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Vanity-Verlage: Hinter den Kulissen der Abzocker

Geld!Sie werden Zuschussverlage, Dienstleistungsverlage oder neuerdings auch Vanity-Verlage genannt. Dabei haben diese Firmen mit Verlagen wenig gemein, denn ihr Geschäftsmodell ist einfach: Wenn der Autor zahlt, wird das Buch gedruckt. Die schwarzen Schafe der Branche locken mit Milchmädchenrechnungen und abenteuerlichen Versprechungen, was mögliche Verkaufszahlen angeht. Wie die Wirklichkeit ausschauen kann, haben wir bereits vor Jahren hier berichtet. Doch immer wieder liest man von erschütternden Fällen, wie z.B. von einer 18-jährigen Schülerin, die zu einer Auflage von 10.000 Exemplaren überredet wurde. Die Eltern haben’s bezahlt. Es dürften vermutlich mehrere 1.000 Euro gewesen sein.

Nun ist einer dieser »Verlage« den Bach runtergegangen. Am 31. Januar 2007 wurde das Insolvenzverfahren gegen Mein Buch oHG eröffnet. Mit Sprüchen wie »Bücher schreiben ist ein Ausdruck von Freiheit. Lassen Sie sich keine Grenzen setzen.« schmierte man den Kunden Honig ums Maul – und wollte doch nur ihr Geld. Das Blog »Pfade durch den Buchmarkt-Dschungel« dokumentiert nun anhand eines realen Briefwechsels, wie der Verlag die Kunden zur Veröffentlichung überredet hat.

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9 Kommentare

  1. Abzocker ade “Mein buch” habe ich gefeuert.” Göteverlag sagte inerhalb 48 std zu erschien mir unseriös. Novum verlangt 4600 euro. Der kann mich mal.
    Wohin wendet sich ein Autor, an 15000 Verlage? das kann doch nicht sein.

  2. Mit Verwunderung lese ich die vielen negativen Artikel und Hetzkampagnen, die sich auf sogenannte Druckkostenzuschuss-, Zuschuss- oder Vanityverlage beziehen.
    Die jüngste Pleite von »mein Buch OHG« scheint das Negativimage dieser Verlage nur noch zu fördern.
    Da stellt sich mir die Frage: Sind deutsche Autoren des Lesens müde oder können sie etwa gar nicht lesen? Verstehen sie die deutsche Sprache nicht, die geschriebenen Worte in einem Vertrag?
    Der größte Teil dieser schreibenden Zunft ist volljährig, unterschrieb die vorgelegten Verträge und bezahlte je nachdem einige hundert oder mehrere tausend Euros für sein Buch. Das ist nichts Verwerfliches, wenn einer für sein Buch bezahlen will, so soll er das auch. Das war zu Goethes Zeiten so und so wird es in Zukunft bleiben.
    In vielen Artikeln im Internet wird gewarnt vor Zuschussverlagen, der Autor möge doch sein Buch nur an einen richtigen Verlag schicken, alles andere ist Abzocke. Bedachten diese unbedarften Schreiberlinge die Gesetze der Marktwirtschaft, das Verlagswesen. Das Wort Mainstream scheint Ihnen fremd. Gewinne müssen mit den produzierten Büchern erzielt werden und die kann man nicht mit Büchern eines Herrn Hinz oder einer Frau Kunz erzielen. Wie viele deutsche Autoren schafften den Sprung in die Oberliga mit 5.000 oder mehr verkauften Büchern bei regulären Verlagen im Jahr 2006? Wenige und das bei einer Masse von tausenden Autoren.
    Wo sollen denn diese tausende Autoren, die oft genug mehr als 30 Absagen von regulären Verlagen erhielten, Ihre Bücher veröffentlichen? Viele dieser Manuskripte sind es wert, veröffentlicht zu werden und einige schafften auch schon den Sprung in die Oberliga mithilfe von Zuschussverlagen. Macht Euch erst schlau, bevor Ihr die Dienstleisterverlage verteufelt.
    Fast jeder, der schreibt, will sein Geschriebenes irgendwann Mal als Buch sehen und wenn ihn kein großer Verlag unter seine Fittiche nimmt, bleibt ihm nur der Weg zum Dienstleister.

