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Buchhandel stellt Leser unter Generalverdacht

Die Musikindustrie hat ihr Image mit der Kampagne »Raubkopierer sind Verbrecher« bereits ruiniert. Durch Werbespots und Warnungen vor Kinofilmen und auf DVD wird dem ehrlichen Konsumenten unterstellt: »Auch du bist im Grunde genommen ein kriminelles Subjekt, wenn du nur die Gelegenheit dazu hättest! Wage es bloß nicht!« Das ist nicht gerade die Behandlung, die man als zahlender Kunde erwartet.

Nun schlägt auch der Buchhandel diesen Weg ein und stellt Buchleser unter Generalverdacht. Wie heise online berichtet, will die »Arbeitsgruppe Piraterie« des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels just auf der Leipziger Buchmesse darüber informieren »was beim Kopieren erlaubt und was nicht erlaubt ist«. Selbst vor dem unsinnigen Begriff »Piraterie« schreckt man dabei nicht zurück. Bereits vor einiger Zeit fiel der Börsenverein mit falschen Behauptungen unangenehm auf.

Natürlich muss geistige Arbeit und geistiges Eigentum geschützt werden. Dass Menschen, die ein Buch einscannen und als PDF-Datei bei eBay verkaufen, kriminell handeln, dürfte allerdings jedem klar sein. Geht man denn beim Börsenverein davon aus, dass gerade die Besucher der Leipziger Buchmesse zu solchen Verbrechern gehören? Anders kann man es sich kaum erklären, dass die Kampagne »Kopieren ist keine Kunst!« gerade dort startet, wo sich die Treffen, die viel Geld für Bücher ausgeben.

So schreibt ein Nutzer im Heise-Forum: Ich kann nur sagen: Überlegt euch das gut. Noch gebe ich für Bücher sehr gerne Geld aus. Ins Kino geh ich erst wieder, wenn diese penetrante Belästigung mit den Anti-Raubkopiererspots ein Ende hat, und für Musik kann man ja schon lange kein Geld mehr mit gutem Gewissen ausgeben, jedenfalls nicht bei den Majors. Ich kann dem Buchhandel nur dringend raten, sich sehr zu überlegen, ob sie sich wirklich in diese Gesellschaft begeben wollen. Der Kunde ist ein scheues Reh, und wenn eine Branche erst einmal verhasst ist …

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13 Kommentare

  1. Ist schon schade das jetzt auch die Buch Industrie zu solchen überzogenen Mitteln greifen möchte. Erst mal jeden als Bösewicht hinstellen und dann wundern das einnahmen zurück gehen und der Interessanten Kreis schrumpft. Aber das ist wohl leider die Entwickelt, erst mal Angst machen und hoffen das dadurch mögliche Kriminelle abgeschreckt werden und man dadurch noch mehr Gewinn erzielen kann.

    viele grüße
    sven

  2. Ich glaube, daß es letztendlich dem Buchhandel mehr als schädlich kommen könnte, wenn man versucht den Menschen zu verbieten Buchseitn zu kopieren und weiterzuverbreiten. Prinzipiell ist es ja gerade in dieser Branche noch so, daß lesen am Bildschirm auf die Dauer viel zu anstrengend ist und die Menschen ihre Bücher dann doch lieber kaufen.

    Außerdem trägt es ja auch ein wenig zur Weiterverbreitung, also Werbung für den Autoren bei, wenn seine Sachen kopiert und eventuell weiter gegeben werden.

    Dieser Streß ist völlig unnötig! Wenn nicht sogar übertrieben…

  3. Ich weiss gar nicht, was die Leute so über das Kopieren von Texten haben. Meine Erfahrungen mit dem Problem des Betruges, macht sich nicht nur im Rauben der Kopien deutlich, ondern im Missbrauch des Urheberrechtes für die eigenen Ideen.

  4. Ich habe drei Projekte in LuLu veröffentlichen lassen und gehe davon aus, dass interessierte Menschen eben weil ich die Projekte ins Internet gesetzt habe, das notwendigen Interesse aufbringen, sich an meinen Ideen zu laben und aus ihren etwas verqueren Vorstellungen etwas anderes zu machen, als das, was die meisten Menschen damit machen.

  5. Wir finden, eine Branche, die ihre Existenz einer Erfindung zum Erzeugen von Kopien (Druckerpresse) verdankt und damit den Wissens-Markt vom adeligen Haupt auf die bürgerlichen Füße stellte, sollte modernen Maschinen zum Erzeugen von Kopien (Computer) mit tieferem Geschichtsverständnis und mehr Fantasie begegnen.

    Unsere Meinung zum Thema hat sich in einem kleinen Pamphlet “The Art of Copy” niedergeschlagen, das ab Donnerstag in unserem Pressefach auf der Buchmesse liegt bzw. zeitgleich auf unserer Website zum Download bereitsteht …

  6. An Martens:

    Lass dir sagen, dass deinem Kommentar gedankliche Klarheit fehlt. Allein über das Zitat ” Meine Erfahrungen mit dem Problem des Betruges, macht sich nicht nur im Rauben der Kopien deutlich” könnte man stundenlang ohne Ergebnis nachdenken. Meine Erfahrungen macht sich deutlich? Rauben der Kopien? Hilfe. Oh Mann.

  7. Ich weiss eigentlich nicht, wieso Kritik immer so stichhaltig sein muss, dass jeder sie versteht. Auch wenn bestimmte Dinge keinen Sinn machen, angeblich, dann heisst dasss doch noch lange nicht, dass sie wirklich sinnlos sind, wie das Rauben von Kopien. Ciao

  8. Raubkopierer sind keine Verbrecher. Verbrechen sind rechtswidrige Taten, die im Mindestmaß mit Freiheitsstrafe von einem Jahr oder darüber bedroht sind. Das Urheberrechtsgesetz sieht eine solche Mindeststrafe nicht vor. Vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels muss man einen exakten Sprachgebrauch erwarten können.

    Selbstverständlich sind Verstöße gegen das Urheberrechtsgesetz abzulehnen und zu ahnden.

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