Früher war der Duden »maßgebend in allen Zweifelsfällen« – zumindest in Westdeutschland. Doch die Rechtschreibprüfung der Textverarbeitung, die Aberkennung des Status’ »maßgebend« und das Hickhack um die Rechtschreibreform haben den Duden längst vom Thron der Autorität gestoßen.
Am 21. Juli 2009 erscheint die 25. Auflage des Duden. Noch in den 80er- und 90er-Jahren des vergangenen Jahrhundertes war dies eine garantierte Geldquelle für Verlag und Buchhandlungen, da Wirtschaft und Verwaltung die neue Version fast schon automatisch und ohne Zögern bestellt haben.
Heute ist das anders. Doch dabei ist gerade der neue Duden für seinen Verlag mehr als nur ein über die Jahre dicker und bunter gewordenes gelbes Buch. Der Duden ist Lebensretter und die letzte große Hoffnung für einen Verlag, der im letzten Jahr 32,8 Millionen Euro Verlust machte.
Den Brockhaus gibt es nicht mehr
Neben vielen Nachschlagewerken, Kalendern und Lexika waren es zwei große Marken, die das Bibliographische Institut in Mannheim prägten: Brockhaus und Duden.
Den Brockhaus gibt es nicht mehr, zumindest ist es sehr unwahrscheinlich, dass es jemals eine gedruckte Neuauflage des mehrbändigen Lexikons geben wird. Als das Bibliographische Institut im Februar 2008 diesen Schritt verkündete, relativierte man ihn zwar kurz darauf wieder, um dann doch schlussendlich die Marke Brockhaus an den Konkurrenten Bertelsmann zu verkaufen. Für kurze Zeit kündigte man in Mannheim noch an, eine digitale und werbefinanzierte Version des Brockhaus’ im Internet anzubieten. Ob es diese Bemühungen je ernsthaft gab, ist nicht bekannt. Als der angekündigte Termin mehrfach verschoben wurde, war klar, dass der Brockhaus gegen Wikipedia und neuere und schnellere Arten der Wissensarchivierung keine Chance mehr hatte.
Zu lange saß man auf dem hohen Ross und glaubte, das vermeintlich bessere Produkt zu haben. Eine Haltung, die sich für die Mitarbeiter bitter rächte. Die komplett auf die Straße gesetzte Brockhaus-Redaktion schaltete eine gemeinsame Stellenanzeige. Es war das Ende einer Ära.
Auch der Duden ist ins Straucheln geraten
Auch der Duden ist in den letzten Jahren ins Straucheln geraten, wobei hier der Band 1 »Die deutsche Rechtschreibung« gemeint ist. Weitere Bände wie Fremd- oder Synonymwörterbuch hatten immer schon eine geringere Bedeutung.
Mit dem Aufkommen der Textverarbeitung am Computer kam auch die integrierte Rechtschreibprüfung. Obwohl diese qualitativ dem Duden unterlegen war und ist, machte sie dennoch manchen Griff zum gelben Wörterbuch im Regal überflüssig. Was die Maschine nicht als falsch kennzeichnete, wurde nicht als falsch erkannt.
Im Bibliographische Institut hingegen erkannte man sehr bald, dass eine elektronische Version des Duden lebensnotwendig wird. Zunächst wurde sie als reines elektronisches Nachschlagewerk, dann als sogenannter »Korrektor« angeboten, der sich in Microsofts Office-Produkte integriert und die dortige Korrektur ersetzt und verbessert. Leider führt dies auch dazu, dass der Korrektor bis zum heutigen Tage die Textverarbeitung merklich ausbremst.
Fraglich war, ob die Leute für eine Papier- und eine CD-Version zweimal Geld ausgeben wollen. Was zunächst parallel fürs gleiche Geld angeboten wurde, integrierte sich daher mehr oder weniger zwingend. So lag bereits der 24. Auflage des Duden auch eine digitale Version als CD-ROM bei.
Die 25. Auflage bis zum Jahresende mit digitalem Duden Korrektor
Die neue 25. Auflage kommt nun bis zum Jahresende 2009 zum Sonderpreis von 25 Euro mit dem »Korrektor kompakt« in der Version 6, der eine sofortige Korrektur der Texte unter Windows in Microsoft Word und Works ermöglicht. Hier lesen Sie den ausführlichen Test des Korrektor 6 kompakt.
Die gedruckte Fassung hat 5.000 Wörter mehr gegenüber der 24. Auflage. Ergänzt wurde sie um einen statistischen Abschnitt »Sprache in Zahlen«. Ein Fundus des unnützen Wissens wie z. B. »Die Wörter mit den meisten aufeinanderfolgenden Vokalen« oder »Die längsten Wörter im Duden«.
