StartseiteLiterarisches LebenDas Literarische Quartett vom September 2024: Intro gestrichen

Das Literarische Quartett vom September 2024: Intro gestrichen

Die Quartett-Besetzung vom 13. September 2024 (von links): Iris Radisch, Jakob Augstein, Thea Dorn und Philipp Tingler (Foto: ZDF/Hannes Jung)
Die Quartett-Besetzung vom 13. September 2024 (von links): Iris Radisch, Jakob Augstein, Thea Dorn und Philipp Tingler (Foto: ZDF/Hannes Jung)

Fast neun Jahre lang blieb der Intro-Film des Literarischen Quartetts unverändert, obwohl sich das Format seit dem Neustart mit Volker Weidermann im Jahre 2015 mittlerweile radikal geändert hat. Diesmal blieb vom Intro nicht mehr als ein grafisches Zitat. Doch wie war die anschließende Bücher-Diskussion?

Das Intro, mit dem das Literarische Quartett seit dem 2. Oktober 2015 stets begann, war überaus dynamisch, aber es wirkte von Anfang an immer ein klein wenig unpassend, weil es mit Motiven der Genre-Literatur spielte (Ritterrüstung, Alien-Helm, Herzchen, Krone und blutiges Messer), die im Quartett aber gar nicht vorkommt. Zudem schien es einen männlichen Leser zu zeigen, was statistisch seltener ist, aber vielleicht sollte der Typ mit dem weißen T-Shirt, dessen Gesicht man hinter dem Buch nicht sieht, ein klein wenig Volker Weidermann nachempfunden sein.

Ab sofort nicht mehr zu sehen: der Typ mit dem weißen T-Shirt aus dem Intro des Literarischen Quartett 2015-2024
Ab sofort nicht mehr zu sehen: der Typ mit dem weißen T-Shirt aus dem Intro des Literarischen Quartetts 2015-2024

Viel hat sich in den fast neun Jahren an der Sendung geändert, aber das Intro blieb stets das selbe. Mittlerweile gibt es keine Zuschauer mehr im Saal und die Sendung wurde von Thea Dorn übernommen. »Der Juli Zeh der deutschen Literatur«, wie Jan Böhmermann im davor ausgestrahlten ZDF Magazin Royal witzelte. Aber das Intro blieb, obwohl ihm seit geraumer Zeit ein sogenanntes »Cold open« vorangestellt wurde, in dem die Diskutierenden »ihre« Bücher in einem Pitch präsentierten. Mittlerweile stellt Thea Dorn im Einspieler selbst die vier Bücher und drei Gäste vor, um schneller in die Diskussion einsteigen zu können.

Und diesmal fehlte der Intro-Film. Von ihm blieben als grafischer Trenner nur der weiße Buchumschlag und die kleinen davonfliegenden Bücher übrig.

Außerdem wurden in dieser Ausgabe des Literarischen Quartetts die Wandlampen im Foyer des Berliner Ensembles wieder eingeschaltet, wo die Sendung stets aufgezeichnet wird. Der Raum, in dem die vier Diskutierenden saßen, bekam wieder etwas Tiefe und der hermetische Podcast-Charakter der Sendung ist leicht zurückgenommen.

Zudem, so zumindest der Eindruck beim genauen Zusehen, wurden offenbar allzu hitzige Diskussionen rausgeschnitten, wenn die vier wahrscheinlich zu sehr durcheinanderplapperten. Sehr oft war die Diskussion wieder im ruhigen Fahrwasser und auf diese Weise stimmte die Dramaturgie.

Denn über Bücher gestritten, wie die Sendung vor neun Jahren angekündigt worden war, wurde diesmal durchaus, wenngleich die Vier dieser Ausgabe den inszenierten Streit beherrschten, die Spitzen aber erfreulicherweise gegen die Bücher und nicht im Theaterdonner gegen die Mitdiskutanten ging. Thea Dorn nahm sich diesmal zurück und diskutierte mit den anderen auf gleich Höhe und man konnte sich – auch ohne die Bücher gelesen zu haben – gut jemanden aussuchen, dessen Meinung man sein wollte. Jakob Augstein, für den das Buch »Kalte Füße« Francesca Melandris keine Literatur, sondern ein Pamphlet war, Iris Radisch, für die Nora Bossongs Roman »Reichskanzlerplatz« einfach nur ein schlechtes Buch war oder Philipp Tingler, der Romane von Arno Geiger nur noch liest, wenn er Geld dafür bekommt. Tingler brach auch das Konzept, dass zumindest der oder die Vorstellende etwas Positives über das Buch sagt. Alexander Schimmelbuschs »Karma« fand niemand gut. Die Dramatik der Sendung war auch ohne dramatisches Intro durchaus okay.

Wolfgang Tischer

Link ins Web:

Die in der Sendung vom 13.09.2024 besprochenen und erwähnten Bücher:

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2 Kommentare

  1. Die Sendung war eine schlechte closed-Shop-Veranstaltung. Durch das Durcheinander-Gequatsche war manches kaum zu verstehen und der Zuschauer wurde überhaupt nicht angesprochen bzw. eingebunden.

  2. Sobald Philipp Tingler dabei ist, wird ( noch mehr) durcheinander geredet und es dürfen von ihm plötzlich Regeln gebrochen werden ( auch etwas Positives an einem Buch finden) , schau ich mir die Sendung gar nicht mehr an, denn auch in der gewünschten Nachfolge des vorigen Literaturdiktators wird er immer- der Kleine mit der großen Klappe bleiben…

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