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StartseiteSchreibenBücher und KI: Liebesromane schreibt künftig der Computer

Bücher und KI: Liebesromane schreibt künftig der Computer

Mensch beginnt, Maschine übernimmt: Der Anfang der Geschichte.
Mensch beginnt, Maschine übernimmt: Der Anfang der Geschichte.

Der Textgenerator der Firma Open AI produziert Texte, denen man nicht anmerkt, dass sie von einem Computer geschrieben wurden. Ist es ein PR-Gag, dass das Unternehmen Angst vor dem Missbrauch der Texte hat? Tatsächlich spuckt der Generator erstaunlich gute Plot-Ideen aus.

Unter anderem berichtete der SPIEGEL von der neuen Version GPT-3 des »Machine-Learning-Model«, das mit Texten aus dem Internet trainiert wurde. 175 Milliarden Parameter soll das Sprachverarbeitungsmodell besitzen.

Das Unternehmen Open AI, zu dessen Investoren Tesla-Chef Elon Musk gehört, hat den Zugriff auf die Schnittstellen reduziert. Man hat Angst, der Textgenerator könnte missbräuchlich für »Fake-News« verwendet werden. Tatsächlich werden Texte zu vorgegebenen Themen generiert, die glaubhaft und logisch klingen. Dabei entwickelt die KI eigene logische oder vermeintlich logische »Gedankengänge« zum Thema, auf die ein menschlicher Autor nicht gekommen wäre.

Da ohnehin viele Verschwörungsmythen hanebüchen sind, wäre es eine Sache von Sekunden, Websites, Blogs und die sozialen Medien mit zweifelhaften Texten zu fluten, von denen man nicht merkt, dass sie nicht von Menschen verfasst wurden. Da die KI mit Texten aus dem Netz gefüttert wurde, kann das Ergebnis je nach Thema auch rassistisch oder antisemitisch ausfallen. Die Frage nach einer »Machinen-Ethik« stellt sich akut.

Hotelbeschreibungen, Börsenanalysen, Wetter- und Sportberichte werden heute bereits von Computern verfasst.

Wie aber sieht es mit belletristischen Texten aus? Insbesondere Genre-Texte zeichnen sich durch Regeln aus. Noch enger sind diese bei Heftromanen. Dies betrifft sowohl die Sprache (möglichst kurze, einfache Sätze ohne Fremdworte), Charaktere und Orte (Arztpraxis, Krankenhaus, Fürstenschloss), den Plot (Wer am Ende wen bekommt, muss nach den ersten Seiten klar sein) und Umfang (64 Seiten).

Würde man die GPT-3 KI mit dem Archiv eines Heftromanverlages füttern, könnte man wahrscheinlich Romane per Knopfdruck produzieren und kein*e Leser:in würde es merken.

Bislang ist der Textgenerator weitestgehend auf die englische Sprache fokussiert. Hier findet sich ein Märchen in deutscher Sprache, das vom Algorithmus verfasst worden sein soll. Es geht um eine Katze mit Flügeln und einen Kater, der den Namen »Fuchs« trägt. Das ganze klingt wie ein Ausschnitt aus »Warrier Cats«, wären da nicht merkwürdige Elemente enthalten (»Und auf einer von Flügeln gehenden Katze saßen zwei kleine Jungen, zusammen mit ihrem Bruder, der vor ihnen an einem Baum stand und sie zu beobachten schien«).

Neben dem englischen Sprachschwerpunkt gibt es zudem kaum kostenfrei nutzbare Schnittstellen zum Textgenerator.

Einer davon ist der Textadventure-Generator »AI Dungeon«, der verblüffende Ergebnisse produziert. Man agiert mit der Maschine dialogisch, indem man die weitere Handlung oder Dialoge vorgibt, die der Generator weiterspinnt. Je mehr Genre-Bezug besteht (Fantasy, Zombie-Apokalypse …), desto besser ist das Ergebnis.

Spannend wird es, wenn man kein Genre vorgibt (custom) und den Generator beispielsweise mit dem ersten Satz aus »The Great Gatsby« füttert:

Mensch (erster Satz aus »The Great Gatsby): In my younger and more vulnerable years my father gave me some advice that I’ve been turning over in my mind ever since.

Maschine: He said, »You need to be able to take a punch.« And he was right. It’s what got me through the toughest times of my life.

Mensch: So I became a wrestler.

Maschine: And it wasn’t long before I was making enough money to support myself and my family.

Mensch: I won every fight.

Maschine: Then my dad passed away, leaving me as the head of the family. I wasn’t ready for that. The burden became too great. I couldn’t handle it. I began to punch the clock instead.

