Drogeriemarkt-Milliardär Dirk Roßmann hievt sein Buch »Der neunte Arm des Oktopus« nicht zuletzt mit massivem Werbe- und Medieneinsatz auf die Bestsellerliste. Selbst Literaturkritiker nähern sich dem Autor und seinem Thriller behutsam. Was ist da los?
Ein gekaufter Erfolg?
Bücher werden im Radio und Fernsehen kaum beworben. Dieser Roman jedoch schon: »Der neunte Arm des Oktopus«. Während für andere Bücher höchstens in den Feuilletons auf Viertel- oder Achtelseiten eine Anzeige geschaltet wird, gab’s für dieses Buch großformatige Werbehinweise bis hinunter zu den regionalen Zeitungen. Inserent war jedoch nicht der Lübbe Verlag, wo das Buch erschien, sondern eine große Drogeriekette. Deren Chef und Milliardär Dirk Roßmann ist der Autor des Buches, ein »Thriller«, wie es auf dem abwaschbaren Umschlag heißt. Es ist sein erster Roman. Zuvor hatte er bereits zusammen mit den Journalisten Peter Käfferlein und Olaf Köhne seine Autobiografie geschrieben. Diese landete – ebenfalls massiv beworben – zwei Jahre zuvor auf der Bestsellerliste. »SPIEGEL Bestseller-Autor« klebt daher schon beim Erscheinen des »Oktopus« unter dem Wort »Thriller«. Der Name des Autors ist – wie bei seiner Drogeriemarktkette – ROSSMANN geschrieben und nicht Roßmann, wie der Name eigentlich lautet. Das mit dem großen ß hat sich nie durchgesetzt.
Nach Erscheinen im September 2020 ist der Roman ebenfalls auf Platz 2 der Bestsellerliste eingestiegen. Ein mit massivem Werbeeinsatz gekaufter Erfolg? Auch in den Rossmann-Filialen selbst und im Kundenmagazin ist das Buch prominent platziert.
Zum Erscheinen ist Roßmann medial massiv präsent. Selbst knallharte Literaturkritiker, die ihr Feuilleton ansonsten nie einem schnöden Thriller öffnen würden, bringen wohlwollende Interviews mit Autor Roßmann. Denis Scheck, der vergleichbare Werke in seiner Fernsehsendung buchstäblich und verbal in die Tonne wirft, bezeichnet den Roman zwar als »Dagobert-Duck-Prosa« mit »überschaubaren Mitteln«, doch er lese sich »überraschend anregend«. Der Bestseller auf Platz 2 landet nicht im Altpapier, bevor Scheck das Buch seines Lieblingsfeindes Sebastian Fitzek auf Platz 1 im hohen Bogen im Container versenkt.
Kann das Buch inhaltlich überzeugen?
Was ist da los? Kann Roßmanns Buch tatsächlich inhaltlich überzeugen?
Ja – wenngleich auf unerwartete Art und Weise.
Dirk Roßmanns Auftreten in einer Talkshow und der Anfang seines Textes gleichen den Motivationen und Manuskripten, die Verlage und die das literaturcafe.de regelmäßig zugeschickt bekommen: Da hat einer eine Botschaft, die er in Textform gegossen hat. Anliegen ist ihm wichtiger als Inhalt. Er ist scheinbar der festen Überzeugung, dass das Thema überzeugt und die Umsetzung zweitrangig ist. Bei Roßmann ist es der Klimawandel und die Uneinsichtigkeit der Menschheit und der Regierungen. Da muss man doch was tun, da muss man doch die Menschheit wachrütteln! Und warum nicht in Form eines spannenden Thrillers? Was ein Pleonasmus sein sollte, ist es in »Der neunte Arm des Oktopus« nur bedingt.
