Breitband heißt die Sendung im Deutschlandradio Kultur, die sich immer samstags zwischen 14 und 15 Uhr mit den neuen und alten Medien und ihrer Kultur befasst. Hier werden Themen tiefer und nicht nur in den ansonsten radioüblichen 90 Sekunden behandelt. Und auch die Musik ist erfrischend anders, denn es ist »freie« Musik, weit ab von den Rotationslisten der Formatradios. Die Beiträge aus Breitband können auch per Podcast abonniert werden, denn für viele wird Samstagmittag nicht unbedingt die ideale Zeit zum Radiohören sein.
Breitband ist aus der Sendung »Blogspiel« hervorgegangen, in der ich vor einiger Zeit in Berlin zu Gast war – eine Sendung, die sich damals ausschließlich dem Thema Literatur und Internet widmete.
Am vergangenen Samstag (28.02.2009) war ich Gast in Breitband, um als Experte etwas zur neuen Literaturwebsite litcolony.de zu sagen und der Sendung »lesen!« von Elke Heidenreich, die seit dem Rauswurf beim ZDF nun im Internet beheimatet ist.
Im Gegensatz zur damaligen Blogspiel-Sendung ging das Gespräch mit Moderator Thomas Jädicke diesmal live über den Sender. Es ist erfreulich, dass »Deutschlandradio Kultur« noch Interviews live führt und nicht, wie im Formatradio üblich, die Gespräche vorab aufzeichnet, um sie später »auf Tempo« zusammenzuschneiden und Ähs und Versprecher klinisch rein auszubügeln. Live ist spannender – auch für den Interviewten. Da kann es dann schon mal passieren, dass man so wie ich im Eifer des Interviews ein großes Lesefestival, das zudem noch lit.COLOGNE heißt, plötzlich nach Berlin verlegt. Aber das ist eben live.
Das Interview war auf sechs Minuten angesetzt. Um für das Gespräch eine bessere Tonqualität über Telefon zu haben, fuhr ich ins Regionalstudio Tübingen des SWR, von wo ich nach Berlin zugeschaltet wurde. Ist schon merkwürdig, den Anfang einer Sendung, in der man eine halbe Stunde später live zu hören sein wird, noch im Autoradio mitzubekommen.
Das SWR-Gebäude liegt in bester Höhenlage über Tübingen. Regelmäßig werden von hier die regionalen Fenster der Weichspülwelle SWR4 gesendet. Doch am Samstagnachmittag ist niemand mehr da. Nur ein Tontechniker hat noch auf mich gewartet. Ich nehme Platz am Moderationstisch im Studio 1, und wir machen eine kurze Sprechprobe. Es ist 14:20 Uhr, wir warten, bis die Leitung nach Berlin geschaltet wird, was kurz vor halb drei der Fall ist. Während in der Sendung Musik läuft, begrüßen mich über Kopfhörer Redakteur und Moderator aus Berlin, und dann geht es auch schon los.
Mit dem Redakteur hatte ich am Tag zuvor den möglichen Gesprächsrahmen abgesteckt. Es sollte natürlich um die Website litcolony.de gehen und darum, was sich nach Heidenreichs Umzug ins Web an der Sendung verändert hat – nämlich eigentlich nichts.
Man hat sich vieles überlegt und vorbereitet, aber dann ist es eben doch live, und da man nicht wie ein Politiker das Gespräch an sich reißen möchte (»Zunächst einmal möchte ich sagen, dass …«) und der Kopf unmittelbar vor dem Gespräch plötzlich erschreckend leer zu sein scheint, erfindet man doch alle Antworten wieder neu. Ohnehin war ich nicht darauf vorbereitet, dass es auch Fragen zum literaturcafe.de geben würde. Ich hatte mich auf weitere Nachfragen zu litcolny.de eingestellt und noch ein paar provokante Spitzen, aber auch konstruktive Verbesserungsvorschläge parat gehabt.
Aber so ist das wohl immer am Ende eines solche Gesprächs: dass man sich fragt, ob man denn wirklich alles gesagt und nicht zu viel Unsinn erzählt hat. Denn es ist ja alles schon »versendet«, und man hat zunächst keine Möglichkeit, das Gesagte nochmals anzuhören.
Dennoch hat es großen Spaß gemacht und über Twitter kommt die erste erfreuliche Rückmeldung: »schönes Interview«. Erleichterung.
Als ich zu Hause eintreffe, ist auch schon der Podcast zur Sendung im Netz, eine erfreuliche Einrichtung, die das Versendete wieder zurückholt.
Wolfgang Tischer
Link ins Netz
- Das Interview zum Nachhören auf der Website zur Sendung www.breitband-online.de
Also ich finde das Interview super..Sehr interessante Einschätzung der Heidenreich-Sendung im Netz..