StartseiteBuchkritiken und Tipps»Das Internet ist ein Windfurz« - Hermann Mensing im Gespräch (Podcast-Sonderfolge)

»Das Internet ist ein Windfurz« – Hermann Mensing im Gespräch (Podcast-Sonderfolge)

Hermann Mensing (Foto: Wolfgang Tischer)Kann das Internet ein unbekanntes Buch bekannt machen? Welche Chance haben heutzutage gute literarische Bücher, wenn sie von Elke Heidenreich nicht mehr in die Kamera gehalten werden? Wird ein Buch nur wahrgenommen, wenn es stapelweise in den Buchhandlungen liegt? Eine Präsentationsform, die sich die Buchhandelsketten von den Verlagen mit mehreren Tausend Euro bezahlen lassen – hier zählt der Preis, nicht Qualität.

Hermann Mensing hat mit »Pop Life« einen wunderbaren Roman geschrieben. Egal ob WDR oder Berliner Zeitung, die Kritiker sind begeistert – und auch die Leser. Ein 320 Seiten starkes Buch mit Lesebändchen und Fadenheftung, erschienen beim kleinen und feinen österreichischen Verlag »Luftschacht«. Ein Buch, das bereits unser Kritiker Malte Bremer in seiner Besprechung ausführlich vorgestellt hat.

Doch ein gutes Buch zu schreiben reicht nicht.

Hermann Mensing war zu Gast in der Redaktion des literaturcafe.de und in einer Podcast-Sonderfolge berichtet er offen und ungeschminkt über das Leben eines Autors und der Schwierigkeit, mit seinem Buch von der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden – und mag es noch so gut sein.

Wolfgang Tischer spricht mit Hermann Mensing über den Roman »Pop Life«, wie man als Autor die Inhaltsangaben der Kritiker bewertet und wie das Werk entstanden ist.

Besuchern des literaturcafe.de ist Hermann Mensing natürlich nicht unbekannt. Er berichtet regelmäßig von seiner Pop-Life-Lesetour, hat zugunsten der Tsunami-Opfer Gedichte geschrieben oder verwandelte Sätze in kurze Geschichten.

Seit über 10 Jahren führt Hermann Mensing zudem unter www.hermann-mensing.de ein Tagebuch im Internet, also seit einer Zeit, in der das Wort Blog noch nicht erfunden war. Zwar hat er dem Web viele Texte zu verdanken, die ohne es nie entstanden wären, doch Mensing betrachtet das Internet dennoch skeptisch – speziell dann, wenn es darum geht, ob Web-Leser und Downloader auch das gedruckte Buch kaufen.

Doch Hermann Mensing ist zuversichtlich. Er betrachtet sich selbst als »literarischen Schläfer«, der jedoch kein Unglück über die Menschheit bringen wird, sondern stattdessen ein gutes Buch: »Pop Life«.

Hermann Mensing: Pop Life. Gebundene Ausgabe. 2009. Luftschacht. ISBN/EAN: 9783902373434. 21,40 €  » Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel

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7 Kommentare

  1. Vielen Dank für den Buchtipp zum Roman “Pop Life”.und den Link zu Amazon, der auch für die besondere gute Qualität dieser Seiten spricht..Unkomplizierter geht es kaum. Ich habe das Buch bestellt. Somit gibt es wieder einen erfreulichen Baustein im Leben. freundliche Grüße sendet ML50ff.

  2. Dieses zeitliche Hin- und Hergehüpfe ist manchen Autoren ein besonderes Anliegen, aber sie verwechseln verwirrend schreiben mit literarischem Anspruch. In der Hoffnung, es sei bei Herrn Mensing anders, blätterte ich in der Leseprobe und folgendes kam mir entgegen:

    1. „… taubenblauer Yukata …“ / Tauben sind nicht blau, sondern grau.

    2. „Als die Türen des Jumbos sich öffneten ..“ / statt: „Als sich die Türen des Jumbos öffneten …“

    3. „Vorrink?“ fragte jemand. / „Vorrink?“, fragte jemand. (Beistrich fehlt)

    4. „Manche (Fragen) waren dumm, andere ein wenig peinlich, etwa die, die man ihm schon bei der ersten Einreise gestellt hatte, hatten Sie je eine Geschlechtskrankheit?“ / Die Frage bildet einen eigenen satz, also: „Manche (Fragen) waren dumm, andere ein wenig peinlich, etwa die, die man ihm schon bei der ersten Einreise gestellt hatte: Hatten Sie je eine Geschlechtskrankheit?“

    5. „… aufsteigender Morgen ..“ / Der Morgen setiegt nicht auf, er bricht an.

