Der GroĂźe Böse Wolf, Mephistopheles, Dracula und die Panzerknacker – wer liebt sie nicht? Schurken sind ein zentraler Erfolgsfaktor in Geschichten, gleich ob es Märchen sind, Thriller oder Romanzen. In gewisser Weise brauchen sogar SachbĂĽcher Antagonisten oder zumindest antagonistische Kräfte, denn wir Menschen sind von Konflikten, Siegen und Niederlagen fasziniert.
In dieser Kolumne zum Samiel-Award ergreife ich Partei für das Böse. Im zweiten Teil geht es um die Frage, warum häufig Visionäre, Wissenschaftler und Unternehmer die Bösen sind.
Der Samiel Award
ist ein Literaturpreis für Autoren, die herausragende Antagonisten erschaffen haben: Monster, Schurken, Fieslinge und Gegenspieler. Bis zum 1.12.2013 können Verlage und Autoren Ihre Charaktere für den Preis vorschlagen, der vor Weihnachten verliehen wird. Das literaturcafe.de unterstützt als Partner den Wettbewerb.
Albrecht Behmel ist der Initiator des Samiel Awards. In dieser Kolumne begibt er sich auf die Spur des Bösen.
Die Welt eines Protagonisten gerät häufig deshalb ins Ungleichgewicht, weil ein Antagonist danach strebt, diese Welt zu verändern. In anderen Worten: Antagonisten stehen häufig fĂĽr den Fortschritt und fĂĽr den Beginn von Ereignissen, während Helden im wahrsten Sinn des Wortes oft reaktionär sind, also Menschen, die einen Status Quo Ante wieder herstellen wollen – oder mĂĽssen.
Aus diesem Grund sind so viele berĂĽhmte Schurken in Film und Buch Visionäre und Wissenschaftler, die mit ihren Experimenten ĂĽber das hinaus gehen, was die Allgemeinheit zu akzeptieren bereit ist. Auch Unternehmer eignen sich daher sehr gut fĂĽr Antagonisten, denn sie stehen fĂĽr den bedrohlichen Fortschritt, dem normale Menschen ausgeliefert sind, und fĂĽr die keine Aussicht besteht, bald von diesem Fortschritt profitieren zu können. Der verrĂĽckte Wissenschaftler ist ein extremes Beispiel hierfĂĽr – und gleichzeitig ein echter Schurken-Klassiker.
Albrecht Behmel
Ein interessantes Thema, leider sind die Teile doch recht kurz geraten, zumal der erste Abschnitt ja nur die wiederholte Einleitung darstellt.
Die nächsten Teile dürfen also gerne etwas länger werden.
Auch interessant: In der Realität ist das „Böse“ eher die Fortschrittsbremse, das seine Macht erhalten will. Beispiel: Ă–lindustrie. Der verrĂĽckte Wissenschaftler ist in der Fiktion tatsächlich ein Schurken-Klassiker, in der Realität (oder der realistischer anmutenden Fiktion, Beispiel Dr. Sheldon Cooper) eher der Gute, wenn auch etwas verschroben.
In der Tat könnten die Beiträge etwas länger sein. Ideen zu haben ist himmlisch, sie auszuarbeiten die Hölle. Das gilt auch fĂĽr Artikel. Der wahrer Antogonist verzweifelt an der Welt und greift zu radikalen Mitteln: der gute muss zähneknirschend das verhindern, weil die Welt nun mal ist, wie sie ist. „The Rock“ ist das perfekte Beispiel.
Der Antagonist steht meist fĂĽr Fortschritt. Das ist interessant, denn so habe ich das noch nicht betrachtet. Ich werde mir den Tipp merken, danke.
Andererseits stehen viele Antagonisten aber auch für das Gegenteil, nämlich die Rückkehr zum Alten. Früher war es besser, das wollen wir mit aller Gewalt wieder herstellen. Oder sehe ich das falsch?