    BOD in Norderstedt gewann das große Rennen um die Nichtregulärveröffentlichten. Ein Dienstleister. Nimmt man alle Leistungen dieses Dienstleisters in Anspruch, fallen mehrere tausend Euro als Kosten an.
    Mit mehr als 20.000 Autoren und 5 Millionen verkauften Büchern steht BOD an der Spitze und ist so gut wie nie irgendeiner Hetzkampagne ausgesetzt. Diese Firma ist anerkannt und selbst https://www.literaturcafe.de, das sich in früherer Zeit gegen Zuschussverlage ausgesprochen hat, widmet diesem Zuschuss-Anbieter einen eigenen Podcast.
    Verkehrte Welt, kleinere Dienstleistungsverlage werden abgekanzelt, große auf das Podest gehoben, wobei sich die vielen kleinen mehr ums Buch kümmern müssen.
    Ich kenne einige kleinere Dienstleister, die sich mehr ums Buch kümmern als der Branchenriese, der jedes Buch druckt. Viele davon sind bei fast allen Barsortimentern (KNV, Libri, Umbreit etc.) gelistet, BOD nur bei Libri. Sie betreiben Werbung für Ihre Autoren, organisieren Lesungen bei Buchhändlern und vieles mehr, denn auch bei Ihnen zählt der Verkauf mit Büchern und der trägt nicht unerheblich zum Gewinn bei.
    Ein Wort an die Verteufeler der Dienstleisterverlage: Sicher, Ihr seid alle große Autoren mit Rang und Namen und mit mehr als 5.000 abverkauften Büchern. Habt es nicht nötig, für Euer Buch zu zahlen, Ihr bestreitet alle Euren Lebensunterhalt vom Schreiben … und für Euch sind alle Autoren, die Geld für Ihr Buch bezahlt haben, minderwertig. Aber bedenkt: Wie vorher schon erwähnt, auch unter den Minderwertigen findet man Diamanten und es werden täglich mehr, die zu Euch in den Olymp der einsamen Schreiber über einen Dienstleister aufsteigen. Angst davor???

    Also, lasst die Menschen, die Ihren Namen und Ihr Geschriebenes gedruckt sehen wollen und die Dienstleister in Ruhe ihre Arbeit machen, erkennt sie an als ein Zugewinn der deutschen ach so armen Literaturwelt.

    Sicher mag es in der »Zuschussbranche« wie in vielen anderen auch so manches schwarze Schaf gegeben haben, ich denke, wenn ich mir diese speziellen Verlage so anschaue, sind die meisten doch wieder verschwunden. Der Markt hat das geregelt und wird es regeln. Übriggeblieben sind viele kleine Verlage, die trotz Autorenbeteiligung ums Überleben kämpfen. Wer von den Verteufelern weiß denn schon, wie viel eine komplette Buchproduktion inkl. Lektorat, Satz und Covergestaltung kostet? Kennt ihr die Preise eines Grafikers, Setzers, Lektors und die Betriebskosten eines Verlags? Da reichen keine 2000,00 Euro Druckkostenzuschuss für ein 100-150 Seitenbuch, von denen das gierige Finanzamt auch noch die Mehrwertsteuer von ca. 300,00 Euro abzieht und viele dieser kleinen Verlage liefern für diesen Preis die komplette Leistung für das Buch. Holt Euch erst Angebote ein, vergleicht, bevor Ihr wettert!
    Ich habe es getan, recherchiert und erkannt, dass einige und nicht wenige bezuschusste Bücher durchaus vom Leser angenommen wurden und werden.
    Vito von Eichborn (ehemals Eichborn Verlag) gründete 2006 die Edition BOD, mit Büchern eines Dienstleisters, der Erfolg gibt ihm Recht.
    Mein Resümee, große Verlage können nicht alle Manuskripte verlegen, die ihnen angeboten werden, ein Ding der Unmöglichkeit. Sie picken die Rosinen aus dem großen deutschen Kuchen und oft sind diese auch noch schlecht, schaffen kaum die Tausender-Auflage. Sie werden vorsichtiger mit deutschen unbekannten Autoren, verlegen lieber »Ausländer« die sich schon einen Namen machten.
    Soll denn ein unbekannter Autor Unmengen an Porto ausgeben, nur um Absagen zu erhalten? Von 1000 Manuskripten wird eines verlegt. Soll er warten bis zum Sanktnimmerleinstag und hoffen, dass vielleicht sein durchaus lesenswertes Buch endlich von einem regulären Verlag angenommen wird, wie so vielfach in den Foren zu lesen ist? Hoffen und Harren, macht viele zum Narren!
    Ich denke, NEIN, denn, wenn er das Geld für eine Veröffentlichung hat, soll er diesen Schritt wagen und die angebotenen Leistungen verschiedener Dienstleister vergleichen, sich informieren.
    Aber er muss vorab bedenken, eine Garantie für einen erfolgreichen Abverkauf seiner Bücher wird ihm kein Verlag geben, sei es ein Dienstleister oder ein regulärer Verlag, außer Sie heißen Dieter Bohlen oder Gerhard Schröder … aber das sind keine Schriftsteller, oder???