Auch hier gleicht der Text dem des motivierten, aber unbedarften Schreibers: Das Buch liest sich wie ein Sachbuch, vollgestopft mit Daten und Fakten. Die meisten davon hinlänglich bekannt – zumindest ihre Auswirkungen auf die Umwelt. »Infodumps« nennen das Schreibtrainer. Nicht selten – so auch hier – sind diese Infos in Dialogen verpackt. Charaktere des Romans, die eigentlich über den gleichen Kenntnisstand verfügen, erzählen sich Dinge nur, damit sie der Leser erfährt. Das resultiert in Formulierungen wie »Wie angekündigt, werden wir …« oder »… wie du weißt« oder »… was machen wir hier? Wir sind ein Thinktank …« oder »Wir, die Top-Wissenschaftler der Erde …«
Im Roßmannschen Thriller wird dies noch gesteigert, indem die Präsidentin der USA eine Rede hält, die ein einziger Infodump ist und indem fiktive Zeitungsartikel die Sachlage schildern.
Wie seit geraumer Zeit obligatorisch für das Thriller-Genre, beginnt das Buch mit einem Prolog, der hier jedoch tatsächlich einer ist.
Demokratie und Diktatur arbeiten Hand in Hand
Im ersten Teil der Geschichte unternimmt Autor Roßmann das Gedankenspiel, was wäre, wenn sich die USA, China und Russland zu einer Allianz, einer Art Weltregierung zusammenschlössen, um den Planeten zu retten. Rüstungsausgaben werden gekappt, die Bevölkerung muss Einschnitte im Lebensstandard hinnehmen, um das Klima zu drehen. Ein Strang der Geschichte spielt in der Gegenwart und einer nahen Zukunft, in der 2025 Kamala Harris Präsidentin der USA geworden ist, ein weiterer lässt im Jahre 2100 jenen oben zitierten Thinktank auf die jüngste Geschichte der Menschheit zurückblicken und wie man damals um 2020 die Zerstörung des Klimas zulassen konnte.
Erzähltechnisch ist die erste Hälfte des Buches weniger spannend. Es gibt keine durchgängige Handlung, Personen tauchen auf, die im Folgenden nie wieder eine Rolle spielen. Man kann das Buch nahezu verlustfrei erst ab dem letzten Absatz auf Seite 175 lesen, denn dort wird nochmals zusammengefasst, was bisher geschah. Neben den erwähnten und meist überflüssigen Infodumps (Wer kann sich das alles merken?) wird die populärste Schreibregel missachtet: Show, don’t tell. Der Text ist voll von Gefühlsbehauptungen, anstatt diese Emotionen in ihren Auswirkungen zu beschreiben. Da »durchfuhr sie ein Schreck«, da ist ein Auftreten »selbstbewusst, fast herrisch«.
Apropos Auftreten: Bei weiblichen Charakteren gehört die Einstufung des Schönheitsgrades meist zum Beschreibungsrepertoire (»Äußerlich war Sofia Della Bettemcour mittlere Mittelklasse«).
Der Reiz des ersten Teils besteht im dichten Namedropping. Neben Harris taucht auch Wladimir Putin als Figur im Text auf, genauso wie dessen Berater Gerhard Schröder, und auch Ex-Bundespräsident Wulff ist in einer Nebenrolle zu sehen (»Dort stand der ehemalige deutsche Bundespräsident, groß, blond, freundlich, den sie sympathisch fand«). Hier glaubt man sich als Leserin und Leser nah dran an der Wirklichkeit, ist doch im wahren Leben Dirk Roßmann tatsächlich mit Schröder und Wulff befreundet. Niemand ist böse, selbst Putin ist die Menschlichkeit in Person, der sich persönlich in einen US-amerikanischen Zoo bringen lässt, um dort einen Oktopus zu streicheln. Demokratie und Diktatur arbeiten Hand in Hand an der Weltrettung. Alles wird gut in der fiktiven Welt des Dirk Roßmann.
Natürlich nicht! Denn im zweiten Teil erreicht das Gedankenspiel eine interessante Ebene: Was ist, wenn sich ein Land der globalen Klimarettung widersetzt? Rechtfertigt dies gar den Einsatz militärischer Mittel, wenn Diplomatie nicht weiterhilft?
