Da ist die Story wieder, diesmal in der Braunschweiger Zeitung. Selbst das zum Artikel gehörende, fast schon obligatorische Bild eines lachenden jungen Mädchens, das vor einem Computer sitzt und stolz das erste eigene Buch in die Kamera hält, haben wir z.B. vor zwei Jahren ähnlich in der Acher-Renche-Zeitung gesehen. Die immer gleiche Geschichte haben wir zudem im September des letzten Jahres im Südkurier gelesen.
Die oftmals traurige Wahrheit hinter diesen journalistisch fragwürdigen Geschichten haben wir damals bereits eindeutig beschrieben. Doch solange Lokalreporter sich scheinbar naiv und ahnungslos über einen angeblichen Bucherfolg mitfreuen, solange werden junge und ältere Menschen den Unterschied zwischen einem echten Verlag, einem Zuschussverlag und Print-on-Demand-Dienstleistern und damit zwischen einem wirklichen Erfolg und einem gekauften »Erfolg« nicht verstehen.
Man kann fast schon erleichtert sein, dass die eingangs erwähnte Autorin für die Veröffentlichung einen Dienstleister gewählt hat, der für die Erstellung eines Buchblocks laut Homepage 399 Euro verlangt. Einige Zuschussverlage fordern für die Veröffentlichung vom Autor sogar bis zu fünfstellige Beträge.
Link im Web
Also, so eine schrecklich “traurige Wahrheit” kann ich da nicht erkennen! Sind die Euro 399,– nicht letztlich besser auf diese Art angelegt als wenn sie im nächsten Klamottenladen versickert wären? Nicht jede schriftstellerisch ambitionierte junge Dame hat das Glück, “Viva”-Moderatorin gewesen zu sein; in diesem Fall hat man wohl gleich einen namhaften Verlag an der Hand. Über die tatsächlichen literarischen Fähigkeiten sagt das aber noch lange nix!
beste Grüße an alle LeserInnen
Was ist Eure Meinung dazu?
Mit einem solchen Foto habe ich selbst schon einmal die Seite einer Tageszeitung geziert, nachdem ich meine Schiller-Biographie veröffentlicht hatte. Da es hier in Deutschland ohne ansprechende Vita (Studium), klangvollem Namen und einflussreiche Verbindungen nahezu unmöglich ist, von einem renommierten Verlag angenommen zu werden, bieten BoD-Verlage oft die einzige Möglichkeit für eine Veröffentlichung.
Ich habe für mein letztes Buch ca. 400 Euro gezahlt, wobei 35 Exemplare im Preis enthalten waren. Das ist preiswert, doch muss man sich darüber im Klaren sein, dass man Werbung und Lesungen selbst organisieren muss.
Dieser BoD-Verlag hat jedoch nichts mit den so genannten Zuzahlungsverlagen gemein, die meist horrende Summen in fünfstelliger Höhe verlangen. Diese blenden den unerfahrenen Schriftsteller mit edelsten Namen, um ihn von ihren unlauteren Absichten abzulenken.
Die Entscheidung, was gut oder schlecht ist, kann einzig und alleine der Leser treffen.
Also bloß nicht aufgeben!
Klingt alles gut und vernünftig, nur ist es so, dass im BoD-Verfahren erschienene Romane etwa bei gewissen Wettbewerben nicht als “echte Werke” angesehen, ebenso wie im Eigenverlag editierte Bücher nicht als konkurrenzfähig betrachtet werden. Aber jetzt sei mir ein kurzer Weg zurück zu Hölderlin erlaubt: Sein Gönner und Freund Isaac von Sinclair kaufte in den Jenaer Buchhandlungen alle Exemplare von Hölderlins Gedichtband auf, um diesem die Illusion zu geben, einen Bestseller verfasst zu haben. So eine kleine Hilfe, aus welcher Richtung sie auch kommen mag, kann nicht schaden. Und das allerwichtigste ist der Glaube an sich selbst und die Überzeugung, dass man etwas zu sagen hat, wie und wem auch immer.
In diesem Sinne: weiter schreiben!
Es ist leider eine Tatsache, dass im BoD-Verfahren veröffentlichte Bücher nicht als “echte”, gehaltvolle Literatur angesehen werden. Quantität statt Qualität.
Ich gönne jedem Schreibenden den Erfolg von Herzen, ganz gleich von welchem Verlag er präsentiert wird. Wichtig ist mir nicht das “dicke” Bankkonto, sondern beispielsweise der Schüler, der eines meiner Gedichte für die Schule auswendig lernt, oder dem ich Fragen über Schiller beantworten kann. DAS ist Erfolg für mich!
