 10,00 € » Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel
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