Die Bachmannpreis-Jury hat entschieden. Die TeilnehmerInnen für die Endrunde von GNTA (German-speaking Next Top Author) stehen fest. Jedes Jury-Mitglied durfte (wie immer) zwei BewerberInnen einladen: macht bei sieben Mitgliedern vierzehn Eingeladene.
Doris Brockmann wirft einen Blick auf die Klagenfurter KandidatInnenliste – aber erstmal ganz unpersönlich. Das heißt, sie bleibt bei den Zahlen und noelle-neumannt drauf los.
Geschlechtsspezifisch steht es in diesem Jahr 8:6 für die Frauen. Der kontinuierliche Aufwärtstrend der Autorinnen hält ungebrochen an. Im letzten Jahr war der Gleichstand von
7:7 erreicht. 2011 erhöhten die Frauen von 5 (2010) auf 6. Eine beharrliche Steigerung, die zu den schönsten Hoffnungen berechtigt: Wenn der gute Lauf weiterhin gut läuft, müsste nach Adam Riese im Jahr 2019 ein reiner Literatinnenwettbewerb anstehen – es sei denn, die Männer setzen vorher noch eine Quotenregelung durch.
Doris Brockmann
ist (bzw. war) passionierte Fernsehstudentin der »Tage der deutschsprachigen Literatur«. Bis 2013 bloggte und twitterte sie über den Bachmannpreis immer im angenehm kühlen Arbeitszimmer, 2014 war sie erstmals live im aufgeheizten Klagenfurt dabei, um sich mal alles vor Ort anzuschauen. 2017 wird sie zum vierten Mal nach Kärnten reisen. Ansonsten widmet sie sich der angewandten Schriftstellerei im Dienste der Alltagsbeobachtung auf
walk-the-lines.de
Entspannt kann sich zurücklehnen, wer ein ähnliches Nationalitätszugehörigkeitswirrwarr wie im Vorjahr befürchtet hat, als es doppelte und auch Zugehörigkeiten jenseits des Dreiländerecks aus Österreich, Schweiz und Deutschland gab. Für letztere gibt es zwar auch dieses Mal ein Beispiel (BR), jedoch lebt der in Brasilien geborene Schriftsteller über 20 Jahre in Deutschland und geht unter der Wohnortangabe „München“ an den Start. Ansonsten begnügen sich alle Beteiligten mit nur einem Nationalitätskennzeichen hinter ihrem Namen.
Nicht entspannt zurücklehnen können sich diejenigen, die in der Schweiz leben und schreiben. Denn sie sind im diesjährigen Bewerb überhaupt nicht vertreten. Hat es das eigentlich schon mal gegeben? (Muss ich unbedingt überprüfen!) Haben die Schwyzer AutorInnen etwa Angst vor Klagenfurt? Oder haben Sie allesamt grottenschlechte Texte an die Jury verschickt? Oder hat die nahezu vorbildlich paritätisch besetzte Jury
D | CH | A |
3 | 2 | 2 |
befunden, dass es ein Unfug sei, bei der Auswahl auch danach zu schauen, woher die Einzuladenden kommen? Ich weiß es nicht. Was ich wohl weiß ist, dass die Gruppe der deutschen AutorInnen immer die zahlenmäßig größte Gruppe war. Aber in diesem Jahr hat sie ja fast eine Monopolstellung erreicht. Ist mir irgendwie ein bisschen unangenehm.
Hier noch einmal im Überblick:
D | CH | A | ||
2010 | 9 | 2 | 2 | 1 IR |
2011 | 10 | 1 | 3 | |
2012 | 7 (+CH+FIN) | 4 (+A+D) | 3 (+JPN+CH) | |
2013 | 11 | – | 2 | 1 BR |
Altersspezifisch ist zu vermelden, dass das Gesamtalter der eingeladenen FinalistInnen in diesem Jahr 536 Jahre beträgt. Daraus ergibt sich ein Pro-Kopf-Durchschnittsalter von
38,3 Jahren. Bei der Errechnung habe ich die Geburtsmonate der KandidatInnen nicht berücksichtig. D. h. alle, die erst nach dem 4. Juli Geburtstag haben, mussten hier der Einfachheit halber ein wenig älter gemacht werden. Da ich bei den vorherigen Bachmannpreis-Jahrgängen in derselben Weise verfahren bin, bleibt sich das im Verhältnis gleich.
2013 | 536 Jahre | 38,3 |
2012 | 539 Jahre | 38,5 |
2011 | 521 Jahre | 37,2 |
2010 | 500 Jahre | 35,7 |
Ungeachtet der minimalen Verjüngung im 2013er Jahrgang, glaube ich weiterhin, von einem unverkennbaren Trend im Sinne des allgemeinen demographischen Wandels sprechen zu dürfen.
Bleiben noch zwei kleine Anmerkungen:
- Eine eigene Homepage habe ich (bisher) nur bei vier Kandidatinnen gefunden. (Halten die anderen ihre geheim, oder haben sie keine?)
- Nur zwei von vierzehn TeilnehmerInnen geben an, an einem Literaturinstitut (Biel, Leipzig) studiert zu haben. (Halten die anderen ähnliche Ausbildungen geheim oder gar nichts davon?)
So.
Das
muss
für
heute
reichen.
Sobald die Videoporträts online gestellt sind, geht es hier weiter im Text.
Doris Brockmann
Hinweis: Dieser Beitrag erschien zunächst auf walk-the-lines.de