Nessa Altura fasst wieder zusammen, was beim Jahrestreffen der Kriminalschriftsteller am Niederrhein so alles los war
Des Krimischreibens überführt: Monika Buttler und Alexandra Guggenheim
Star: Rebecca Gablé
Ja, das sind doch: Nessa Altura und Anke Cibach
Debutpreisträger: Norbert Horst
Trotz Ausschnitt: Jugendkrimipreisträgerin Brigitte Schweikert mit Ehemann
© aller Bilder bei Nessa Altura
Wohl wahr - nachdem die Mammutveranstaltung mit über 100 Einzelveranstaltungen gut über die Bühne gegangen war, ging es forsch an die Planung der Criminale 2005 im Sauerland.
Die Auftaktveranstaltung im Wallfahrtsort Kevelaer - einer der niederheinischen Orte, die in der eigens zur Criminale erschienenen Anthologie Mord am Niederrhein (grafit-Verlag) Schauplatz eines grässlichen fiktiven Verbrechens war - zeigte einen wohlgelaunten Ulrich Wickert, der mit Hut, Zigarillo und Pistole seine Aufnahme ins Syndikat feierte. Im Anschluss daran gab es über Tage zahlreiche Lesungen in immer anderen Orten und Ambientes sowie Werkstattverstaltungen für die über 170 Kriminalautorinnen und -autoren, die aus der ganzen Republik, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz angereist waren, um sich auszutauschen. Die Veranstaltungen reichten über einen Besuch in der Justizvollzugsanstalt Geldern, in der Pathologie in Moers und im Schießkeller der Polizei Wesel über Seminare zur Polizeiarbeit, Drehbuchschreiben und Waffenkunde bis hin zu zahlreichen Diskussionen über die unterschiedlichsten Aspekte der Krimibranche - teils öffentlich-gesittet, teils nicht öffentlich verrucht-verraucht bis in die frühen Morgenstunden im Hotel. Der Tango Criminale, die traditionelle Schlussgala im Musicaltheater in Duisburg, sah die strahlenden Gesichter der Friedrich-Glauser-Preisträger in den Sparten Kriminalroman, Debut, Kurzkrimi und Lebenswerk und des Hansjörg-Martin-Preises für den besten Jugendkrimi. Nicht minder vergnügt auch die TV-Helden Jochen Senf (alias Max Palu) und Leonard Lansik und Heinrich Schafmeister (alias Wilsberg), sowie Helge Schneider, das Multitalent aus dem Ruhrpott.
Hörenswert die Laudationes und Danksagungen - Gunter Gerlach beschrieb literarisch und amüsant sein Verhältnis zur Kurzkrimisiegerin Carmen Korn, Gabriele Wolff ließ die allen Autorinnen und Autoren wohlbekannte Bitterkeit durchblicken, die aufkommt, wenn mit Herzblut geschriebene Texte von Lektoren mit schalen Worten abqualifiziert werden, und Brigitte Schweikert erzählte von den misslichen Lebensumständen, die geistige Höhenflüge jederzeit abbremsen können und doch überwunden werden müssen, weil die deadline droht. Dass die zahlreichen Festgäste, die nicht vom Fach waren, so einen Einblick in die harte Welt des Krimischreibens bekamen, war erfreulich. Begrüßenswert auch die Tatsache, dass mit Alfred Miersch von den Alligatorpapieren ein Mann ausgezeichnet wurde, der seit Jahren keine Mühe scheut, wenn es darum geht, die deutsche Krimiszene zu durchleuchten und Leser wie Autoren via internet zu informieren.
Was die Criminale auch dieses Mal wieder so liebenswert machte, ist die Tatsache, dass sich alte Krimi-Haudegen, auflagenstarke stars und unbekannte newcomer der deutschen Krimiszene jenseits aller - natürlich vorhandenen - Rivalitäten kollegial austauschten: ein Gewinn für jeden, der ansonsten allein daheim am Schreibtisch mit der widerspenstigen Materie Text kämpft. Schreibrat, Selbstmarketing-Tipps, Expertenadressen, Verantaltungskontakte und Hinweise auf Regionalgruppen fanden auf diese Weise interessierte Abnehmer. Natürlich will das alles organisiert sein, verschlingt das Finanzen und vor allem Zeit, die doch jeder so nötig brauchte, um mit seinen eigenen Projekten voranzukommen. Gut auch, dass zumindest einige Kritiker, Verleger und Agenten den Weg nach Wesel fanden, um mit den Schreiberlingen, von denen sie ja leben, Kontakte zu knüpfen. Davon wünschte man sich im Sauerland 2005 noch etwas mehr: Nach der Criminale ist vor der Criminale!
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05.05.2004