    6. „… in schicken Wohungen einsaßen …“ / Eingesessen wird in Haft.

    7. Eine katastrophale Absatzgestaltung. Z. B. kann der Satz: „Über drei Türen hingen große Schilder: A, B und C.“ für sich alleine keinen Absatz begründen. Da fehlt jedes Gespür für Absätze.

    8. Die übertriebene Verwendung ausgerechnet eines so abstrakten, schwammigen Wortes wie „man“. Dreimal auf der ersten Seite, dreimal auf der zweiten …

    9. Die Beschreibungen sind zu spartanisch. Eine höhere Detaildichte würde den Text anschaulicher und lebendiger machen.

    10. Ein Roman ist das nicht. Wenn ich mir die durchschnittliche Wortanzahl pro Seite ansehe, schätze ich das Textvolumen auf ca. 50.000 Wörter. Rein formal gesehen beginnt ein Roman mit 90 – 100.000 Wörtern. Alles bis dahin ist streng genommen eine Erzählung, Geschichte, Novelle. Texte dieses Umfanges unter der Flagge „Roman“ segeln zu lassen ist ein reiner Marketing-Schmäh.

    11. Thematisch gesehen muss sich „Pop Life“ mit Werken, wie denen von Jack Kerouac („Unterwegs“, „Engel, Kif und neue Länder“ usw.) messen lassen. Das wird verdammt schwer. Da kann ich dem Autor nur viel Glück wünschen.

    Ich kann und will Herrn Mensings Buch nicht abschließend beurteilen, schließlich habe ich nicht mehr als die Textprobe bei amazon hinter mir. Allerdings frage ich mich angesichts eines von derlei sprachlichen Marotten zerfressen Textes vor Verzweiflung büschelweise meine Haare vom Kopf reißend: Wo ist das Lektorat geblieben?

    Ich werde Pop Life nicht kaufen.

    A. Ch. Glatz

  3. Ich habe mir Pop Life gekauft und kann den Roman nur empfehlen. Ich fand ihn sehr unterhaltsam.

    Herr Glatz, Sie haben in einigen Punkte sicher recht. Ich hätte z.B. auch nicht den wichtigen ersten Satz in einem Roman durch eine in Klammern eingeschobene Worterklärung unterbrochen – aber für mich ist dies Sache des Autors. Dazu gehört auch, ob er die Dinge ausufernd oder knapp beschreiben will. Ich persönlich fand die eher knappen und sachlichen Beschreibungen des Romans sehr wohltuend.

    In einigen Punkten, Herr Glatz, sind Sie jedoch über das Ziel hinausgeschossen: z.B. ist “taubenblau” eine offizielle Farbbezeichung der RAL-Farbskala. Ganz genau ist es RAL 5014. Einen Morgen “aufsteigen” zu lassen, ist ein sprachlich sehr schönes Bild, genauso wie die Ironie, dass Leute “in schicken Wohnungen einsitzen”, was ich mir ebenfalls bildlich sehr gut vorstellen kann. Einen solchen Umgang mit Sprache und Wörtern lobe ich mir!

  4. Verdammt, Herr Glatz, da hätte ich Sie wohl vorher fragen müssen, wann ich Absätze setze. Und auch die Frage nach der Gattungsbezeichnung! Wie konnte ich nur. Ich war mir damals auch nicht sicher, wissen Sie, ich dachte, ist es nun ein Gedicht, ist es eine Kurzgeschichte oder wie oder was, aber als ich dann bei 320 Seiten abschloss, hatte ich dieses vage Gefühl, es müsse sich doch um einen Roman handeln.
    Leid tut mir, dass Sie nur die ersten zehn Zeiten auf Amazon lesen konnten, die natürlich linear erzählt sind, dieses Wirrwarr, unter dem Sie so leiden, beginnt ja erst später, ich dachte, ich richte es so ein, dass selbst empfindsame Menschen wie Sie die ersten Seiten schadlos überstehen. Also seien Sie mir nicht böse, nicht wahr, lieber Herr Glatz, beim nächsten Text (vielleicht wieder eine Novelle von 2000 Seiten) frage ich natürlich bei Ihnen nach, ob ich das darf.
    In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein erquickliches Weihnachtsfest, an dem Sie vielleicht mein Weihnachtsgedicht aufsagen könnten. Ich habe es selbst gedichtet, aber natürlich weiß ich auch da nicht, ob es wirklich ein Gedicht ist, ich peile das immer nur grob und bin bei Menschen, die über ein enzyklopädisches Wissen wie Sie natürlich immer ein wenig im Hintertreffen. Macht aber nix, finden Sie nicht auch.
    Gut, dann hätten wir das ja geklärt.
    Herzlich, ganz herzlich
    ihr Texter
    H. M.

