Foto von Ulrich Struve Von Mord und Kindersegen
Notizen am Rande - Buchbesprechungen von Ulrich Struve »Das Schlimme war, dass ich eigentlich gar nichts bereute. Herr Kraus, Leopold und selbst Mark wären höchstwahrscheinlich noch am Leben, wenn sie mir nicht begegnet wären. Aber ich hatte nicht das Gefühl, etwas grundsätzlich Falsches getan zu haben. Mal abgesehen von der versäumten Fahrt an die Ostsee ... Was hätte ich denn anders machen sollen?«
     
Mila Rosin, die so unscheinbare wie starrköpfige Heldin von Grit Poppes Roman Andere Umstände, hätte durchaus anders handeln können. Doch wenn die diversen, als Spermalieferanten auserkorenen Männer sich unbedingt ihren Wünschen — vor allem dem immer dringlicher werdenden Wunsch nach einem Kind — versagen, dann sind sie gewissermaßen, ja, fast schon selber Schuld, wenn sie kurzerhand aus dem Weg geräumt werden!
     Dabei mordet Mila ohne besonderes Vergnügen. Diese Serienmörderin ist nicht auf einem Powertrip. Sie erledigt ihre Opfer nebenbei, so wie man den Küchenboden wischt oder das Klo putzt — weil es mal wieder an der Reihe ist.
     Wie Mila in den Wirren der Wendezeit endlich zu ihrem eigenen Kind kommt und was sie schließlich in ein kleines Kaff in Kalifornien verschlägt, will ich hier nicht verraten. Grit Poppes witziger Erstling bietet geschliffene Prosa und eine wilde Story, die mit kühlem Kopf serviert wird — ganz wie der verdorbene Fisch, mit dem Milas dritter Vaterschaftskandidat unter die Erde gebracht werden soll …

Ulrich Struve

Grit Poppe, Andere Umstände: Roman. Berlin Verlag, 1998. 302 S., geb., ca. 36 DM/18,41 EUR (Preisangabe ohne Gewähr). ISBN 3-8270-0229-X.


zurückAnfangweiter