Zur Erinnerung sei gesagt, dass sowohl Goethe als auch Schiller ihre ersten Werke im Selbstverlag publizieren mussten. Hölderlin war damals also keine Ausnahme.
“Zur Erinnerung sei gesagt, dass sowohl Goethe als auch Schiller ihre ersten Werke im Selbstverlag publizieren mussten. Hölderlin war damals also keine Ausnahme.”
Ach herrje, das stammt aus dem Argumentations-Baukasten der Zuschussverlage und wird seit Jahrzehnten kolportiert, weil man bei der Gelegenheit auch noch schnell ein paar große Namen fallenlassen kann nach dem Motto “Humboldt ist tot, Einstein ist tot, und mir geht’s auch schon ganz schlecht”. Hätte sich das Prinzip des selbstbezahlten Publizierens bewährt, hätte es sich seit jenen Tagen ja wohl durchgesetzt, nicht wahr? 😉
Traurige Tatsache ist: Eine Argumentation gegen Zuschussverlage wird immer auch implizit auch als Argumentation gegen den verletzten Stolz und die Eitelkeit von denjenigen Autoren wahrgenommen, die hierin ihren einzigen möglich Weg meinen gefunden zu haben.
Aber darum geht es gar nicht, die Leute sollen doch Geld ausgeben soviel sie mögen. Aber einigen Zuschussverlagen darf man dennoch – sogar laut Gerichtsbeschluss! – unseriöse Geschäftsmethoden vorwerfen und den Stempel “Pseudoverlag” verpassen, weil es nichts anderes ist, als das. Mit dem echten Publizieren und dem Verlagsgeschäft hat das Ganze nunmal nichts zu tun. Egal, wie stolz man darauf sein mag.
Mag sein, dass sich Selbstverlage auf diese Tatsachen berufen. Schiller hatte die damalige Selbstvermarktung an den Rand des Ruins getrieben, zumal sich seine Räuber auf diesem Weg nicht verkaufen ließen. Er musste sich zunächst einen Namen machen, bevor das geschehen konnte.
Verletzter Stolz oder Eitelkeit? Nein, das ist es nicht! Wenn man die ersten Absagen verdaut hat, hilft nur ein gesundes Selbstvertrauen. Das hat nichts mit Selbstüberschätzung zu tun. Was mit Liebe geschrieben worden ist, findet seine Leser.
Es gibt Lektorate in echten Verlagen, die blind sind für gute Manuskripte, weil sie zu viele davon auf dem Tisch haben, oder weil sie einfach nicht ihrem Geschmack entsprechen. Es gibt aber auch Lektoren, die mit Macht und einer gewissen Arroganz den Daumen nach oben oder unten richten, nur weil die Vita des Schriftstellers nicht verkaufsfördernd ist. Es gibt auch echte Verlage, die ihre Autoren mit Knebelverträgen binden. Muss man sich tatsächlich solch einem Diktat unterwerfen und seine Freiheit opfern? Sollte man seine zu Papier gebrachten Gedanken lieber in einer Schublade verschimmeln lassen, oder ist es in dem Fall nicht besser, sie für eine kleine Summe auf den Büchermarkt zu bringen? Zur Vermarktung ist dann natürlich eine große Portion Eigeninitiative gefragt, angefangen mit Werbung in Eigenregie, und selbst organisierten Lesungen.
Frau Seidel, ich bin eben mal auf Ihrer Seite gewesen, um zu sehen, was Sie so schreiben und wovon Sie erhoffen, dass es Schüler im Unterricht lernen.
“andre beim Hinübergleiten
in die andre Welt entschweben”
Wer in zwei aufeinanderfolgenden Zeilen zweimal dieses fürchterliche, auch noch durch ein Apostroph verunzierte Wort verwendet, für den sehe ich da – ehrlich gesagt – keine großen Chancen.
Und es liegt auf der Hand, dass sich jeder, der für die Veröffentlichung seiner Ergüsse zahlt – egal wieviel, egal, ob bei BoD oder einem dieser sogenannten “Verlage”, genug Argumente sucht und zu eigen macht, mit denen er den “anderen” weiszumachen versucht, dass die Veröffentlichungsweise nichts mit der Qualität seiner Werke zu tun hat. Dabei ist tatsächlich die Historie ein gern genommener scheinbarer Beweis.
Das kann selbstverständlich jeder halten, wie er will, doch erlauben Sie mir, dass ich mir beim Lesen solcher Zeilen nur ein müdes Lächeln abringe.
