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Thomas Gottschalk liest? – Moderator bekommt eigene Literatursendung [Nachtrag]

Literarisches Quartett: Christine, Volker, Thea und Thomas
Thomas Gottschalk (links) als Gast im Literarischen Quartett am 8. Dezember 2017 (Foto: ZDF)

Der ehemalige »Wetten, dass …?«-Moderator Thomas Gottschalk erhält im kommenden Jahr eine eigene Literatursendung im Bayerischen Fernsehen. Mit Gästen aus Bayern soll er sich über »deren Neuerscheinungen« und Kulturthemen unterhalten, wie der Bayerische Rundfunk schreibt.

Die viermal jährlich im BR-Fernsehen ausgestrahlte Sendung soll den selbstironischen Titel »Gottschalk liest?« tragen. Die Formulierung »mit Gästen aus Bayern über deren Neuerscheinungen« lässt vermuten, dass offenbar Autorinnen und Autoren diese Gäste sind.

Thomas Gottschalk ist der Literatur durchaus sehr verbunden. Als der Deutsche Fernsehpreis 2008 an den Kritiker Marcel Reich-Ranicki gehen sollte, hielt Gottschalk die Laudatio auf den Literaturkritiker. Reich-Ranicki lehnte den Preis jedoch damals live vor Publikum ab, weil er »diesen Blödsinn« der Verleihungssendung schlimm fand. Thomas Gottschalk versprach ihm als »Rettungsversuch« daraufhin eine Sendung, in der sie beide über Literatur reden würden. Unter dem Titel »Aus gegebenem Anlass«, bei dem sich Gottschalk und Reich-Ranicki ohne Schnickschnack und Einspielfilme gegenübersaßen, setzte das ZDF diese Sendung damals noch in der selben Woche tatsächlich um. Mehr oder weniger zeitgleich und aus gleichem Anlass setzte das ZDF jedoch Elke Heidenreich und ihre Sendung »Lesen!« vor die Tür. Heidenreich hatte in einem FAZ-Beitrag Partei für Reich-Ranicki ergriffen und sich nicht sehr freundlich über ihren Arbeitgeber, das ZDF, geäußert.

Thomas Gottschalk war zudem vor genau einem Jahr Gast des Literarischen Quartetts im ZDF und stellte dort ein Buch von Peter Handtke vor und beteiligte sich auch sonst rege an der Diskussion.

Zuletzt machte Thomas Gottschalk Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass bei den Waldbränden in Kalifornien im Herbst 2018 auch Gottschalks Villa in Malibu bis auf die Grundmauern niederbrannte. Neben seiner Bibliothek wurde auch eine Originalhandschrift des »Panthers« von Rainer-Maria Rilke ein Opfer der Flammen. »Auch wenn mir das keiner glaubt: Bevor beide verbrannten, war mein Bücherschrank größer als mein Kleiderschrank. Was ich getragen habe ist weg, was ich gelesen habe nicht!«, zitiert der BR den Entertainer. Zudem habe Gottschalk seinerzeit drei Semester Germanistik auf Lehramt studiert.

Die Sendung »Gottschalk liest?« soll im Frühjahr 2019 starten. Ein genauer Termin steht noch nicht fest. BR-Fernsehdirektor Dr. Reinhard Scolik meint: »Wir wollen zeigen, dass Lesen Spaß macht und Neugierde weckt, und damit die Literatur fördern.«

Dass man dafür ein so prominentes Gesicht wie das von Thomas Gottschalk gewinnen konnte, ist sicherlich eine gute Idee. Man darf also auf die erste Sendung gespannt sein, über die natürlich im literaturcafe.de zu lesen sein wird.

Nachtrag: Termin der ersten Sendung ist bekannt

Am 29. Januar 2019 hat der Bayerische Rundfunk den Ausstrahlungstermin der ersten Sendung bekannt gegeben. Sie wird am 19. März 2019 um 22 Uhr gesendet und kommt aus Augsburg. Gäste sind die Autoren Sarah Kuttner und Martin Mosebach. Kuttner ist in Berlin geboren und lebt dort, Mosebach in Frankfurt, also eigentlich keine »Gäste aus Bayern«, wie es in der ersten Ankündigung lautete.

