Paddington ist wieder da! Zum 2. Mal kommt der kleine höfliche Bär mit dem roten Hut raus aus dem Kinderbuch und rein ins Kino.
Wenn die Phrase »Ein Film für die ganze Familie« eine Berechtigung hat, dann bei »Paddington 2«. Doch nicht nur Paddington ist zurück im Kino, auch Hugh Grant scheint sich mittlerweile in der Rolle des selbstverliebten Schauspielers zu gefallen, dessen beste Zeiten längst vorüber sind.
Nicht zuletzt sollte ein beeindruckend inszeniertes Popup-Buch uns alle vor Weihnachten ins Kino bringen.
Paddington 2: Wohltuend britisch
1958 erfand der britische Autor Michael Bond den kleinen Bären, der aus dem »dunkelsten Peru« nach London kommt. Da er am Bahnhof Paddington Station eintrifft, bekommt er den Namen Paddington. Insgesamt 25 Bücher hat Bond verfasst. Man kennt den Bären mit rotem Hut und blauem Mantel auch in Deutschland, doch in England ist er weitaus populärer und beliebter. Jedoch hat schon der erste Paddington-Film aus dem Jahre 2014 hierzulande den Ruf des Bären gefördert. Ein perfekt animierter Bär spielt zusammen mit echten Schauspielern. Bereits Teil 1 war wohltuend britisch und kein Disney-Schmalz. Paddington ist kein dauerplappernder Nervbolzen, sondern ein höfliches, aufrichtiges Wesen, dem nun mal leider hin und wieder ein Missgeschick passiert – naja, vielleicht auch des Öfteren.
Während der erste Film erzählt, wie Paddington nach London kommt, lässt der zweite Teil Paddington Abenteuer erleben, die ihn ins Gefängnis bringen. Natürlich ist er unschuldig – aber das sagen dort schließlich alle.
Paddington 2 ist ein erstaunlich actionlastiger Film. Wir erleben wilde Verfolgungsjagden auf Zugdächern und das, wonach gejagt wird, ist ausgerechnet ein Popup-Buch, aus dem sich die Wahrzeichen Londons erheben. Paddington hat das Buch bei einem Antiquitätenhändler entdeckt und möchte es seiner Tante nach Peru schicken, die von London träumt, aber noch nie dort gewesen ist. Um das Geld für das Buch zu verdienen, arbeitet Paddington als Fensterputzer. Doch dann wird das Buch eines Nachts geklaut. Paddington gerät in Verdacht.
Hugh Grant: Selbstironisch raus aus dem Ruhestand
Im ersten Teil war Nicole Kidman die böse Gegenspielerin, im zweiten Teil ist es Hugh Grant. Der hatte sich fast schon in den schauspielerischen Ruhezustand verabschiedet, als ihn Regisseur Stephen Frears für »Florence Foster Jenkins« zurück vor die Kamera holte. Darin spielte er einen abgehalfterten britischen Schauspieler, dessen beste Tage leider vorbei sind – so es sie überhaupt gegeben hat. Für Grant eine erstaunlich selbstironische Verwandlung, war er doch früher auf die Rolle des hübsch-naiven Liebhabers a la »Notting Hill« abonniert.
Offenbar hat Grant an seiner neuen Rolle Gefallen gefunden, denn auch in Paddington ist er der Schauspieler, der in den großen Rollen seiner Vergangenheit lebt (Hamlet!), während er nur noch Werbung für Hundefutter macht und mit einer Jahrmarktorgel auf Rummelplätzen gastiert.
Der 2. Teil eines Films steht immer im Ruf, nur des Geldes wegen abgedreht worden zu sein. Bei Paddington 2 merkt man davon nichts. Der stimmige und in sich runde Plot aber vor allen Dingen die üppige Ausstattung zeigen sehr viel Liebe zum Detail, und während sich im Kino die Kinder an Ketchup- und Senf-Gags erfreuen, können erwachsene Kinogänger unglaublich viele Details und Anspielungen entdecken. Dies reicht von dramatischen Szenen à la Titanic bis hin zur Volvo-Werbung mit Jean Claude van Damme. Da ist es sicherlich kein Zufall, dass die Londoner Familie Brown im Film natürlich auch Volvo fährt.
Paddington 2: Herausragende Pappkulisse
Paddingtons Fell ist noch besser animiert, doch ein Highlight des Films ist sicherlich die Szene, in der Paddington und seine Tante in die Londoner Pappkulisse des Aufklappbuchs eintauchen.
Überhaupt: Wer ein Auge dafür hat, kann sich in Paddington 2 an den unglaublichsten Kamerapirouetten erfreuen, die am brownschen Küchentisch die Kamera ganz verschwinden lässt und die in der Gefängniskantine nicht nur durch den Raum, sondern gleichzeitig durch die Zeit kreist.
Da Paddington einem Kinderbuch entspringt, kann sich der Film die wunderbare Ãœberdrehtheit leisten – zusammen mit dem britischen Humor, der auch den zweiten Teil durchzieht. Selbst die kubanische Band ist wieder da – wie ebenso fast alle Schauspieler des ersten Teils.
Perfektes Ende – nur nicht auf Deutsch
Und während Hollywoodfilme immer mindestens fünf Minuten zu lang sind, zeigt Paddington 2 wie und an welcher Stelle man einen Film perfekt beendet, um nicht im Gefühlsschlamm zu versinken.
In der deutschen Synchronfassung spricht erneut Elyas M’Barek den kleinen Bären. Schade nur, dass man von den Schlagzeilen im Nachspann keine deutsche Version erstellt hat. Diese von Disney perfekt beherrschte Lokalisierung ist das Einzige, was man sich hätte abschauen können. Ansonsten ist Paddington wohltuend anders und bleibt auch im 2. Teil unterhaltsam und sehenswert.
Traurig nur, dass Paddingtons Schöpfer Michael Bond das zweite Filmabendteuer nicht mehr sehen konnte. Er starb am 27. Juni 2017 im Alter von 91 Jahren. Die Macher haben ihm Paddington 2 gewidmet.
Wolfgang Tischer
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