StartseiteAlmtraumFolge 106 vom 16. Juli 2007

Folge 106 vom 16. Juli 2007

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Ohne ein bestimmtes Ziel wanderten Stefan und Bettina über die hügeligen Wiesen unterhalb der Bergkette. Die unberührte Weite belebte Stefan und er vergaß, wie er sich noch eben von Bettina bedrängt gefühlt hatte. Ein Murmeltier pfiff, ließ sich aber nicht blicken. Stefan zeigte Bettina einen großen, in der Nähe eines Gipfels kreisenden Vogel und behauptete, der Vogel sei ein Adler.

Als er überlegte, umzukehren, um nicht in Sichtweite des Tauernhöhenweges zu gelangen, erkundigte sich Bettina nach der Stelle, bis zu der er mit der kleinen Engländerin gegangen war. Das war ein guter Grund, die Richtung zu wechseln; eifrig machte er sich auf die Suche, aber ein Hügel ähnelte dem anderen und die Aussicht auf den Priacher auf der gegenüber liegenden Seite des Tales blieb unverändert und lieferte keinen Anhaltspunkt. Schließlich behauptete er auf dem nächstbesten Buckel, hier sei es gewesen. Bettina blieb stehen, und als er schon an eine Schweigeminute glaubte, hielt sie ihm das Zifferblatt ihrer Armbanduhr hin.

Ist das eine Theatervorstellung? fragte er sich. Sollte er erschrecken und hastig zum Aufbruch blasen? Schlagartig änderte sich seine Stimmung.

»Es ist Zeit.« Mehr sagte er nicht.

Den Abstieg brachte er einsilbig hinter sich. An der Hütte erreichte seine Anspannung einen Höhepunkt, bei dem er sich am liebsten übergeben hätte.

»Wie lange benötigen wir zum Einpacken?« fragte Bettina und schloss die Hüttentür hinter sich.

»Eine Stunde, vielleicht anderthalb. Putzen ist nicht notwendig, aber der Ofen muss gesäubert werden.« Seine Stimme klang gequält und er hätte sich dafür ohrfeigen können. Verdammt! schrie er sie in Gedanken an, sag schon, dass wir jetzt aufbrechen!

»Ich bin hungrig, mit richtigem Appetit. Würden Sie es nicht missverstehen, wenn ich vorschlage, erst morgen zu fahren?«

Er beugte sein Gesicht zur Ofenklappe, schloss die Augen unter der geballten Wucht der befreiten Gefühle und zog mit aufeinander gebissenen Zähnen eine Grimasse. Mit jedem Tag, den sie freiwillig blieb, schmolz die Bürde der Entführung wie der Schnee draußen an den Hängen.

»Es ist Ihre Entscheidung«, sagte er. »Ich wollte die ganze Woche bleiben und wäre heute nur gefahren, um Sie zurückzubringen. Sie sind herzlich willkommen.«

Er fachte das Feuer an und besprach mit ihr das Essen. Viel auszuwählen gab es nicht, denn ohne Kühlschrank musste gegessen werden, was ansonsten zu verderben drohte. Bettina deckte den Tisch und setzte Reis im Wasserbad auf.

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