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11 Kommentare

  1. Jetzt muss ich wirklich lachen – ein verbrannter Bücherschrank und einmal eine Sondersendung mit Marcel Reich-Ranicki moderiert, einmal ein Buch vorgestellt, drei Semester Germanistik(?) und die Aussage: “Bücher haben mich immer begleitet.”??? Das klingt gerade von Herrn Gottschalk so unglaubwürdig wie ein Aprilscherz. Eine Literatursendung sollte jemand moderieren und konzipieren, der /die was von Literatur versteht um glaubwürdig für das Publikum zu sein! Leider, Leider trauere ich da immernoch Elke Heidenreich hinterher, ihre Sendung war Erstklassig und sie war glaubwürdig und vor allem sehr authentisch. Lesen mit Gottschalk? Auch wenn sein Zitat dazu schön klingt, nein Danke(!), da nehme ich lieber selbst ein Buch in die Hand und schalte den Fernseher aus!

  2. So wie ich es verstanden habe, hat sie damit erst einmal abgeschlossen beim Fernsehen aufzutreten. Sie hat ja das öffentl.-rechtl. kritisiert, sowie auch Reich-Ranicki, der seinen Fernsehpreis am 11. Oktober 2008 mit dem spontanem Hinweis auf den „Blödsinn, den wir hier heute Abend zu sehen bekommen haben“, ablehnte.
    Ich würde mir einfach jemanden für solch eine Sendung wünschen, der oder die wirklich etwas vom Fach der “Literaturkritik” versteht. Natürlich gehört auch ein gewisse Unterhaltung ins Programm, aber Gottschalk birgt für mich nicht für die gute Qualität einer Literatursendung, sondern eher für eine Unterhaltungssendung. Ich möchte nicht (nur) unterhalten werden, sondern wirklich Bücher mit Herz und Seele vorgestellt bekommen und dabei auch mal zum Nachdenken angeregt werden. Ich befürchte sehr, das mit der Besetzung dieser Qualitätsanspruch nicht erfüllt werden wird. Klar will die Mehrheit in unserem Land getaner Arbeit auch einfach mal nur unterhalten werden, aber wenn ich mir das Programm ansehe und die x-te Sendung Rosamunde Pilcher oder das Traumschiff läuft….frage ich mich wirklich ob das sein muss. Es gibt hier draußen tatsächlich ein Publikum, was auch mal gefordert werden möchte, zum Nachdenken, Reflektieren und Hinterfragen.

  3. Was mehr für Gottschalk spricht, ist seine Intelligenz. Der Mann weis, wie man ein Interview führt. Das können Viele mit Schriftstellern nicht, weil die meisten Schriftsteller extrem viel über das wissen, was sie schreiben. Da kann ein “normaler” Mensch nicht mehr folgen. Gottschalk hat massig Erfahrung, der hat mit seinen Moderationstalenten tausende Menschen interviewt. Der holt jedes außer Kontrolle geratene Gespräch wieder zurück.

    Was an einem Buch der Fall sein sollte ist, das ein ganz normaler Mensch das lesen kann und sich ein paar Gedanken drüber machen kann, dazu darf es keinen hochqualifizierten Fachmann benötigen.

    Man muss nicht jedes Buch gegen alle anderen Bücher aufrechnen. Der Wert eines Buches sollte sich von seinem Inhalt herleiten, nicht darüber, was es im Vergleich zu einem anderen Buch ist. Außerdem soll es ja eine Unterhaltung über ein oder mehrere Bücher werden, keine Kritiksendung.

    Hochinteressant: Der Gottschalk ist so schlau einen Schrank für seine Bücher zu nutzen. Ich habe noch staubige Regale. Der Schrank alleine spricht schon für massig Erfahrung mit Büchern.

  4. Nunja: Reine Intelligenz als Argument anzuführen ist schon interessant. Diese hat er sicher nicht für sich allein gepachtet. Das Argument mit dem Bücherschrank auch, es ist eher intelligentes Marketing – also gute Beratung in Sachen wie verkauft man Gottschalk und seine neue Sendung! Ich habe nichts gegen sein person, nur dass er mir absolut ungegeignet erscheint soetwas wie ein qualitativ hochwertiges Literaturcafe auf die Beine zu stellen. Ja, man kann aus einer Literatursendung auch eine Unterhaltungssendung machen, er wird wissen wie das geht. Aber dazu gibt s natürlich unterschiedlichste Meinungen. Auch dazu was gute Literatur ausmacht und wie eine gute Literatursendung sein sollte und wer solch eine Sendung morderieren sollte und wer nicht. Dann schauen wir, wie das alles wird.