Zum Glück für die Zuschussverlage werden die unbelehrbar an ihre Berufung und Genialität glaubenden Möchtegernschriftsteller nicht so schnell aussterben…
Cornelia Lotter
Frau Lotter, es tut mir sehr leid, wenn Ihnen meine Worte wehgetan haben sollten. Vielleicht liegt es am Vollmond, dass Sie hier gegen mich schießen!? Deshalb muss ich mich wehren.
Es stimmt, meine Gedichte entsprechen bei weitem nicht ihrem Schreibniveau. Glücklicherweise, muss ich sagen, denn ich bin immer bemüht, das Schöne und Gute zu erhalten. Ich verkaufe auch nicht meine intimste Weiblichkeit, um vielleicht von einem echten Verlag entdeckt zu werden. Der Teufel verlangt meist einen hohen Preis.
Ihre Schreibkunst ist meiner konträr. Unsere Gedankenwelten sind nicht kompatibel. Versuchen Sie deshalb erst gar nicht meine Gedichte zu verstehen. Es fehlt Ihnen an Tiefe. Sie schweben in anderen Welten, die ich nicht bewerten will.
Ich las gerade Ihre schriftstellerische Glanzleistung, Zitat: Ich habe mir die Vagina designen lassen. Damit treffen Sie sicherlich den Nerv dieser Zeit. Sie schreiben, Zitat: Die Kollagen-Unterspritzung des G-Punktes hätte ich gern mal ausprobiert, soll wahre Wunder wirken. Na, vielleicht hilft das ja!?
Dann bleibe ich doch lieber bei meinem schrecklichen Apostroph.
“Ich verkaufe auch nicht meine intimste Weiblichkeit, um vielleicht von einem echten Verlag entdeckt zu werden. Der Teufel verlangt meist einen hohen Preis.”
Liebe Frau Seidel, ich bin geschockt! Sollten Sie den Unterschied zwischen autobiografischem Schreiben und Fiktion etwa nicht kennen? Glauben Sie wirklich, ich würde, hätte ich tatsächlich diese fürchterliche Operation an mir ausführen lassen, so eine Geschichte darüber schreiben? Dann sind Sie wirklich arm dran!
Dass unser Schreiben diametral entgegengesetzt ist, mag sein, doch hier geht es nicht um Schreibstile, sondern um Handwerk! Und das ist immer gleich zu beurteilen!
Und um Ihre Gedichte (pardon, ich kenne ja nur das eine) zu verstehen, muss man wirklich nicht viel hinter der Stirn haben…
Wochenendliche Grüße von Cornelia Lotter
Liebe Frau Lotter, ich hasse zynische Wortgefechte, die Energie raubend sind und niemandem nützen. Gegen konstruktive Kritik habe ich gewiss keine Einwände. Auch einen Hinweis auf “furchtbar” verwendete Satzzeichen nehme ich dankend entgegen und korrigiere, wenn es nötig ist, damit sie Menschen wie Ihnen, die anscheinend mit erhobenem, schulmeisterischen Zeigefinger durchs Leben schreiten, nicht mehr allzu wehtun.
Sie sollten aufhören, mich als geistig minderbemittelte Person darzustellen und sich selbst in anmaßender Weise als etwas Besseres, nur weil ich bisher über einen BoD-Verlag publiziert habe. Ich kenne den Unterschied zwischen Fiktion und autobiographischem Schreiben sehr wohl. Schließlich habe ich nicht nur Hunderte von Gedichte, sondern mehrere Romane und eine Schiller-Biographie geschrieben.
Vielleicht sollten Sie sich angewöhnen, in Zukunft sorgfältiger zu lesen!? Eines meiner Gedichte IST von einem 14jährigen Schüler aus Rostock für die Schule auswendig gelernt worden. Es gibt immer wieder Schüleranfragen zum Thema Schiller. Durch solche Erlebnisse erfahre ich nicht nur eine besondere Art von Anerkennung, sondern weiß, dass mein eingeschlagener Weg gut und richtig ist.
Ich hatte nicht angenommen, dass Sie sich selbst einer solchen Operation unterzogen hätten, die sie beschrieben haben. Ich wundere mich nur immer wieder aufs Neue, wenn sich solche schriftstellerischen Ergüsse, die genau den von Ihnen beschriebenen Punkt unter der Gürtellinie treffen, als wertvolle Literatur verkaufen lassen. Hier geht es nicht um das Handwerk, sondern um das von Ihnen gewählte Thema.
Eigentlich sollten gerade Sie, aus meiner Lieblingsstadt Weimar stammend, den Geist dieses Ortes verstanden haben. Die Dichter und Denker des Musenhofes waren zeitlebens bemüht, das Schöne und Gute in der Literatur zu bewahren. Die deutsche Rechtschreibung kann man lernen, das Schreiben bei fehlendem Talent leider nicht.
