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Warum ich nicht mehr Musiker bin
von Strafraumspuk

Als ich noch Musiker war, hätte ich vermutlich eine Geschichte über das D geschrieben. Das erste Instrument, das ich spielte war eine Tin-Whistle. Eine D-Tin-Whistle. D wie Dittmeyer. Dittmeyer würde allerdings über das hohe C schreiben. Man sollte das eigentich von mir erwarten, denn schließlich bin ich der Musiker. Nein, ich bin nicht der Musiker. Ich war der Musiker.

Warum ich nicht mehr Musiker bin hängt in erster Linie mit dem X zusammen. Mit dem X hat es eine ganz besondere Bewandtnis. Es ist nämlich der Buchstabe, der am meisten verpflichtet. Bei Ehe- und Kreditverträgen beispielsweise. Zwar heißt es stets, man solle sein Augenmerk auf das Kleingedruckte richten, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte ist das X. X ist eine Zusage. Zumindest, wenn es alleine steht. Ein X, das einem anderen X folgt, ist eine Aufhebung dessen, was unter dem X steht. DurchXen nennt man dergleichen. Mein X stand alleine und unter dem X stand mein Name. Unter einem X ist dein Name nicht nur dein Name, sondern deine Unterschrift. So stehen die Fakten. Ein X statt einem Y und ich wäre die Mutter meiner Kinder.

Vom Musiker zum Ehemann, vom Ehemann zum Vater, vom Vater zum Kreditnehmer, vom Kunden zum Schuldner. Das X ist entscheidend. Das X macht Träume wahr oder Albträume. Ich selbst hatte darauf keinen Einfluss.

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