  5. Der durchschnittliche TV-Konsument, der hat nicht viel für Literatur übrig, der schaut TV. Der BR will eine Sendung, die man anschauen kann, deren Buchbesprechungen, einem, der das Buch noch nicht gelesen hat, nicht, wie irgend ein abgehackter Schwachsinn erscheint. Ja, tatsächlich eine Unterhaltungssendung, die Lust auf Bücher machen kann. Wenn sie “in dept” über ein Buch reden wollten, dann müssten alle Zuschauer das Buch gelesen haben und man bräuchte wohl mehr als eine Stunde, um das Buch angemessen zu Diskutieren. So ein Buch, das den Autoren, 10 Jahre seiner Schaffenskraft gekostet hat, kann man nicht in 15 Minuten diskutieren. Ein Buch das ein Autor in ein paar Stunden hingehuddelt hat, das wird man wohl nicht großartig besprechen wollen. So eine Sendung darf aber deswegen nicht zu reiner Werbung verkommen. Der Moderator wird wohl ganz bestimmt ein kompetentes Team im Hintergrund haben, das die Bücher ebenfalls gelesen hat, und die werden ganz bestimmt, lange bevor jemand eingeladen wird, drüber reden. Nun, für alle die es besser könnten, es gibt ja Youtube. Machen sie doch mal eine mehrstündige Buchbesprechung eines Buches, das es tatsächlich Wert ist. So viel Sendezeit wird wohl kein Sender, der das komplette Spektrum abdecken soll, bereitstellen können, vielleicht ein Sender, der sich nur den Büchern widmet.

  6. Ich denke Frau Heidenreich hat es hinbekommen – mit Witz und Charme einem Bücher und überhaupt das Lesen nahe zu bringen. Ich habe nur nie verstanden, warum auch hier nicht mal eine Sendezeit um 20.00Uhr möglich war! Für youtube habe ich leider keine Zeit und zahle ja auch GEZ dafür, dass es andere gibt, die es machen. Nun, ich bin wirklich sehr gespannt – nur viele können und wollen Gottschalk nicht mehr sehen, weshalb lässt man einfach nicht mal andere gut Qualifizierte heran? Ich kann mir nicht, überhaupt nicht vorstellen, dass es niemanden geben sollte, der/die dafür nicht in Frage käme…Es hinterlässt einfach einen komischen Geschmack, …gern hätte ich mal ein neues Gesicht gesehen!! Das meine ich ernst. Irgendwann sollte man vielleicht auch mal loslassen……

  7. Was bitteschön qualifiziert Herrn Gottschalk als Moderator einer Literatursendung? Meiner Ansicht nach null und nichts – mit Ausnahme seines ausgeprägten und omnipräsenten Sendungsbewusstseins! Ich hoffe sehr, wir werden mit diesen Vorschlag, respektive der Realisierung dersselben verschont!

  8. Warum muss man Gottschalks Sendung schon schlecht reden, bevor sie einer gesehen hat? Gottschalk ist Intelligent, gebildet, witzig, unterhaltsam, wieso sollte er nicht Menschen Bücher näher bringen können? Gottschalk selbst, trat ja schon als Autor in Erscheinung und das wirklich nicht schlecht. Es ist doch wohltuend, dass es noch Menschen gibt wie er, die sich selbst nicht so todernst nehmen.
    Es ist doch toll, dass es wieder eine Sendung gibt, in der über Bücher gesprochen wird!

  9. Liebe Jutta Lotz- Hentschel: Ich stimme Ihnen hundertprozentig zu! Ich hätte mir einfach ein neues Gesicht gewünscht und keinen Moderator. Das liest sich sehr nach “Geschachere” um Sendungen, Jobs und Sendeplätze! Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nicht anderen Möglichkeiten gegeben hätte als Herrn Gottschalk!! Ich hätte mir dazu eine qualifizierte Ausschribung gewünscht!! Wier wärs wenn mal das Publikum voten könnte! Das wäre mal was Neues!!

    • Liebe Anja Müller, ein Publikums- Voting wäre schon mal ein sehr guer Ansatz, zumal ich mir sicher bin, das es Geeignetere als einen Thomas Gottschalk für ein solches Sendeformat gäbe! T. Gottschalk ist meines Erachtens ein gnadenloser Selbstdarsteller – Fragen zelebriert er endlos; er neigt zur Distanzlosigkeit und anspruchsvolle Themen sucht man vergeblich bei ihm. Für mich ein absolutes No Go …

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