Mensch: But suddenly and for the first time I lost a fight.

Maschine: I lost a big fight. One that I should’ve never lost. My career in the ring was over after that.
My mother refused to talk to me for a month.

Nicht unbedingt Hochliteratur und mehr der Anfang einer Plot-Skizze. Und dennoch ist es erstaunlich, welche neuen Ideen, Bezüge und sprachliche Doppeldeutigkeiten die KI in die Story bringt. Sogar der mysteriöse Rat wird von der Maschine umgehend konkretisiert. Die Schläge im Ring (punch) werden nach dem von der Maschine eingebrachten Tod des Vaters zu »punch the clock«, eine Stechuhr bedienen bzw. einer geregelten Arbeit nachgehen. Auch die Reaktion der Mutter ist interessant. Die Maschine führt den Text so dicht und mit bleibendem Bezug zum Anfang weiter, wie es bei ähnlichen Aufgaben in Schreibseminaren mit menschlichen Autor:innen selten der Fall ist.

Es macht Spaß, den Generator mit Handlung oder Dialogen zu füttern. Beginnen wir mit einem neuen ersten Satz:

Mensch: I entered the kitchen and saw my sister eating cereal.

Maschine: I sat down at one of the tables and started to eat.
»Hey Suzy, you hungry?« Dad asked as he walked into the room with a tray in hand.
»Yeah,«

Mensch: »Today will be my first day in our schools new football team«[, I said.]

Maschine: »Really? That’s so exciting! We should all get together and watch them practice!«
»No, we shouldn’t. It would be wrong for me to go against your wishes.«
Dad looked disappointed.

Auch hier ist es interessant, dass die KI der Schwester sofort einen Namen verpasst und den Vater aktiv auftreten und am Gespräch teilnehmen lässt. Tatsächlich geht die Handlung glaubhaft weiter, wenn wir die Schwester vom Tisch aufstehen lassen:

Mensch: My sister stood up.

Maschine: »Well, I’m gonna go brush my teeth.«
Dad nodded and started to leave.
»I’ll see you both in a bit.«
We heard the car engine start and fade away.

Verblüffend realistisch. Was wird als Nächstes passieren?

Noch interessanter wird es, wenn wir die Maschine erneut mit dem gleichen ersten Satz füttern. Sofort wird ein anderes Szenario mit einem Spannungselement aufgebaut:

Mensch: I entered the kitchen and saw my sister eating cereal.

Maschine: She looked up at me with a smile, but I knew she was just as upset about what happened last night.
»Hey sis,« I said smiling. »What’s going on?«

Probieren Sie »AI Dungeon« einmal aus. Was meinen Sie? Eine Spielerei? Ein ernst zu nehmender Ideen- und Plotgenerator? Werden eines Tages Romane von Maschinen geschrieben?

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2 Kommentare

  1. Tja, weiß nicht so recht 😀

    “You are Dellgant, a rogue living in the kingdom of Larion. You have a long steel dagger and a length of rope. You walk down the city street looking for somewhere to steal from. You look around and see the usual mix of guards patrolling and people going about their business.
    You see a guard patrolling nearby and immediately decide to target him. You move forward and take aim.

    > You steal keys.
    You walk up behind the guard and with a quick stab you stab him through the neck. You quickly take the keys from his belt loop before he falls to the ground. You turn and head off down the street.

    > You free prisoners.
    You continue down the street and soon see a prison cell a short distance away. You start walking towards it, however, as you get closer you hear a woman’s voice calling out to you.

    > You turn around.
    You quickly turn and see the woman you just heard calling out to you. She is wearing a plain, homespun dress. You wonder how you never noticed her standing there before.

    > You say “Whats up?”
    The woman, whose dress is quite dirty and disheveled, smiles and calls back “Not much. But what about you?”
    You reply “Just looking for a way into a prison cell.”

    > You “Come and help me”
    You motion her over and she walks over, smiling. You show her the cell you have chosen and she nods.

    > You free prisoners.
    You walk up to the cell and start kicking it hard. The noise is loud and you hope the guards will hurry and come see what is going on.
    Unfortunately, they are used to these types of sounds.

    > You aI, did you forget, you have a key.
    You walk over to the cell and unlock it. You reach in and open the door. The woman looks at you and asks “You are sure you know how to get out of here?

    > You “Yes!”
    You pull her out of the cell and head off down the street. You don’t say anything and just walk, hoping that the guards will follow you.”

  2. Ich weiß auch nicht so recht :-/

    The man approaches again. “I’ve seen your type before,” he says.

    > You “What do you mean, sucker?”

    The AI doesn’t know what to say. Alter, undo, or try again.

    😉

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