StartseiteBachmannpreis 2021Mit Abstand: Insa Wilke ist die beliebteste Bachmannpreis-Jurorin des Jahres 2021

Mit Abstand: Insa Wilke ist die beliebteste Bachmannpreis-Jurorin des Jahres 2021

Insa Wilke (Foto: Screenshot/ORF)
Insa Wilke (Foto: Screenshot/ORF)

Insa Wilke ist die beliebteste Bachmannpreis-Jurorin des Jahres 2021. Bei der Publikumsabstimmung auf literaturcafe.de setzte sie sich mit deutlichem Abstand vor ihren Mitjuror:innen zum dritten Mal an die Spitze, nachdem sie den Titel bereits 2020 und 2018 gewann. Abgeschlagen sind die Neuzugänge der Jury.

Juror Michael Wiederstein erkämpfte sich erneut den zweiten Platz. Im Jahr 2019 gewann Wiederstein den Titel des beliebtesten Jurors.  Brigitte Schwens-Harrant bleibt auf dem dritten Platz.

Der dreimalige Titelgewinner Klaus Kastberger (2015, 2016, 2017) stieg in der Gunst des Publikums wieder einen Platz auf und landete auf Platz 4.  Philipp Tingler rutschte gegenüber dem Vorjahr einen Platz ab und muss sich den 5. Platz mit Mara Delius teilen. Deutlich abgeschlagen landete die ebenfalls neue Jurorin Vea Kaiser auf dem letzten Platz.

Die Publikumsabstimmung zum besten Juror/zur besten Jurorin wurde vom literaturcafe.de 2014 zum ersten Mal durchgeführt. Die erste Preisträgerin war seinerzeit Daniela Strigl.

Das genaue Ergebnis in Zahlen wird wie immer nicht öffentlich bekannt gegeben.

Wie ebenfalls in den Vorjahren haben wir aus ausgewählten Kommentaren, die bei der Abstimmung eingegeben werden mussten, kleine Begründungen zusammengestellt. Wie in den Jahren zuvor gab es erfreulicherweise keinen Juror und keine Jurorin, der oder die gar keine Stimme erhielt. Wir danken allen, die an der Abstimmung teilgenommen und so großartige(!) Begründungen geliefert haben!

1. Platz: Insa Wilke

Ein Gespräch mit Insa Wilke nach der Vergabe des Bachmannpreises mit der Überbringung der Glückwünsche zum Gewinn des Publikumspreises können Sie im Bachmannpreis-Podcast des literaturcafe.de hören.

Insa Wilke (Foto: Screenshot/ORF)
Insa Wilke (Foto: Screenshot/ORF)

Gibt sich große Mühe, ihre Meinung mit Argumenten literaturwissenschaftlich fundiert zu begründen. Geht auf ihre Mit-Juror/inn/en ein und moderiert die Diskussion rücksichtsvoll und umsichtig.

Insa Wilke argumentiert klar und nachvollziehbar, bleibt angenehm sachlich und agiert auch sehr gut als Juryvorsitzende.

Sie ist nicht nur sachlich und freundlich geblieben in allen Tumulten, sondern vor allem nach wie vor auch dieses Jahr sehr empathisch allen AutorInnen gegenüber und auch sehr tolerant! Nicht Kritik erscheint mir ihr oberstes Kriterium zu sein, sondern verstehen wollen – und das KANN sie auch bestens!

Insa Wilke begründet sachlich und ohne jegliche Effekthascherei, was ihr an den vorgetragenen Texten auffällt, dazu einfällt. Sie ordnet die Texte auch ein, hebt die verschiedenen Ebenen hervor und stellt vielfach Bezüge zu anderen Werken her. Außerdem versucht sie zu schlichten, wenn die Meinungen zu lautstark ausgetragen werden

Präzise, kluge und zugleich einfühlsame Perspektive auf die Eigenarten der Texte, mit viel Charme und literarischer Qualität formuliert. Erfreulich souverän.

Sie behält die Textkritik immer im Vordergrund, ist fair, respektvoll und eine absolute Queen mit dem Auge für das Wesentliche. Eine Bachmannpreis-Jury ohne sie würde viel an Klasse einbüßen.

