Reisetagebuch Neuseeland - Katharina Pallas berichtet von einer Reise am anderen Ende der Welt
 
Die Route
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Neuseeland:
Franz Josef/ Westland National Park

22. Tag: Montag15Februar 1999

Durch den Märchenwald

Westland National Park

An der Westküste der Südinsel kann man wirklich leben – eine wilde Küste und lange Strände, dahinter die grüne Urwald-Hölle, aus der dann das schroffe Gebirge aufsteigt. Und alles so nah beieinander, es lässt keine Wünsche offen. Kein Wunder, dass sich die Autorin Keri Hulme hier niedergelassen hat.
     Auf einer langen Wanderung erkundete ich die Umgebung des Gletschers, der Regenwald reichte bis an den milchig weißen Gletscherbach heran. Dieser mäanderte auf einem vielleicht einen knappen Kilometer breiten Kiesbett, Flüsse werden in Neuseeland nicht begradigt - in diesem äußerst dünn besiedelten Land besteht einfach keine Notwendigkeit. Für geologisch interessierte Menschen ist es eine Offenbarung zu sehen, wie z. B. auch die Alpen-Schwemmtäler Europas entstanden sind.
Westland National Park     Der Waldweg führte in engen Windungen durch ein unheimliches Halbdunkel, vorbei an mächtigen alten Baumriesen, dicht mit Moos bewachsen, dazwischen Farne und die in allen vorstellbaren Grüntönen wuchernde Wildnis. Selten war der Weg einzusehen, meine Fantasie überholte mich: Der böse Wolf, Hexen, Faune und Bären, sie schienen alle hinter der nächsten Wegbiegung zu lauern.
     Der Märchenwald hat seinen Ursprung in dem häufig ungastlichen Wetter der Westküste – alle Wolken von der Tasmanischen See bleiben an den Alpen hängen und entladen meterweise Niederschlag auf diese wunderschöne Landschaft, daher das viele Moos. Insofern schätzte ich mich glücklich, sowohl die Berggipfel sehen zu können als auch trocken zu bleiben.

Kiwis und Touris – fröhliche Verhältnisse
Während Touristen in Europa hauptsächlich als notwendiges Übel angesehen werden, scheinen die Neuseeländer jeden einzelnen zu lieben. Besonders interessant wird es für die Angestellten in der Tourismus-Branche natürlich, wenn junge Frauen alleine reisen… Ein klassisches Klischee war der Gletscherführer, der nach der Tour einen Pub-Besuch vorschlug und prompt mit aller Kraft versuchte, eines der Mädels für sich zu gewinnen. Der Rest der Tour-Teilnehmer beobachtete mit großer Freude die üblichen Balztaktiken, die ihn an diesem Abend jedoch nicht weit brachten. Bei dem Magic Bus-Barbecue wurden schon Wetten abgeschlossen, welches Mädel den Busfahrer abkriegen würde, der den um ihn betriebenen Aufwand sehr zu genießen schien. Der Erfolg versprechendsten Methode bediente sich ein Steward auf der Fjord-Kreuzfahrt – er setzte seinen Charme einfach bei allen alleinreisenden Damen nacheinander ein, bis er schließlich bei einer landen konnte…
 
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