Sollten sie Ihrer Herkunft nicht ein wenig mehr Rechnung tragen?
Wünsche ebenfalls ein schönes Wochenende!
Ja, hallo, das klingt ja nach Zickenkrieg! Meine Damen, das ist Ihrer nicht würdig. Ich kenne Sie beide nicht, genauso wenig, wie Sie mich kennen; dennoch fühlen wir alle drei uns dem Schreiben verpflichtet, wie auch immer es sich dann darstellen mag, und ich meine, dass Toleranz eines der Hauptgebote dieser vom Geist des Humanismus getragenen Tätigkeit sein soll!
In diesem Sinne möge jeder seiner Arbeit nachgehen und, wenn möglich, Ausfälle und Seitenhiebe gegen wen auch immer vermeiden – es sei denn, er oder sie fabriziere gerade einen pulitzerpreiswürdigen Leitartikel; da darf man dann getrost ein wenig ausholen.
Alles Gute
“Liebe Frau Lotter, ich hasse zynische Wortgefechte, die Energie raubend sind und niemandem nützen.”
Dem habe ich nichts hinzuzufügen…
C.L.
Ehrlich gesagt verstehe ich den Unterschied zwischen einem “echten Erfolg” und einem “gekauften Erfolg” auch nicht (oder will ihn nicht verstehen).
Für mich ist es nur wichtig, dass die Menschen, die über BoD veröffentlichen anscheinend Herzblut in ihre Arbeit gesteckt haben und diese nun gerne gedruckt sehen möchten. Ob die Werke gut oder schlecht sind, darüber entscheidet allein der Leser und nicht irgendein Verlag oder ein Lektor.
Ich habe inzwischen mehrere Bücher gelesen, die über Bod gedruckt waren, und es waren schlechte, gute und sehr gute Bücher dabei. Genauso, wie ich aus jedem Verlag, den es gibt schon schlechte, gute und sehr gute Bücher gelesen habe.
Für mich zählt eigentlich einzig, dass es hinter diesem Buch einen Menschen gibt, den es wahrscheinlich glücklich gemacht hat, dass er sein Buch in gedruckter Form in der Hand hielt und es so auch anderen Lesern zugänglich machen konnte. 400 Euro sind nicht viel Geld. Das stecken tausende von Menschen auch in ihre Hobbies. Warum nicht also auch in ein Buch, wenn denjenigen das eben glücklich macht?!?
Für mich hat das mit “gekauftem Erfolg” absolut nichts zu tun. Ich finde es eher erbärmlich, dass Autoren, die über BoD veröffentlichen damit anscheinend herabgewürdigt werden sollen.
Man sollte Druckkostenzuschussverlage nicht mit BOD in einen Topf werfen. Inzwischen verlangt BOD nur noch die Kosten für die ISBN-Nr. Sicherlich gibt es keinen Qualitätsfilter wie bei “richtigen” Verlagen, doch auch von diesen habe ich schon schlechte Werke gelesen.
Den “richtigen” Autoren, sollte man meinen, dürfte jeder Möchte-gern-Autor recht sein, der bei BOD verlegt und somit die Verlage nicht mehr mit seinen Müll-Manuskripten bombardiert. Warum regen sich viele dann so auf?
(Weil BOD schon über 6 Mio. Bücher verkauft hat?)
Letztendlich soll der Leser entscheiden.
Wahrlich, der Leser soll entscheiden! Es gibt keine “richtigen”, aber auch keine “falschen” Autoren, nur Menschen, die mit Begeisterung und dem unabdingbaren Glauben an sich selbst am Schreiben sind. Aber:Wie erfährt der Leser von ihnen, wenn weder Feuilleton noch Literaturforen und nicht einmal die kaum gelesene “Seite des Buchhändlers” in der unbedeutendsten halbformatigen Wochenzeitung über ihre Werke berichten? Für mich als Wienerin ist der große Tisch bei “Morawa”, der größten Buchhandlung in der Wiener Innenstadt, immer ein Kriterium, vor allem zur Weihnachtszeit. Ich habe dort noch nie ein im BOD-Verfahren heraus gegebenes Buch gesehen!
Mag ja sein, daß sogar Goethe seine Werke selbst verlegt hat. Aber kommt denn keiner auf die Idee, daß sich die Verlagswelt vielleicht in den letzten 200 Jahren verändert hat?!
399,- bedeuten für mich EINE WOCHE sorglos schreiben. keine frage, was ich wähle. ich zahle lieber nix und kann dann meine ebookromane für 1,50 anbieten.