Friedrich Forssman hat im Blog des Suhrkamp Verlags eine wunderbare Polemik und Hass-Tirade über E-Books geschrieben. Er hat all das aufgeführt, was an diesem Digitalformat und seinen oft nicht minder nervenden Fürsprechern nervt. Ein überaus unterhaltsamer Beitrag, den man gerne und mit großem Vergnügen liest. Hier kann einer wunderbar austeilen und man sieht förmlich den Autor wutschnaubend vor seiner Tastatur.
Und Forssman hat allen Grund dazu, denn er ist Typograf und mag einfach schöne Bücher.
Unter der Überschrift »Warum es Arno Schmidts Texte nicht als E-Book gibt« wettert Forssman über die Vergänglichkeit der Dateien, das Marketing-Geschwurbel der digitalen Fürsprecher und die Leserüberwachung.
Ich will hier nicht aus dem Artikel zitieren, man muss ihn einfach zur Gänze im Suhrkamp-Blog selbst lesen.
Lesenswert auch die Kommentare zum Artikel. Leider zu humorlos meint man, man müsse Forssman argumentativ mit Floskeln aus dem Pro-E-Book-Lager widersprechen. Gähn! Der böse, böse Suhrkamp Verlag mag wohl seine Kunden nicht und beleidige Leser und ADHS-Patienten.
Och, Gottchen!
Legen Sie nach, Forssman! Mehr solcher herrlichen Polemiken!
Wolfgang Tischer
Nachtrag: Suhrkamp distanziert sich von Forssman
Forssmans-Beitrag schlägt hohe Wellen im Internet – und der Suhrkamp Verlag distanziert sich – kurz nach Erscheinen dieses Hinweises – vom Blog-Beitrag. Vorangesetzt ist jetzt der Hinweis:
Friedrich Forssman ist nicht Mitarbeiter des Suhrkamp Verlags, sondern Mitarbeiter der Arno Schmidt Stiftung. Er gestaltet unter anderem sämtliche Publikationen der Stiftung, darunter die Bargfelder Ausgabe der Werke Arno Schmidts, die im Suhrkamp Verlag erscheint. Bei seinen Ausführungen zum Thema eBook handelt es sich ausschließlich um seine persönliche Meinung.
Offenbar hat man beim Verlag Angst bekommen, dass nun niemand mehr E-Books bei Suhrkamp kauft, weil viele glauben, Forssman beleidige und bevormunde im Namen des Verlags die eigenen Käufer und Leser.
Diese Feiglinge bei Suhrkamp!
Es sollte doch gerade Aufgabe eines Verlags sein, die Meinungsvielfalt anzuregen und zu unterstützen. Und es ist doch herrlich, dass man den Beitrag Forssmans veröffentlicht hat. Jetzt würden sie im Verlag den Blog-Post vermutlich am liebsten löschen.
Oh, Mann!
Ich bin ja selbst oft genug ein Fürsprecher für das E-Book! Ich saß zwar noch nicht mit Herrn Forssman auf einem Podium, aber ich habe sehr oft in diesen Bühnenaufführungen die Rolle des Befürworters übernommen. Ich kenne alle Argumente für und gegen das E-Book und könnte jetzt auch einen sachlichen Beitrag gegen den Forssman-Beitrag schreiben. Aber wozu?
Forssmans Beitrag ist eine gut geschriebene Polemik. Die muss weder sachlich, noch ausgewogen, noch logisch sein. Und ob sie nun ernst gemeint ist oder nicht, ist unerheblich. Gerade weil es Forssman vermutlich ernst ist, kann er mit so viel Schaum vor dem Mund schreiben.
Das Lesen hat mir großen Spaß gemacht, und ich kann mich danach weder über Forssman noch über den Suhrkamp Verlag ereifern.
Ich bin intelligent genug, zu unterscheiden, wann eine sachliche Diskussion gefragt ist, und ich kann mich aber auch an einer Leserbeleidigung erfreuen, wenn sie gut gemacht ist.
Ich fühle mich eher jetzt für dumm verkauft, wenn der Suhrkamp Verlag durch eine solche Vorbemerkung meint, ich bin zu doof und könne das nicht unterscheiden.
Nachtrag zum Nachtrag: Suhrkamp feilt
Suhrkamp hat etwas an der Vorbemerkung gefeilt, sodass sich sich jetzt nicht mehr ganz so hart und distanzierend anhört. Sie lautet aktuell (5. Februar 2014 / 16 Uhr):
Friedrich Forssman ist Mitarbeiter der Arno Schmidt Stiftung. Er gestaltet unter anderem sämtliche Publikationen der Stiftung, darunter die Bargfelder Ausgabe der Werke Arno Schmidts, die im Suhrkamp Verlag erscheint. Bei seinen Ausführungen zum Thema eBook handelt es sich um seine persönliche Meinung.
Auf Twitter schrieb @LogbuchSuhrkamp zunächst
@literaturcafe @beck_zoe So ist das ganz sicher nicht gemeint! Keine Distanz. Vielmehr der Hinweis darauf, WER #Forssmann ist, WAS sein Job
Dieser unvollständige Tweet wurde dann gelöscht und von Patrick Hutsch erneut erstellt:
@literaturcafe @beck_zoe @PeterHellinger So ist das ganz sicher nicht! Vielmehr der Hinweis darauf, WER #Forssman ist, WAS sein Job is.t