»Wieso so viele Fehler?«
Oftmals hat man bei der Lektüre den Eindruck, der zweite Teil des Buches sei von jemandem ganz anderen geschrieben. Anders als in den global angelegten Handlungsversatzstücken des ersten Teils, wird jetzt die Schreibregel befolgt, dass selbst die globalste Problematik auf das Schicksal einer einzelnen Figur heruntergebrochen werden muss, um sie für Leserin und Leser emotionaler zu machen. Hier gibt es Dan-Brown-artige Kapiteleinstiege, in denen das Setting haarklein beschrieben wird (»Ein Pagodenbau an der Los Robles Avenue in Pasadena, Los Angeles, ein Pagodenbau, jedoch modern interpretiert, gebaut von Marston, Van Pelt & Maybury, unter Verwendung eines hellgrauen, dichten Sandsteins, gelegen zwischen Woodbury Avenue und Orange Grove.«) und hier gibt es Spannung suggerierende Cliffhanger. Interessanterweise einen aus dem ersten Teil gleich nochmals, als habe man beim Umsortieren der Textpassagen vergessen, ihn einmal zu streichen. Allerdings wird im zweiten Teil Dan-Brown-artig einiges mehrfach erzählt. Man muss schließlich davon ausgehen, dass Leserin oder Leser das Buch nicht am Stück liest und das Gelesene gleich wieder vergessen hat. So machen es die Thriller-Profis.
Und klaffen kilometerbreite Lücken in der Logik, so fragt sich sogar einer der Protagonisten stellvertretend für Leserin und Leser: »Wieso so viele Fehler?«
Mehr sei vom Inhalt nicht verraten. Außer, dass sich Roßmann im Epilog selbst als »Rossmann« ins Werk schreibt, was beim Lesen Fremdschämen verursacht. Die Figur Rossmann bezeichnet den Buchplan als »politische Vision in Form eines Pamphlets, in Form eines Thrillers«.
Haltung als Kriterium der Buchbewertung
Und wie finden das Buch nun die durchschnittliche Leserin und der durchschnittliche Leser? Stürzt das finanziell und medial gepushte Buch gnadenlos ab?
Nein. Das zeigt zumindest der Blick auf die Amazon-Bewertungen: Hier erzielt »Der neunte Arm des Oktopus« rund zwei Monate nach Erscheinen einen Durchschnitt von 4,2 von 5 Sternen. Gerade bei den positiven Stimmen geht es weniger um Figurenzeichnung, Spannung oder Stil (darum geht es eher bei den schlechten). Gelobt wird vielmehr das »Gedankenspiel« und Roßmanns klimapolitisches Engagement. Haltung als Kriterium der Buchbewertung.
Dirk Roßmann scheint auf jeden Fall von seiner Autorenkarriere begeistert zu sein. Mit rund 3 Prozent Beteiligung hat er sich vorgestern bei seinem Verlag eingekauft.
Wolfgang Tischer
Dirk Rossmann: Der neunte Arm des Oktopus: Thriller. Gebundene Ausgabe. 2020. Lübbe. ISBN/EAN: 9783785727416. 19,60 € » Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel
Dirk Rossmann: Der neunte Arm des Oktopus: Thriller (Die Oktopus-Reihe, Band 1). Taschenbuch. 2021. Lübbe. ISBN/EAN: 9783404185429. 11,00 € » Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel
Dirk Rossmann: Der neunte Arm des Oktopus: Thriller (Die Oktopus-Reihe 1). Kindle Ausgabe. 2020. Bastei Entertainment. 9,99 € » Herunterladen bei amazon.de Anzeige
Nachtrag:
Hören Sie das Gespräch mit Dirk Rossmann
Zum zweiten Thriller »Der Zorn des Oktopus« hat sich Wolfgang Tischer auf der Frankfurter Buchmesse 2021 mit Dirk Rossmann unterhalten. Hören Sie das komplette Gespräch in dieser Folge des literaturcafe.de-Podcast.
