»Ideen brauche ich nicht zu suchen«

Ein Interview mit dem Satiriker U. S. Levin

Hinter dem Namen U. S. Levin steckt kein amerikanisches Kriegsschiff, sondern ein Autor mit flotter Schreibe, dessen Lesungen ebenfalls sehr zu empfehlen sind. Wir wollten unter anderem wissen, wie man eigentlich zum Satiriker wird.
     Mit U. S. Levin sprach Helga Schubert.


U. S. Levin

U. S. Levin, 1960 in Laucha (Sachsen-Anhalt) geboren, schrieb in den letzten Jahren zahl-reiche satirischen Kurztexte, Aphorismen, Kurzgedichte, Humoresken und Sketche für Zei-tungen, Rundfunk und Fernsehen. Er veröffentlichte eigene Bücher u.a. im Möller Verlag (Falken Gruppe) und im Dietz Verlag. U. S. Levin lebt in Markkleeberg.

Das Literatur-Café: Schreiben Sie nur Satire?

U. S. Levin: Angefangen habe ich mit Prosa, also Erzählungen mit einem ernsten nicht selten dramatischen Hintergrund. Bis zur Wende scheiterten allerdings alle Versuche, Texte über Verlage zu veröffentlichen.
     1988 beteiligte ich mich mit der bis heute unveröffentlicht gebliebenen Erzählung »Der Preis« an einem Literaturwettbewerb, den das Neubrandenburger Literaturzentrum DDR-weit ausgeschrieben hatte. Genau 105 Einsendungen vom Amateur bis zum Profi erreichten die Jury, die mich als einen der drei Hauptgewinner aus dem Haifischbecken zog.
     Zur Satire kam ich wie die Jungfrau zum Nachwuchs, also durch bewussten Zufall. Ich hatte eine Idee zu einer Geschichte, die sich später als Realsatire entpuppte. Ich brachte sie jedenfalls in meinem jugendlichen Leichtsinn zu Papier und schickte sie im Mai 1991 an die LVZ (Leipziger Volkszeitung). Zwei Wochen später wurde sie abgedruckt; ich war beeindruckt und wurde spontan von meiner Frau gedrückt. Ohne es geahnt zu haben, fiel mit der Satire »Mein Blauhemd« mein satirischer Startschuss. Heute kann man sie in meinem Buch »Paradies für Kunstverbrecher« nachlesen.

Das Literatur-Café: Wo finden Sie Ihre Ideen?

U. S. Levin: Ideen  brauche ich nicht zu suchen. Die ergeben sich von ganz allein im alltäglichen Überlebenskampf. Wenn man als Autor, egal welches Genre man bedient, nicht gerade autistisch sondern mit offenen Augen durch unsere Gesellschaft stolpert, drängen sich ungewollt zahlreiche Themen auf. Diese dann künstlerisch zu gestalten, und da kann ich nur für mich sprechen, ist schöpferische Schwerstarbeit.

Das Literatur-Café: Warum verwenden Sie ein Pseudonym?

U. S. Levin: Nachdem die LVZ »Mein Blauhemd« veröffentlicht hatte und mehrere positive Leserreaktionen erhalten hatte, wurde ich zu weiteren Texten überredet. Dieses verlockende Angebot ließ ich mir nicht zwei- bis dreimal sagen.
     Die ersten Satiren schienen dann noch unter meinem Geburtsnamen, der noch heute auf meinem Personalausweis steht und welcher regelmäßig von polizeilichen Ermittlungsbehörden verwendet wird, wenn man mir diese lustigen oft ziemlich unscharfen Bildchen zuschickt. Was jedenfalls die Satiren angeht, zeigten sie sehr bald den gewünschten Effekt, denn damalige Kollegen, die sich zu erkennen glaubten, obwohl ich ihre Namen stark verändert hatte, geigten mir lauthals ihre unmusikalische Meinung.
     Diesen juristisch unzureichenden Tatbestand beichtete ich meiner Redakteurin, die mich ermunterte, ein Pseudonym zuzulegen - deshalb also U. S. Levin, den ich nun im zehnten Jahr verwende und der mittlerweile vier Buchcover ziert.

Das Literatur-Café: Wie arbeiteten Sie bei den Produktionen »SketchUp« und die »Quatschmacher« mit?

U. S. Levin: Der Bayerische Rundfunk fand an zwei Sketchen aus meiner Feder Gefallen, machte mir ein schwindelerregendes Angebot, zu dem ich schneller »ja« gesagt hatte, als seiner Zeit vorm Traualtar - denn dort zahlt man ja in der Regel drauf.

Das Literatur-Café: Was lesen Sie gern?

U. S. Levin: Gute Satiren, den »Eulenspiegel«, aber auch Romane und Erzählungen. Einzelne Autoren möchte ich nicht herausheben, dafür gibt es zu viele hervorragende Schreiber. Oft sind die Unbekanntesten die besseren, denn die müssen sich noch richtig anstrengen. Wenn man erst einmal einen Namen hat, oder als Schauspieler, Musiker, Politiker, Containeraffe oder Tagesschau-Moderator bekannt geworden ist, pressen natürlich die Verlage sehr gern die schwachsinnigsten Konglomerate geistiger Abartigkeit von diesen Leute zwischen zwei Buchdeckel.
     Ich habe auch Romane von Nobelpreisträgern gelesen. Das tue ich mir aber nicht mehr an.

Das Literatur-Café: Schreiben Sie schon an einem neuen Buch?

U. S. Levin: Ich habe eben einen satirischen Ratgeber mit dem interessanten wie brisanten Thema »Warum man den Bundeswehrdienst nicht verweigern sollte« abgeschlossen. Es ist durchaus ein lustiges und vergnügliches Buch mit ernstem Hintergrund, das Antwort auf die spannenden Fragen der heutigen Bundeswehr geben soll. Also Fragen wie die umstrittenen Auslandseinsätze, Frauen beim Bund, Bundeswehr in der Finanzkrise - mit nützlichen Tipps, da wieder heraus zu kommen. Mehr möchte ich noch nicht verraten. Nun hoffe ich natürlich, einen Verlag für dieses Projekt und seine rasche Umsetzung zu finden. Aber ich bin Optimist genug, um an den Erfolg dieses Buches zu glauben. Wie sagt man so schön: »Der letzte Schuss trifft ins Schwarze!« Ich bin jedenfalls schon gespannt darauf.
     Und natürlich hoffe ich auf weitere von Manfred Bofinger illustrierte Bücher in der Satirereihe beim Karl Dietz Verlag, Berlin. Da aber erst im Herbst 2000 »Schuld war der Computer« erschienen ist, hat das wohl noch ein bisschen Zeit.

Literatur-Café: Herr Levin, wir danken Ihnen für das Gespräch.

11.07.2001

Weiterführende Links zum Thema:
Die Homepage von U. S. Levin

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