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Textkritik: Poesie und Prosa – Lyrik

Eine Textkritik von Malte Bremer

Poesie und Prosa

von Fr. Wagenfeld
Textart: Lyrik
Bewertung: von 5 Brillen

»Prosa ist der Tod«,
Sagte der Schwan und kotzte.
Ich sprach: »Mein Engel,
Du bist schön, auch wenn du kotzt –
Auch Prosa ist Poesie«.

© 2000 by Fr. Wagenfeld. Unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe - gleich welcher Art - verboten.

Zusammenfassende Bewertung

Das ist überhaupt kein Gedicht!

Obst und Orangen
von Malte Bremer

»Orangen sind der Tod«,
Sagte der Schwan und kotzte.
Ich sprach: »Mein Engel,
Du bist schön, auch wenn du kotzt –
Auch Orangen sind Obst.«

Wer Poesie mag, muss keine Prosa mögen; wer Obst mag, darf Orangen verweigern. Das ist dermaßen trivial, dass es schon weh tut beim Hinschreiben – aber irgendwas muss ich schreiben, denn irgendeinen Sinn muss doch die Belehrung am Schluss haben – doch welche, welche, welche???
Was in aller Welt soll dieser Text? Wer hilft? Wer klärt auf?

Die Kritik im Einzelnen

»Prosa ist der Tod«, sagte der Schwan und kotzte. Ich sprach: »Mein Engel, du bist schön, auch wenn du kotzt – Auch Prosa ist Poesie«.
Was ändert sich eigentlich, wenn ich dieses Gedicht als fortlaufenden Text schreibe? Nichts ändert sich; die Form ist vollkommen willkürlich, es gibt keine, es gibt auch sonst nicht das klitzekleinste Hinweislein darauf, dass es sich um ein Gedicht handeln könnte: kein Metrum, keinen Reim, keine Bilder (außer einem kotzenden Sprechschwan, der mein Engel heißt und keine Prosa mag).
Warum also diese Form? Soll das ein Beweis sein für »Prosa ist Poesie«? Dann wäre es ein miserabler und würde nur das Vorurteil unterstützen, dass Poeten, sofern sie sich als Lyriker gebärden, ihre Zeilen lediglich ganz prosaisch zusammenstoppeln.
Was bleibt von diesem »Gedicht« außer dem kotzende Schwan und dem entsprechenden Nachgeschmack? zurück

© 2000 by Malte Bremer. Unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe – gleich welcher Art – verboten.