Gespräch mit Dirk Rossmann anhören »
Mit einem solchen Etat wäre mein “Handbuch zur Rettung der Welt” auch ein Bestseller geworden. Das behandelte Thema ist das gleiche, die Story eine spannende Abenteuergeschichte, der Leserzuspruch durchweg gut. Schade, dass es offenbar vom Marketingbudget abhängt, wie weit es ein Buch in den Markt schafft.
Dein Vergleich ist interessant, weil er informativ ist. Eine Veröffentlichung über TWENTYSIX ist etwas anderes als über Lübbe, nicht zuletzt beim Marketing. Eure Geschichten scheinen auch sehr unterschielich zu sein. Die Bewertungen Deiner Bände sind bei Amazon positiv, aber selbst beim ersten Band aus 2017 findet man nur 29 Stück. Da ist im Marketing tatsächlich viel zu wenig passiert. Wie hast Du Deine Zielgruppe definiert und angesprochen? (https://www.literaturcafe.de/john-locke-wie-ich-eine-million-e-books-in-fuenf-monaten-verkauft-habe/) Die Leseprobe bei Amazon zeigt einem auch, dass das Lektorat hätte intensiver sein können beim Show don’t tell. Das Buch vom Herrn Rossmann wird bei Lübbe und Amazon als Thriller angeboten, obwohl sogar die Rezensionen der Community Lesejury bei Lübbe mit 5 zu 8 diese Zuordnung offen anzweifeln und Wolfgangs Bericht bestätigen. Oft wird ein SF-Werk als Thriller deklariert, weil Thriller/Krimis rund doppelt so oft gelesen werden wie SF (https://de.statista.com/prognosen/803022/umfrage-in-deutschland-zu-beliebten-literatur-genres). Das sind so die Sachen …
Wie gesagt, wenn es nur auf das Budget/Marketing ankommt, können nur noch Wohlhabende erfolgreich veröffentlichen, was den Wert dieser Veröffentlichungen für mich bereits jetzt mindert. Hauptsache Promi.
Da ich als Hybridautor Einblick in beide Welten habe, kann ich sagen, es gibt keine kritikfreien Bücher. Ob verlagslektoriert oder nicht. Sobald zum Beispiel ein allgemein gültiges Vorgehen angewendet wird, verliert der Text an Persönlichkeit. Und die Meinung eines Lektors ist eben genau das, eine Meinung. Saubere Textarbeit und Korrektorat hingegen sind unabdingbar.
Was die geringere Anzahl der Renzensionen anbetrifft, so versichere ich, ich helfe ich bei meinen 26-Titeln nicht nach. Was ein leichtes wäre und andernorts eifrig genutzt wird. Hinzu kommt, das große A löscht (nicht nur bei meinen) SP-Titeln in Intervallen gerne positive Rezensionen, negative hingegen bleiben stehen. Hater läßt man gewähren, leider. Habe versucht, Widerstand zu leisten und die Löschung zu erzwingen, zwecklos. Deswegen wird das “Beschaffen” von positiven Rezensionen ja so wichtig, um den %tuellen Anteil der negativen zu drücken. Rezis sind leider kein zuverlässiges Qualitätsmerkmal mehr, allenfalls ein Hinweis, der aber kritisch auf die Motivation des Verfassers zu überprüfen ist.
Meine Bemerkungen über billige Amazon-Gefälligkeitsbewertungen war sarkastisch gemeint. Das muss ich hier, glaube ich, doch noch mal klarstens stellen. 😉 Dass Amazon positive Rezensionen löscht, habe ich noch nie gehört/wahrgenommen. Das ist ja erschütternd!
Es ehrt Dich, wenn Du gute Rezensionen nicht kaufst. Das finde ich aufrichtig gegenüber den Menschen, die sich an diesen Hinweisen orientieren. Man kann aber durchaus mehr Bewertungen generieren ohne dabei zu verfälschen.
