Der Große Böse Wolf, Mephistopheles, Dracula und die Panzerknacker – wer liebt sie nicht? Schurken sind ein zentraler Erfolgsfaktor in Geschichten, gleich ob es Märchen sind, Thriller oder Romanzen. In gewisser Weise brauchen sogar Sachbücher Antagonisten oder zumindest antagonistische Kräfte, denn wir Menschen sind von Konflikten, Siegen und Niederlagen fasziniert.
In dieser Kolumne zum Samiel-Award ergreife ich Partei für das Böse. Im neunten und letzten Teil geht es um die Frage, nach dem Ende des und der Bösen.
Der Samiel Award
ist ein Literaturpreis für Autoren, die herausragende Antagonisten erschaffen haben: Monster, Schurken, Fieslinge und Gegenspieler. Bis zum 1.12.2013 können Verlage und Autoren Ihre Charaktere für den Preis vorschlagen, der vor Weihnachten verliehen wird. Das literaturcafe.de unterstützt als Partner den Wettbewerb.
Albrecht Behmel ist der Initiator des Samiel Awards. In dieser Kolumne begibt er sich auf die Spur des Bösen.
Stärken und Schwächen zu skizzieren ist von zentraler Bedeutung für die Diskussion des Konflikts zwischen den Figuren, denn die Stärken fordern den Protagonisten heraus und zwingen ihn, über sich selbst hinaus zu wachsen oder sich auf andere Weise zu entwickeln. Die Schwächen zeigen jenen archimedischen Punkt auf, mittels dessen ein Held seinen unbezwinglich erscheinenden Widersacher zu guter Letzt doch besiegen kann.
Schwächen und Stärken sind häufig ineinander verwoben und tragen eine gewisse Symbolik in sich. Das verbindet sie mit der nächsten Kategorie, nämlich der Schuld, die ein Antagonist auf sich lädt. Hier finden sich zahlreichen Verbrechen, wie sie aus dem Strafgesetzbuch bekannt sind: Mord, Gewalt, Terrorismus, Diebstahl und andere, aber auch Aspekte der Sünde und der moralischen Verfehlung haben hier ihren Platz, wie zum Beispiel die sieben Todsünden und ihre modernen Derivate.
Die Mischung aus Schwächen und Schuld mündet häufig in eine fatale Fehlentscheidung während einer Krisensituation, die zum Untergang oder zu einem anderen Ende führt. In einer überwältigenden Zahl von Fällen sterben Antagonisten oder werden besiegt ihrer gerechten Strafe zugeführt. Auch diesen Umstand kann man, wenn man rein formal argumentiert einer Definition zu Grunde legen: »Antagonisten sind diejenigen, die den Verlauf einer Geschichte nicht überstehen.«
Und damit endet an dieser Stelle auch meine Kolumne über die Bösewichter in Buch und Film. Demnächst lesen Sie an dieser Stelle mehr über den Samiel-Award, der erstmals Anfang 2014 verliehen wird. Bis bald!
Albrecht Behmel