September 2000 - Die monatliche Kolumne von Wilhelm Weller
Linksradikal? Rechtsradikal? Egal: Radikal! Über die realsatirische Kunst der radikalen Rechthaberei | |
Diese meisterliche Idee etwa hätte von mir sein können: Ein jovial - freundlicher Brief an den Bundeskanzler, der - nach einigen interessanten, historischen Ausführungen - mit der Aufforderung schließt, er, der Bundeskanzler, möge nun in das Exil nach Nord-Korea gehen, um das dortige Regime bei der Vorbereitung eines atomaren Erstschlages gegen die USA zu unterstützen. Und wer stellte derart mein komisches Können in den Schatten? Locker, witzig, einfaltsreich, sprachlich souverän? »Lieber Gerhard Schröder, Ja, Horst Mahler ist es, eigentlich ein alter Wilder der Vergangenheit, Wirtschaftsanwalt und in den 70er-Jahren linksterroristischer Genosse von Andreas Baader und Ulrike Meinhof. Mahler blieb sich treu: ein überzeugter Geisterfahrer, am Steuer die Finger fest geschlossen, stolzer Blick, mehr Ehr, mehr Gegenverkehr, notfalls wird geschossen. Ist ein solcher Mann, der mit gleicher Inbrunst zunächst den Faschismus bekämpft und ihn dann ersehnt und überdies meint, er habe schon immer Recht gehabt, vielleicht ein genialer agent provocateur des Dadaismus inmitten des Links- und Rechtsradikalismus? Wer ist dagegen Kurt Schwitters? Mahlers Lebensstationen: FDJ - SPD SDS RAF PLO KPD MAO FDP NPD NSDAP fügen sich zu einem national-biographischen Kunstwerk, einer Ursonate in Irr sozusagen. Wer so auf der Höhe seines unfreiwillig komischen Schaffens steht, ist natürlich verwurzelt: in Märtyrerblut, schlesischem Heimatboden und literarisch - satirischer Tradition. Cervantes! »Kämpfer für das Gute, stiftet der Ritter nur zu oft Schaden, in Zorn und Verblendung. Er wütet in einer Hammelherde. Er befreit Räuber, die ihr Handwerk alsbald wieder aufnehmen werden. Er ist imstand, die allerunschuldigsten Leute zu verwunden, ohne nachher viel Bedauern zu zeigen, denn immer ist er im Recht.« So beschreibt Golo Mann den Ritter von der traurigen Gestalt und so ist Horst Mahler mit seinen blauen Augen auch ein Wiedergänger von Don Quijote. Tja, was wäre das für ein fabelhafter Ritterroman, wenn Gerhard Schröder tatsächlich ins Exil ginge, nach Nord-Korea, oder in den palästinensischen Gaza-Streifen, zusammen mit seinem alten Freund Horst. Der könnte ihm das Schießen beibringen und dann auf in den Kampf gegen die amerikanische Fremdherrschaft und das Weltjudentum. Endsieg. Heil Mahler! Heil Schröder! Schtonk! Ihr Wilhelm Weller Weiter Links zum Thema finden Sie unter wahre-worte.de |