Herr Rossmann hat offenbar eine erhebliche Medienpräsenz mobilisiert, was sicher hilfreich für den Vertrieb seines Buches war. Allgemein kommt es aber – Gottlob! – nicht allein auf das Budget/Marketing an. Ein Beispiel: Das Parfüm von Patrick Süskind. Der Text startete als Fortsetzungsroman bei der FAZ und fand bei den Lesern und Buchhandlungen sofort eine ernorme Resonanz. Da war noch nicht viel mit Marketing. Und der Autor ist bekanntlich extrem öffentlichkeitsscheu. Heute heißt es, ohne massiven Einsatz sozialer Medien ginge nichts. Stieg Larsson konnte da für seine Verblendung sogar gar nichts tun, da er lange vor Publikation starb. Wer solche Beispiele studiert, stellt fest, dass es immer Konstellationen von Merkmalen sind, die förderlich wirken, auch wenn bis heute nicht abschließend geklärt wurde, was ein Buch zu einem Bestseller macht.
Ich weiß nicht genau was Du unter “sauberer Textarbeit” verstehst, aber Korrektorat allein reicht sicher nicht aus, und Lektorat ist zwar oft Ansichtssache, oft aber auch mehr als das, schon auf der Mikroebene der Sprache (von Plot und Co gar nicht zu sprechen).
Wenn Du Dir Hinweise von Klassikern wie Ludwig Reiners oder W.E. Süskind oder auch von neueren Autoren wie Wolf Schneider anschaust oder Prosa von Urs Widmer und anderen, dann erkennst Du Prinzipien.
Es stimmt schon: Die Gefahr besteht, blind nach Regeln Individualität zu tilgen. Doch nicht jede Eigenart ist wertvoll. Richtig verstanden – und eben nicht dogmatisch oder nach Schema F praktiziert – verbessert die Beachtung bestimmter Prinzipien einen Text. Qualität kann auch jenseits der üblichen Bereinigungen wirken.
Will sagen: Lasst Euch nicht demoralisieren. Auch wenn es ganz ohne Marketing nicht geht: Erfolg ist auch ohne Mammon möglich.
Ein Bestseller ist noch kein Longseller. Wie erfolgreich dieses Buch wirklich sein wird, muss sich noch zeigen. Marketing kann zuweilen auch literarisch schwächeren Büchern zu einem gewissen Erfolg verhelfen. Umgekehrt kann aber auch ein literarisch starkes Buch mit geringem Marketingbudget erfolgreich sein. Den meisten Newcomer-Titeln stellen Verlage nur sehr begrenzte Mittel zur Verfügung. Dennoch haben einige wenige Newcomer immer wieder mal Erfolg. Es ist halt ein Winner-takes-it-all-Markt mit starken sozialen Nachahmungstendenzen. Finanzieller Aufwand ist nur eine Möglichkeit die Sichtbarkeits- und Wertschätzungsmechanismen zu beeinflussen.
Das weißt du erst seit heute??? Literarische Qualität wird doch völlig überbewertet.
Robert Schneider hat das schon 1992 begriffen, als er sein “Schlafes Bruder” mit damals noch stattlichen 2000 DM Eigenleistung promotet hat.
Als die Hitlisten von Schallplatten noch von Verkäufen abhingen, haben einige Schallplattenfirmen massenweise ihre eigenen LPs im Handel eingekauft, um ihren Rang zu steigern. Also: Nimm einen Kredit auf und investiere in die richtige Werbung, schon hast du deinen Bucherfolg halb in der Tasche. Gefälligkeitsbewertungen bei Amazon kosten ja fast nix! Genug Vitamin B in Zeitungen und bei Sende-Redakteuren ist auch ganz nett, wird aber auch überbewertet. Es gibt natürlich noch die Möglichkeit, es mit (möglicht verbotenem) Sex vollzupacken.
Der Verkaufsstream ist halt gemain. Wir anderen dürfen uns dafür in dem Gefühl sonnen, nicht käufliche Helden der Kultur zu sein. La-la-la.