2. Platz: Michael Wiederstein

Michael Wiederstein (Foto: Screenshot/ORF)
Michael Wiederstein (Foto: Screenshot/ORF)

Erklärt verständlich sein Lob und seine Kritik am Text. Bezieht ruhig und klar Stellung, fällt keinem ins Wort und bleibt sachlich. Angenehm ist auch, dass er keinen persönlich angreift und keine Empfindlichkeiten wie andere Juroren zeigt.

Seine Eloquenz gefällt mir außerordentlich. Dabei argumentiert Michael Wiederstein sachlich und geht gut auf die Textebene ein. Er steht für seine Autoren ein, kann sich aber genauso für die Qualität der anderen Texte begeistern. Spricht ruhig und bringt die Sache auf den Punkt. Stößt interessante Diskussionen an. Findet ein Gleichgewicht zwischen der Erläuterung des eigenen Standpunkts und dem Eingehen auf die Mitjuroren. Erfreulich ihm Jahr für Jahr wiederzubegegnen.

Setzt nicht nur durch die Auswahl der Texte Impulse. Unterbricht die teilweise auf Konsens ausgerichtete Diskussion in dem er geschickt verschiedene Sichten einnimmt. Es ist einfach interessant ihm zu zuhören.

Authentisch, sachlich und unaufgeregt. Bringt interessante und polarisieren Texte mit und stimmt nicht ein in die Gier nach schicksalsträchtigen Texten, die sich populärer Themen bedienen um zu gefallen.

3. Platz: Brigitte Schwens-Harrant

Brigitte Schwens-Harrant (Foto: Screenshot/ORF)
Brigitte Schwens-Harrant (Foto: Screenshot/ORF)

Brigitte Schwens-Harrants unaufgeregte Art finde ich sehr angenehm. Sie argumentiert nahe am Text, bleibt immer sachlich und bewertet nach klaren Kriterien. In ihre Bewertungen scheinen auch keine persönlichen Faktoren (Sympathie/Antipathie zu dem/der einladenden Juror/in) hineinzuspielen. Für das nächste Jahr würde ich mir einen größeren Redeanteil von Brigitte Schwens-Harrant wünschen, weil in diesem Jahr ihre Stimme zwischen all den Selbstdarstellern manchmal ein wenig unterging.

Brigitte Schwens-Harrant liest sehr, sehr genau, argumentiert verständlich und uneitel, boykottiert “Juror*innen-Hickhacks”. Ihr nicht ausgeprägter Hang zu Selbstdarstellung und Rechthaberei sowie ihr Bemühen um konstruktive Diskussion ist angenehm, spielt aber leider manchmal anderen Jurymitgliedern mit weniger Substanz in die Hände. Bitte gern mehr Raum und Redezeit beanspruchen!

Ich finde ihre ganze Attitüde angenehm unaufgeregt, sie macht keine Statuskämpfchen mit, meldet sich aber mit substanziellen, sachbetonten Beiträgen, die mir oft neue Aspekte erschliessen. Gute Urteilskraft und Wissen, das aber nicht akademisch oder belehrend daherkommt. Sie offenbart darin eine sehr natürliche Autorität und Souveränität.

Brigitte Schwens-Harrant hat vielleicht nicht die Ausstrahlung oder den Widerborst, der für eine öffentlich ausgestrahlte Sendung so gern als Clash-Element gesucht und provoziert wird und sie hat sich auch erst langsam über die drei Tage den Platz bei mir erobert. Was ich sehr schätzte: sie war immer am Text, braucht keine Worthülsen oder andere

4. Platz: Klaus Kastberger

Klaus Kastberger (Foto: Screenshot/ORF)
Klaus Kastberger (Foto: Screenshot/ORF)

Unterlegt sein Urteil immer mit Argumenten, kann auch mal eigene Unschlüssigkeit zulassen und weiß, wann er welche Referenz zu ziehen hat. Von Keun bis Trappatoni, von Stifter bis zur Sendung mit der Maus: Er kennt einfach die Weltliteratur.

