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Fernsehkritik: Wickerts Bücher

Alle, die sich über Elke Heidenreichs Buchempfehlungssendung "lesen!" aufregen, sollten sich erst mal Wickerts Bücher anschauen, und sie werden Frau Heidenreich plötzlich zu schätzen wissen.

Das war sie also, die erste Ausgabe von Wickerts Bücher (04.10.2006/22:45 Uhr). Die allerallererste Ausgabe (sozusagen die Beta-Version), in der man rasch die mediale Aufmerksamkeit einer SS-Mitgliedschaft nutzte und die beiden alten Herren Grass und Wickert in unvorteilhaften Würfel-Sesseln platzierte und die die Dramatik eines Verhörs bei Derrick hatte ("Warum?" – Lange Pause), wollen wir hier besser unerwähnt lassen.

Nun gut, seit der gestrigen Sendung von Wickerts Bücher wissen wir zumindest, was uns in Angst und Schrecken versetzen kann: der Blick der diesjährigen Buchpreis-Gewinnerin Katharina Hacker. Stellen Sie sich vor, Sie wachen morgens auf und blicken in diese weit aufgerissenen Augen. Ein Grauen.

Ansonsten hangelte sich Wickert mit erzwungenen Überleitungen von einem Gast zum anderen, ohne auch nur halbwegs den Eindruck zu vermitteln, lesen könnte auch so etwas wie Spaß machen.

Und eine lobende Heidenreich ist uns 1.000 Mal lieber, als ein Wickert, der das neue Buch "Das Wetter vor 15 Jahren" von Wolf Haas irgendwie nicht so gut fand, weil er das irgendwie nicht so ganz kapiert hat. Diese völlig unbegründete Gefühlsaussage von der Qualität einer VHS-Autorengruppe blieb leider unkommentiert stehen, weil offensichtlich keiner der übrigen Gäste das Buch gelesen hatte, um hier vehement zu widersprechen. Stattdessen blickten sie peinlich berührt wie die Schüler um sich, in der Hoffnung, dass der Lehrer nicht merkt, dass man die Hausaufgaben nicht gemacht hat.

Wunderbar von Wickert war es auch, eine dicke französische Schwarte in die Kamera zu halten, mit der Bemerkung (oder so ungefähr): "Dieses ungeheuer wichtige Buch können Sie leider erst im kommenden Jahr auf Deutsch lesen." Da schwang natürlich die Aussage mit: "Aber ich supergeiler Typ kann natürlich Französisch und habe auch unheimlich viele rote Lesemarkierungen da reingeklebt, dass das auch im Fernsehen bildlich gut rüberkommt, dass ich das Buch schon im Original gelesen habe."

Frau Heidenreich begeistert sich für "ihre" Bücher. Das mag zwar einigen auf den Keks gehen, aber sie vermittelt dennoch den Eindruck, dass Lesen eine tolle Sache ist. Die Begeisterung des Herrn Wickert ähnelt eher der eines Verwaltungsangestellten, der morgen in Rente geht und den daher das Ganze eigentlich gar nicht mehr so richtig interessiert. So pries Wickert dann noch ein paar Bücher an und zwar – äh – naja, schon wieder vergessen – oder waren wir schon eingeschlafen? Auch egal.

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