Genauso ist es. Mir hat einmal eine Buchhändlerin gesagt, der Inhalt ist für die Masse der Leser zweitrangig. Hauptsache es klebt das Etikett “Vom Bestseller-Autor” drauf. Wenn ich an so manche Bestseller-Autoren denke, deren schlecht geschriebene Bücher nur wegen ihres Namens überhaupt verlegt werden, glaube ich fast daran.
Hätte er doch bloß – wie andere wohlhabende Wirtschaftskapitäne mit Sendungsbewusstsein – sein Geld in einen richtig guten Ghostwriter investiert. Sie deuten es ja an, wenn Sie schreiben, dass sich der zweite Teil völlig anders und plötzlich sogar literarisch liest. Geld ist so oder so geflossen (nicht zuletzt 3% für Lübbe, das nimmt sicherlich jeder Verlag – egal ob klamm oder nicht – gern mit). Warum ist dieser Rossmann so eitel, sein Projekt nicht ganz in die Hände eines Profis zu geben? Warum bildet er sich ein, dass er alles kann – nicht nur ein Drogerie-Imperium aufbauen -, sondern auch (wie aus dem Nichts) Bestseller schreiben?? Nun hat er die Quittung dafür. Sein Roman mag Bestseller sein und alles – aber der ganz große Wurf? Der ist wohl ausgeblieben. Na macht nichts. Es wird bestimmt noch ein drittes Buch vom Team Rossmann geben. Da müssen wir jetzt durch.
Bestseller ? Das ich nicht lache ? Dies ist wohl eines der scheußlichsten Texte, den ich je gelesen habe. Mein letzter, ich schwör‘s, mein letzter Versuch Bestseller zu lesen. Nie wieder.
Ich habe dieses Buch geschenkt bekommen, meine Frau meinte, die Erwähnung Udo Lindenbergs und auch der Sticker “Spiegel Bestseller” wären ein Kaufgrund. Ich bin von der Umsetzung eines sich wirklich spannend anfühlenden Themas doch etwas enttäuscht. Ich schreibe auch, natürlich keine Bestseller, auch kenne ich mich nicht in der Örtlichkeiten us-amerikanischer und brasilianischer Städte aus, doch allein von der Art des Schreibens her, muss ich sagen: Das hätte ich auch hinbekommen!
Ich zermartere mir seit Monaten den Kopf, wie ich mein nächstes Buch vielleicht etwas besser bewerben und für potenzielle Leser interessant machen könnte…, die Lösung wäre wohl ein Lottogewinn.
Oder ich besinne mich darauf, dass ich das Schreiben ursprünglich nur für mich selbst angefangen habe.
machmal denke ich mir es ist wirklich nicht schade um die welt, wenn ich so lese. Jeder so verhaftet in seiner eigenen Welt. Der Dirk macht keine Weltliteratur, aber einen Film im Kopf, wenn auch mit Hilfe von Lektoren. Spielt Neid, fehlende Phantasie mit? Weitere passende Titel: wann wachst du auf oder während du schliefst.
Ich lese hier nur von gekränkten Egos…
Ich fand beim Lesen die Idee der G3-Weltregierung einfach nur fesselnd, brandaktuell und alternativlos.
Und so empfinde ich das Buch weniger als Roman sondern viel mehr als zeitrichtigen Aufruf zum Handeln.
Und wenn Geld und Marketing etwas richtiges bewirken, dann ist es gut eingesetzt.
Natürlich, diese Sicht ist auch berechtigt. Doch es ging hier ursprünglich um die Frage, was einen Bestseller ausmacht, bzw. Sie man noch vor dem Verkauf zu einem solchen Prädikat kommt.
Das Thema ist ohne Frage wichtig und auch aus meiner Sicht ist die Frage einer ökologischen Diktatur eine für die Zukunft unseres Planeten eine ganz entscheidende.