Im Wortregister verschwunden ist nun die rot gesetzte Schreibung nach neuer bzw. reformierter Schreibweise, wie sie noch in der Auflage davor hervorgehoben war. Dort, wo die reformierte Rechtschreibung mehrere Varianten zulässt, sind die Duden-Empfehlungen weiterhin gelb markiert. Umfangreichere Worterklärungen sind in blauen Kästen hervorgehoben.
Duden verzeichnet weiterhin das und der Blog
Besonders im Internet wird immer wieder gerne erwähnt, dass nun auch Wörter wie »twittern« im Duden enthalten sind, was den Eindruck erweckt, dass diese von der Redaktion nur zu diesem Zweck aufgenommen oder zumindest in den Pressemeldungen deutlich herausgehoben werden. So wurde der Duden nun auch um die »Blogosphäre« ergänzt.
Für das Wort »Blog« verzeichnet der Duden weiterhin die Artikel »das« und »der« als zulässig, was Puristen nach wie vor auf die Palme bringen wird, denn schließlich ist für das Wort Logbuch, von dem sich Blog (Web-Logbuch) ableitet, im Duden eindeutig der sächliche Artikel verzeichnet. Niemand würde »der Web-Logbuch« sagen. Dies verkennt jedoch, das »der Blog« nicht automatisch eine korrekte Schreibweise ist, da der Duden lediglich die tatsächliche Verwendung im Alltag verzeichnet. Da viele Leute fälschlicherweise von »der Blog« sprechen, nimmt der Duden diese Form auf. Auf diese Weise wanderte auch das falsch abgesetzte Genitiv-s (der sogenannte »Deppen-Apostroph«) seit einiger Zeit als mögliche Schreibweise in den Duden.
Bei der stichwortartigen Überprüfung einiger Schreibweisen konnten keine Veränderungen festgestellt werden. Lediglich einige ohnehin schon in der Auflage davor empfohlene Schreibweisen wurden an die erste Stelle in der Aufzählung gesetzt wie z. B. »vertrauenerweckend« oder »sogenannt«. Die Alternativen »Vertrauen erweckend« und »so genannt« sind nun erst an zweiter Stelle aufgeführt.
Weitere Unterschiede finden sich im »Rechtschreibtagebuch« des Duden-Kritikers Theodor Ickler.
Neben den werbewirksamen 5.000 zusätzlichen Stichwörtern hat sich also beim Duden Nummer 25 nichts Wesentliches verändert.
Wer braucht noch einen gedruckten Duden?
Daher stellt sich wie beim Brockhaus die Frage: Wer braucht noch einen gedruckten Duden? Ist die digitale Form, die ein direktes Nachschauen und eine weitreichende maschinelle Rechtschreibprüfung am Computer ermöglicht, nicht die ohnehin bessere? Hätten 5.000 Wörter nicht auch im kostengünstigen Software-Update digital als Download angeboten werden können?
Wir werfen demnächst einen Blick auf den digitalen »Korrektor kompakt«, der aktuell im »Bundling« dem Duden beiliegt.
Das vom Verlag verwendete Wort »Bundling« ist übrigens nicht im Duden verzeichnet.
Ich bin sehr gespannt auf Ihren Test mit dem “Korrektor”.
Kurz nach dem Erscheinen kaufte ich eine der ersten Versionen (3.51, Rechtschreibregelung 2006). Sehr schnell habe ich das Programm jedoch wieder deinstalliert, es war fehlerhaft, die Prüfung dauerte elendiglich lange, umfangreichere Texte zu prüfen war unmöglich, weil das Programm mittendrin abstürzte. Ob die Registrierung jemals gelang, weiß ich nicht, immer erschienen Fehlermeldungen beim Versuch, es ordentlich auf der Duden-Homepage anzumelden. Mehrere Mails an den Duden-Support wurden gar nicht erst beantwortet.
Ein digitales und ordentlich funktionierendes Rechtschreibprogramm würde ich mir umgehend zulegen.
Mit freundlichen Grüßen,
Sowohl “der Blog”, wie auch “das Blog” sind zulässig. Es ist richtig, dass “Blog” auf Deutsch “Logbuch” hieße und viele Fremdwörter den Genus des deutschen Pendants übernehmen. Das bedeutet, dass sich die Form “das Blog” vermutlich durchsetzen wird, nicht jedoch, dass es die einzig richtige Form ist. Die Regel, dass der Genus des Fremdwortes vom deutschen Pendant übernommen wird, ist ein Erklärungsversuch für die z.T. willkürlich scheinende Genusbildung bei Fremdwörtern.
Schade, dass die dem Duden beigelegte Software nur für MS Office passt. Wenn stattdessen oder zusätzlich OpenOffice berücksichtigt würde, wäre das für mich schon ein echtes Kaufargument — vorausgesetzt, die technischen Macken, die nicht nur hier angesprochen wurden, sind beseitigt. Aber so, nur für MS, nein danke. das brauche ich nicht.
Wie sehen übrigens denn die Lizenzbedingungen aus (sprich auf wieviel Rechnern darf man das dann installieren?)
Viele Grüße