  5. Lieber Herr Mensing,

    1. ich habe vor Jahren einem Wiener Buchhändler eines meiner Sachbücher angeboten. Er nahm es nicht in das Sortiment auf, weil er es zu wenig konzise fand. Nachdem sich meine Adrenalinausschüttung wieder im biologischen Normalmaß eingependelt hatte, ging ich an die Textanalyse. Und wissen Sie was? Er hatte recht. Und: Er hat mir damit einen großen Gefallen erwiesen.
    Den Vorwurf, Ihr Text sei zuwenig konzise, kann man Ihrem Buch sicher nicht machen. Sie haben es mehr mit den Stilmarotten. Beim Lesen der Textprobe ist mir das klar geworden und ich fühlte mich veranlasst, die undankbare Rolle das advocatus diaboli einzunehmen. Sie sollten das als Freundschaftsdienst verstehen, denn warum sollte ich mich in diese exponierte Position begeben? Laufe ich doch Gefahr, von Ihren Fans geprügelt, und durch Sie arrogant abgekanzelt zu werden.

    2. Ich habe oben nicht umsonst von Textvolumen gesprochen und nicht von Seitenanzahl. Ich habe gerade dieser Tage bei meinen Roman „Ein Hund tritt in den Saal“ die Schriftgröße von 13 auf 12 pt verkleinert. Bei gleichem Textvolumen (112.000 Wörter) verringerte sich die Seitenanzahl von 452 auf 388.

    3. Die Textprobe auf amazon ist auch nicht linear erzählt. Vielmehr beginnt ihre erste Rückblende bereits auf Seite 8, der zweiten Seite des Haupttextes: „Zwölf Stunden vorher …“

    4. Selbstverständlich dürfen Sie weiterhin „Roman“ draufschreiben, wenn es Ihnen so vorkommt und das nun mal Ihr persönlicher Stil ist. Korrekt wird es deswegen nicht.

    5. Sicher haben Sie jedes Recht, Ihre Fans durch diverse Außergewöhnlichkeiten, wie: fragwürdige Konnotationen, willkürliche Absätze, Wiederholungen von Wörtern (vor allem solcher, die von vornherein unglücklich sind), exzessive Vor- und Rückblenden und was der Rafinessen mehr sind, zu verwöhnen. Allerdings hat jeder, dem gerade das eine Unsitte ist, ebenfalls das Recht, seinen Unmut zu artikulieren. Zu meinen, es gäbe keine kritischen Rückmeldungen, wäre doch unglaublich naiv und unprofessionell.
    Es liegt ohnehin an Ihnen, Herr Mensing, wie Sie darauf reagieren. Ob Sie in einer Mischung aus gekränkter Eitelkeit und Arroganz ein wenig überlegtes Statement abgeben, oder ob Sie sachlich herangehen und dadurch Ihre Schreibe weiterentwickeln.

    6.
    a) Kritik am Text ist nicht Kritik am Autor.
    b) Die unangenehme, aber sachliche(!) Kritik bringt uns wesentlich weiter als die Lobhudeleien. Letztere schmeicheln zwar der Eitelkeit (meiner genauso) und viele Schreiberlinge lechzen geradezu danach, aber weiterbringen tut uns das, was unserer Aufmerksamkeit entgangen ist.
    c) Der Kritiker ist nicht Feind, sondern der strengste der Freunde.

    Und nun entschuldigen Sie bitte, Herr Mensing, wenn ich mich aus der Diskussion zurückziehe. Was ich meinte, Ihnen sagen zu müssen, habe ich erschöpfend getan und meine Bücher schreiben sich auch nicht von selbst. Wie ich immer sage: Bei anderen meckern und maulen ist leicht, selber besser machen ist die Kunst.

    Als alter Atheist und Sympathisant des Buddhismus habe ich nicht das Bedürfnis, Ihnen frohe Weihnachten zu wünschen, sonst täte ich es. Ich sage lieber: Möge die Übung gelingen …

    Anton Christian Glatz

  6. Was für ein peinlicher Auftritt. Die Eingabe des Autorennamens Hermann Mensing weist an erster Stelle auf dessen Homepage. Ein unangefragtes Lektorat hätte den Empfänger also auf stilvolle und diskrete Weise erreichen können. Stattdessen postet man es hier, bläht sich auf und versucht angestrengt, die Besucher des Literaturcafés von der eigenen Kompetenz zu überzeugen. Ein Besuch der Homepage des “Autors” Glatz genügt, um die Peinlichkeit seines Lektorenauftritts als eitle Selbstdarstellung zu entlarven. Kompetenz geht anders.

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