Reisetagebuch Neuseeland - Katharina Pallas berichtet von einer Reise am anderen Ende der Welt
 
Die Route
heute

Neuseeland:
Auckland

4. Tag: Donnerstag28Januar 1999

»You must be very excited…«

Weltweiter Wegweiser bei Westport …meinte der freundliche Beamte der neuseeländischen Einwanderungsbehörde, als er mich am Ende der Welt willkommen hieß. Alleine mit dem Rucksack und eher übermüdet nach dem Nachtflug machte ich bestimmt keinen sonderlich entspannten Eindruck. Auch war ich ziemlich desorientiert: Die Zeitdifferenz zu Honolulu betrug zwar nur eine Stunde, dafür hatte ich aber beim Flug über die Datumsgrenze einen Tag verloren – den 27. Januar gab es für mich dieses Jahr nicht.
     Der Empfang in Auckland war dann ein prägender erster Eindruck, der sich im Laufe der Reise immer wieder bestätigt hat: Die offene und ehrliche Freundlichkeit der Kiwis, wie sich die Neuseeländer selbst nennen.
     Im Shuttle Bus zum Backpacker konnte ich nicht glauben, tatsächlich in Neuseeland angekommen zu sein – zu britisch erschien mir alles. Die Leute sind ähnlich hellhäutig, es gibt viele japanische Autos, die Straßenschilder und die yellow lines für Parkverbote sind exakt gleich.
     Als der Bus mich abgesetzt hatte, kam mir der Besitzer des Backpackers, wie die meisten Jugendherbergen dort heißen, gleich strahlend entgegen: »You must be Catherine!«. Ich war verdutzt, hatte zwar per eMail gebucht, jedoch nicht erwartet, wie eine alte Freundin begrüßt zu werden.
     Erst gegen 21.30 h wurde es abends richtig dunkel, es ist wahrhaftig Sommer hier! Dass ich praktisch kopfüber am Globus hing, merkte ich dann nachts beim Blick hinauf zum südlichen Sternenhimmel: Das Sternbild Orion kam mir etwas seltsam vor – das Schwert des Orion wies nicht nach unten – wie in der nördlichen Hemisphäre – sondern nach oben! Ein leichter Schwindelanfall war die Folge, über 16.000 km »far from home« muss man ja auch irgendwie spüren.

Urlaub für ein Jahr?
Als ich zu meiner fast fünfwöchigen Reise aufbrach, war ich stolz, so viel Zeit für meinen pazifischen Traum zu haben. Dieses Gefühl relativierte sich jedoch, je mehr ich mit anderen Backpackern in Kontakt kam. »Nur vier Wochen für Neuseeland??« war die übliche Antwort, wenn ich zu meinen Reiseplänen Auskunft gab. Ein Großteil der Rucksacktouristen hatte entweder gerade das Studium abgeschlossen oder den Job gekündigt. Ein Viertel- bis ein halbes Jahr Reisezeit ist normal, ein bis zwei Jahre sind auch nicht selten. Man reist solange, wie das Geld reicht, dann werden wieder irgendwo Äpfel gepflückt oder Lagerhäuser aufgeräumt, bis der Etat entsprechend aufgestockt wurde, danach zieht man weiter. Viele kommen über Indien, Indonesien und Australien nach Neuseeland, andere waren zunächst in Südamerika – auch so lässt es sich leben.
 
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