Nicht jeder, der ein Buch schreibt, tut das mit der Intention, einen Bestseller zu landen. Wenn Dank Marketing & Namen irgendwie einer draus wird, wird sich trotzdem niemand dafür entschuldigen. Über literarische Qualität sagt dieses Prädikat trotzdem erstmal nichts aus, “Bestseller” heißt ja nicht “Literaturpreis”. Lasst die Leute doch schreiben, wenn sie was zu sagen haben; wenn sich ein Verlag dafür findet – gut.
Wenn ich mich bei der Auswahl meiner Lektüre nur an meistverkauften Büchern orientiere, werde ich etliche Kleinode nicht entdecken, und nicht jedes meiner Lieblingsbücher ist ein Hohelied auf Sprache & Stil. Nicht schlimm.
Ob der “Oktopus” nun ein Thriller ist… das würde ich bestreiten. Aber mit DEM Namen (und dem ebenfalls nicht heimlichen Engagement dahinter) verkauft sich ein Buch, auch unabhängig vom Thema, nun mal besser als neue bzw. unbekannte Autoren. Und lesenswert ist es allemal, die Idee ist einige Diskussionen wert.
Ich finde es absolut naiv und entbehrlich, in einer Zeit sich beschleunigender Erdzerstörung so ein Buch wie Herr Rossmann zu schreiben. Soll das Buch ablenken? Seine über 2000 Drogeriemärkte quellen über vor Plastikverpackungen und überflüssigen chemischen Erzeugnissen, die erheblich zur Recourssen-Verschwendung und Umweltzerstörung beitragen. Wenn man aus einer Rossmann Filiale alles Plastik entfernen würde, blieben wohl nur noch leere Metallregale stehen.
Rossmann kapriziert sich in seinem Roman schön weit weg vom eigenen tun, auf die Begrenzung der Rüstung und der Überbevölkerung. Es ist ja so schön, ein wenig zu träumen von der guten Welt, guten Menschen und entsprechenden Regierungshandeln. Da lassen sich wahrscheinlich viele Leser gern entführen aus der Wirklichkeit.
Ich empfinde es als absolut zynisch und schändlich für uns reiche Westler, die Überbevölkerung als Problem in den Vordergrund zu stellen. Selbstverständlich ist die Überbevölkerung ein Problem, aber darauf haben nicht wir aufmerksam zu machen. Wir haben genug eigenen Dreck vor der Haustüre. Und – jede Rüstungsfirma macht es nicht anders als der Unternehmer Rossmann. Rüstungsfirmen wollen auch nur wachsen und Geld verdienen. So ist diese schöne Welt nun mal. Aber lasst uns weiter unrealistische Träume träumen und so die Probleme lösen.
Ja, Schriftsteller habens schwer 🙂
Erstaunlich, welche Meinungen dieses Buch – als einen Thriller würde ich es nicht bezeichnen- hervor ruft und zu Recht einigen Unmut, meiner Meinung nach auslöst. Bin keine Schriftstellerin, sondern begeisterte Leserin/Kundin und habe im Verlauf meiner Jahrzehnte viel gelesen, weil es einfach begeistert, wie Gedanken u. Phantasie so genial von Schriftstellern umgesetzt werden. An dieser Stelle mal Dank an alle Autorinnen u. Autoren, die sich oder hoffentlich nur wenig von Verlagen u. dem sogenannten modernen Marketing beeinflussen lassen…Bestseller interessieren mich nur zweitrangig, ein Buch macht mich intuitiv an…hier eher der Titel, nicht Spiegel, nicht Thriller, eher , dann lass ich eine Meinung zu, und dieses Buch hat mich enttäuscht… weil, wie bereits hier mehrfach erwähnt, offensichtlich jemand aufgrund Vitamin B u. genügend Geld ein Thema lanciert, dass inzwischen sicher vielen Bewohnern dieser Erde bekannt sein dürfte. Stilistisch kam es für mich ziemlich primitiv rüber…und der berechtigte Einwurf, dass Rossmann selbst mit viel Plastik um sich wirft/oder wirbt? u. dazu auch noch u. a.die E-Mobilität als Lösung sieht, das ist einfach nur geschmacklos. Veränderung fängt sehr wohl im kleinen an, bei uns u. dann weiter beim Nachdenken, was brauche ich, was brauche ich nicht..dass die Natur uns nicht unbedingt braucht, wissen wir, aber wir die Natur u. gute Autoren brauchen wir auf jeden Fall u. die gibt es Gott sei Dank …könnte jetzt unzählige Namen aufführen, ich gebe sie auf jeden Fall an meinen Nachwuchs immer gerne weiter…werde dieses Buch aber nicht empfehlen so wenig wie Amazon oder sonstige Plattformen…aber vielleicht gehen die gesamten Einnahmen/ der Erlös dieses ‚geputschten ‘ Buches in die Entwicklung Ressourcen schonender Energien?
