Die Galerie der Tassenbesitzerinnen und Tassenbesitzer (Seite 3 von 6) Weiß wie Schnee von Sylvia Smuda Es schneit und das nun schon seit Wochen. Ich sitze unten in meinem Arbeitszimmer, einem Anbau mit viel Licht, und will schreiben. Eine Kurzgeschichte soll es werden, etwas Spritziges, etwas mit Pepp. Doch mein Blatt bleibt leer und weiß, so weiß, wie der Schnee, der sich mittlerweile über einen halben Meter vor meinem Fenster auftürmt. Nichts. Mir kommt kein kreativer Gedanke. Wahrscheinlich bin ich einfach noch müde, ausgepowert vom gestrigen Abend. Ein Kaffee muss her. Ich gehe nach oben, sinniere vor den knirschenden Kaffeemaschine vor mich hin. Sie müsste mal wieder entkalkt werden. Steige wenig später meinen Kaffee schlürfend die Treppe hinunter. Das weiße Blatt auf dem Monitor starrt mich gemein und grimmig an. Das bringt nicht weiter. Ich werde mich inspirieren lassen, klicke meinen Lieblingsfavouriten an, das Literatur-Café. Dort sind meine Freunde, denen es oft genau so geht, wie mir gerade jetzt. Ich weiß von ihren Blackouts, sie haben mir mehrmals davon erzählt. Nicht nur mir natürlich, aber wenn ich ihre Berichte lese, so ist es, als ob ein Freund mir sein Herz ausschüttet. Ich klicke mich durch die Kommentare. PM ist heute auch da. Und Manina. Wilhelm hat seine Eckkneipe geöffnet. Ich schau mal kurz rein. Zweimal "L" von Lysette Hellbach Nach Leipzig musst ich reisen, Ein literarischer Nachmittag von Stefan Ernst Schon beim Betreten des Cafés fällt mir die lebhafte und doch gemütliche Atmosphäre auf. Ein freundlicher Kellner steht links neben dem Eingang und überreicht mir die Menükarte, aber zunächst findet die Auslage der aktuellen Topthemen in der Glasvitrine mitten im Raum meine Aufmerksamkeit. Ich suche mir zwei davon aus, die "Entstehungsgeschichte eines Romans" und "Werbestrategien für Autoren", und die Dame hinter der Theke serviert sie mir. Dann setze ich mich an einen der kleinen runden Tische, um mich mit diesen Informationen zu beschäftigen. Anschließend vertiefe mich in das angebotene Menü. Der aufmerksame Kellner nimmt kurz darauf meine Bestellung entgegen, und bald befinden sich auf meinem Tisch neben einer guten Tasse Kaffee mehrere Häppchen von Prosa und Lyrik, dazu einige Kritiken zu Texten und Büchern, garniert von ein paar "Wahren Worten". Für diese reichhaltige und vielfältige Auswahl nehme ich mir gerne viel Zeit. Die anderen Gäste um mich herum unterhalten sich angeregt, und immer wieder bekomme ich zwischendurch interessante Ansichten und Ausführungen zu hören. Es geht um Goethe und Nabokov, um Nietzsche und Auster, um Alltagserlebnisse und um literarische Experimente. Das Café hat zwar rund um die Uhr geöffnet, aber schließlich ist es für mich doch an der Zeit, aufzubrechen. Für den Heimweg nehme ich mir noch einige Notizen vom Holzregal mit den Neuigkeiten rechts neben der Thementheke mit. Bis zu meinem nächsten Besuch im Literatur-Café wird es sicher nicht lange dauern. |
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