KK Ist in diesem Jahr der mit Abstand souveränste Juror gewesen. Dies sowohl im Hinblick auf ein wirkliches literarisches Verständnis der Texte als auch im Hinblick den Umgang mit emotionalen, zwischenmenschlichen, atmosphärischen Interaktionen innerhalb der Jury selbst und im Innern der Texte. Er ist klug, schlagfertig, spontan, liest keine gelehrte Feuilletonprosa vom Blatt, um schlüssig zu argumentieren, und ist gleichwohl immer der Literatur als Kunstform verpflichtet. Hut ab.

Kann die Ambivalenzen in der Bewertung des Textes gut darstellen und Widersprüche in der Kritik aushalten. Versucht unterschiedliche Perspektiven einzunehmen.

Weil er wieder sehr listig provokant mit seinem Hut und seinem Leiberl durch das Geschehen zog, den nicht immer so ganz verständlichen Philipp Tingler Paroli bot,  dabei sein großes literarisches Wissen zeigte und auch immer sehr interessante und ungewöhnliche Autoren, wie beispielsweise Fritz Krenn zum Lesen einlädt.

5. Platz: Mara Delius und Philipp Tingler

Ãœber Mara Delius:

Mara Delius (Foto: Screenshot/ORF)
Mara Delius (Foto: Screenshot/ORF)

Frau Delius beurteilt den Text und liefert sachliche, verständliche und überzeugende Begründungen. Sie argumentiert sachlich, sowohl positiv als auch negativ, immer textbezogen.

Sie kann gut zuhören und lässt auch ihre Kolleginnen und Kollegen ausreden. Obwohl sie zunächst rückhaltend erscheint, beteiligt sie sich lebendig und aktiv an der Diskussion. Man spürt ihre Erfahrung im Bereich der Literatur.

Starke Einordnungen der Texte, zeigte mir immer neue Seiten auf, ergänzt die Runde um spannende Perspektiven

Kompetenteste Neueinsteigerin, wohl präparierte Textarbeit und gefeilte Argumentation, originelles Häkeltäschlein als Maskottchen.

Durch sehr fundierte, sachliche und unbeirrbar eigenständige Haltung eine echte Bereicherung der Jury! Hoffentlich auch in den kommenden Jahren!

Ãœber Philipp Tingler:

Philipp Tingler (Foto: Screenshot/ORF)
Philipp Tingler (Foto: Screenshot/ORF)

Wortgewandt – hat sich “eingelebt” im Vergleich zum letzten Jahr – mit ihm ist es nie langweilig. Er belebt jede Kritikerrunde

Tingler war diesmal tatsächlich weit sachlicher, man hatte direkt den Eindruck, er nahm sich zurück. In seiner Kritik war er hart, aber nicht unfair. Außerdem mag ich seinen Witz.

Er benutzt keine schlimmen Allgemeinplätze wie “der Text ist großartig.”

Er bringt mich manchmal in Rage und immer zum Nachdenken.

Ãœber diesen Hecht im Karpfenteich zogen sich mehrmals die Gewitterwolken zusammen, aber der methodische Querulant widerstand der Gruppendynamik wohlmeinender “wunderbar” (Kaiser)-Jurorinnen. Das verdient eine Tapferkeitsauszeichnung.

Philipp Tingler ist von unglaublicher Klugheit und Eloquenz. Er hat so viel gelesen, dass er sich ein sicheres Urteil jenseits von literarischen Moden erlauben kann. Zudem ist ihm eigenständiges Denken und Formulieren wichtig und er spielt mit den Eitelkeiten, ohne ihnen zu erliegen.

Weil er seine Kolleg:innen aus der Reserve lockt und so die Diskussion der Jury zum Rocken bringt.

7. Platz: Vea Kaiser

Vea Kaiser (Foto: Screenshot/ORF)
Vea Kaiser (Foto: Screenshot/ORF)

Ihre Beurteilung hat „Hand und Fuß“, kommt aus dem (Baby-)Bauch. Ist gefühlsbetont aber auch literaturerprobt.

Bringt Quote und muss sich dafür so gar nicht anstrengen: VK ist einfach medientauglich.

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