Leider ist das Thema des Buches reine Fiktion.Damit werden nur die
Klimahysteriker in Ihrer Meinung unterstützt.
Alle Kritik zu dem “menschengemachten Klimawandel “wird ja eh immer unterdrückt. Es ist genauso Sinnlos wie gegen die Coronaleugner anzukämpfen.
L.Riedel
Leider kann ein Klimawandel nur indirekt offengelegt und nicht direkt erfahren werden, besonders wenn es um das Menschengemachte daran geht. Singuläre Wetterkapriolen, am eigenen Leib erfahren, seien sie noch so eindrücklich, reichen nicht aus um das übergreifende Phänomen abzuleiten. Die erforderlichen Datenmengen sind so groß, dass Tausende sich über viele Jahre an deren Sammlung beteiligen müssen. Die Auswertung benötigt zudem erhebliche Expertise. All das macht es Laien unmöglich die dargelegten Ergebnisse der Wissenschaftler im strengen Sinne zu überprüfen. Entweder sie vertrauen dem Wissenschaftsbetrieb und seinen Validierungsroutinen sowie den Quellen, die seine Ergebnisse verbreiten, oder nicht. Ich verfolge diese Forschung seit rund 30 Jahren und habe bisher keinen Grund an dessen Fazit zu zweifeln. Die Theorie des menschengemachten Klimawandels erklärt die Daten offenbar am besten. Es wäre nicht vernünftig diese Erkenntnis ungenutzt zu lassen. Leider ist gerade dies aber noch allzu oft der Fall.
Wie fühlen sich wohl die Rossmann-MitsrbeiterInnen, wenn sie morgens den Oktopus-Aufsteller rausstellen?
Ich würde mir denken: “Ich arbeite mir gerne den Arsch zum Subsistenzlohn ab, damit Du Romanluftschlösser aufblasen kannst und Dich als klarer Profiteur des Kapitalismus, und damit einer der Hauptverantwortlichen des Klimawandels, als Held zur Bekämpfung desselben feiern lassen kannst.”
Immerhin keine Rakete wie sein Kollege Jeff Bezos aber ein anstandsloses Egohimmelfahrtskommando nichtsdestoweniger.
Der Leser, die Leserin sind alle nur käuflich? Verblendet?
Die Urteilsfähigjeit von Leserinnen und Lesern zählen nicht? Ausschließlich Marketing und Geld entscheiden?
Die Meinung einiger AutorInnen ist für mich als Nichtautorin aber leidenschaftliche Leserin sehr enttäuschend. Ich fühle mich zum Kaufobjekt reduziert.
Scheint auch viel verletzte Eitelkeit dabei?
Wer als Milliardär, durch Marketingkonzepte seine Qualität im fremden Genre aufblasen muß, stellt sich für mich auf eine Stufe mit Dopingsportler u.ä., hat keine, aber ein großes Ego! Mit vollgestopften Regalen der Plastikindustrie, Wasser predigen Wein trinken und sich ganz nebensächlich bereichern, bröckelt der Heiligenschein des Weltretter ziemlich stark.
Das Buch ist der Grund warum ich ab jetzt zu DM gehe.