  3. Ich habe aus der Not eine Tugend gemacht und mein Buch selber produziert, das heißt, vom Cover über das Layout (Adobe InDesign) bis hin zu den Fonts alles selber gemacht, das Lektorat bezahlt (Freundschaftspreis) und den Auftrag einer qualitativ hochwertigen Druckerei gegeben.

    250 Stück sind es “nur” – wer sich anstrengt, kann da sogar noch ordentlich Gewinn machen (besser: Multiplikatoren schenken) – und weiß, was es heißt, ein Verleger (Geld) und Autor (Geist) zu sein.

    Freilich – das übliche Naserümpfen (“Eigenverlag?”) kriegst du nur weg, wenn du ihnen das Buch unter die Nase hältst (“das hast du wirklich selber gemacht?”).

    Die Indie-Labels im Musikgeschäft machen es ja wunderbar vor, warum nicht auch in der Buch-Branche?

  4. Es beginnt leider schon mit den sog. Literaturagenten, die ähnlich wie manche Verlage, entweder gar nicht antworten oder den Autor an einen Abzockverlag vermitteln, wie dies Lindberg & Well tut. Angepriesen vom Uschtrin Verlag gibt jener Literaturagent vor, einen Verlag zu suchen, und tut das auch, wie in meinem Fall.
    Gefunden wurde, ziemlich rasch, der Hamburger Literatur-Verlag, der mir sofort einen Vorschuß bezahlen und das Buch veröffentlichen wollte. Alles kostenlos, versteht sich …
    Der kleine, unbedeutende Haken: Das Lektorat hätte ich selber bezahlen müssen. Bescheidene 12 000.- Für ein Lektorat!?
    Viele meiner Kollgenen haben leider recht: Es wird mehr abgezockt als geholfen.

  5. Auch die sogenannte Literaturagentur Friedrich Wilhelm von Werneke aus Berlin hat sich eingereiht in die Gruppe jener, die Lektorate für mehrere tausend Euro anbieten. Ein Vertrag liegt vor!

  6. Werden denn jetzt diverse Literaturzeitschriften auch auf die Werbeeinnahmen verzichten, die durch Anzeigen der DKZ-Verlage reinkommen? Beim Literaturcafe fehlt auch schon das blau-weisse Banner…

  7. @evelyne: Ja, es gibt eine solche “Plattform”, nämlich den Selfpublisher-Verband e.V., der die Interessen der unabhängigen Autorinnen und Autoren vertritt. Die Mitglieder tauschen sich an Messeständen, bei Regional-Treffen, in der geschlossenen Facebook-Gruppe uvm aus.
    @alle: Es macht einen riesigen Unterschied, ob man die seriösen Dienstleistungen von BoD in Anspruch nimmt oder auf die überhöhten Preise und übertriebenen Versprechungen eines DKZV hereinfällt. Unerfahrenheit und Unkenntnis kann immer dazu führen, dass man über den Tisch gezogen wird. Das ist am grauen Kapitalmarkt nicht anders. Unabhängige AutorenInnen schützen sich deshalb am besten durch Erfahrungsaustausch und Fortbildung. Der Selfpublisher-Verband bietet z.B. kostenlose Webinare, eine Mitgliederzeitschrift und einen Justiziar.
    Auch wer alle Aufträge einzeln vergibt, vom Cover über das Lektorat bis zum Buchsatz und Druck, muss zahlen. Entscheidend ist, dass die Preise angemessen sind und keine falschen Versprechungen gemacht werden.
    P.S.: Ich bin Vorstandsmitglied im Selfpublisher-Verband e.V.

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