StartseiteAlmtraumFolge 41 vom 12. Mai 2007

Folge 41 vom 12. Mai 2007

Ähnlich waren die Nachrichten über Arthur Conan Doyle (+1930) und Georges Simenon (+1989). Der Leitende Oberstaatsanwalt verzweifelte. Welchen der verschiedenen Drehbuchautoren, die für Columbo verantwortlich gezeichnet hatten, sollte er einladen? In höchster Not telefonierte er mit Duisburg und erhielt eine Zusage von Kommissar Horst Misanschki.

Das deutsch-deutsche Fahndungsduo wurde aus dem Kongresszentrum ausquartiert und in einer preiswerteren Hotelsuite untergebracht. Misanschki bezog das Schlafzimmer, Rickerd den Wohnraum. Unruhig liefen beide in ihren Zimmern auf und ab, und wenn sie sich an der offenen Tür trafen, blickten sie sich scharfsinnig an. Rickerd stellte ständig Fragen, auf die Misanschki keine Antwort wusste. Ein erster Vorschlag kam schließlich von Misanschki, er wolle sich als Phantom verkleiden und verdeckt ermitteln.

Rickerd lehnte am Fenster und beobachtete den Hoteleingang. »Warum hat noch niemand das Phantom beim Betreten und Verlassen des Verlagsgebäudes gesehen?«

Misanschki schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Ich Blödmann!«, tönte er aus dem Schlafzimmer. »Das ich da nicht von allein draufgekommen bin! Das Phantom muss bereits vorher im Haus gewesen sein!«

»Sollen wir … ich meine … der Wagen …«

»Um Himmels Willen, nein! Wir lassen das Verlagsgebäude abriegeln und stürmen.« Misanschki zog die Dienstwaffe. Er presste sich mit dem Rücken an die Wand neben der geöffneten Tür zum Wohnraum, die Waffe fest mit beiden Händen umklammert. Ein vorsichtiger Blick durch die Tür, dann stand er breitbeinig im Rahmen, die Mündung mit ausgestreckten Armen in den Raum gerichtet. Die Arme ruckten nach links – dort war niemand – zwei schnelle Schritte und er stand wieder mit dem Rücken zur Wand, diesmal auf der anderen Seite, den gesamten Wohnraum im Blickfeld. Keine Gefahr. Misanschki versenkte die Pistole in die Innentasche seiner grauen Freizeitjacke. »Nein. Das machen wir anders. Nach einer wilden Verfolgungsjagd über alle Korridore stöbere ich das Phantom in Amandas Büro auf. Das Phantom setzt sich zur Wehr und es kommt zu einer Prügelei. Ich stolpere unglücklich über einen Stapel achtlos beiseite gelegter Manuskripte, das Phantom entkommt aus dem Büro. Schließlich stelle ich, vom Sturz blutverschmiert und humpelnd, das Phantom auf dem Dach, von dem es kein Entrinnen gibt, und von dem es sich ausweglos in die Tiefe stürzen wird und zerschmettert.«

Rickerd protestierte. Der Einsatz sei zu spektakulär und ziele lediglich auf Effekte ab, zunächst sollten sie es mit dem Verstand versuchen und das Phantom in seinem Versteck aufspüren, bevor es zum Showdown komme. Diesen wolle er gerne Misanschki überlassen. Für den Fall, dass das Phantom den Einsatz überleben würde, stellte Rickerd zur Bedingung, dass er die Fragen stellen dürfe.

Misanschki überlegte kurz – Chance und Risiko. Dann sagte er: »In Ordnung.«

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