eMail von Katharina Pallas | ||||
Von: | <Katharina Pallas> pallas@literaturcafe.de | |||
An: | <Das Literatur-Café> redaktion@literaturcafe.de | |||
Zeit: | 19.02.2003 02:10 (18.02.2003 20:10 Ortszeit) | |||
Betreff: | Von Chugchilan nach Latacunga - Eine Reise mit Stier | |||
Hallo, Nach dem Abstecher in die entlegenen Andendoerfer bin ich hier in Latacunga wieder in der Zivilisation angekommen . Die Zeit im Black Sheep Inn bei Chugchilan war wunderschoen. Eine herrlich friedliche Oase inmitten der gruenen Felder der Anden-Indianer. Tagsueber machte ich Wander- und Reittouren entlang von zerkluefteten Vulkankratern , tief eingeschnittenen Canyons oder durch wolkenverhangene Nebelwaelder Leider ist diese entlegene Gegend nur schlecht durch oeffentliche Verkehrsmittel erschlossen. Unsere amerikanischen Gastgeber rieten uns daher, den "Milk Truck" zum naechstgelegenen Ort Sigchos zu nehmen, von dort aus wuerden regelmaessig Busse zurueck nach Latacunga fahren. Dieser Truck holt jeden Tag die Milch von allen Bauernhoefen der Umgebung ab und faehrt sie nach Sigchos, auf der Ladeflaeche werden fuer einen Dollar pro Person auch Passagiere mitgenommen. Die Fahrt klang schon etwas abenteuerlich, die Wirklichkeit uebertraf unsere Vorstellungen jedoch bei weitem. Der Lastwagen transportierte nicht nur Milchcontainer, Passagiere, Saecke voller Lebensmittel und Gasflaschen - den groessten Teil des Trucks beanspruchte ein ausgewachsener Stier, der unterunterbrochen an seinem Strick zerrte . So sassen wir also eingepfercht zwischen den Waren, dem Stier und den Einheimischen und halfen fleissig mit. Wirklich an jeder Milchkanne stoppte der Truck und die Bauern gaben die Tagesproduktion ihrer Kuehe in Eimern oder Wasserkanistern ab. Da ich an der Tuer sass, nahm ich sie ihnen ab und gab die Milch an Anna weiter, die auf dem Milchcontainer Platz gefunden hatte und so pflichtschuldig die Milch hineingoss. Die Hochland-Indianer schauten etwas ueberrascht, sie werden vermutlich nicht so haeufig von Touristen bedient. Es stiegen dann jedoch mehr und mehr Passagiere zu und am Ende sassen wir nur noch auf dem Gelaender der Ladeflaeche und hielten uns mit aller Kraft fest, um auf der mit Schlagloechern uebersaeten Strecke nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Unter anderem kam in einem kleineren Ort eine junge Frau mit Hund dazu, der auch noch "Gringo" hiess. Die staendigen energischen "Gringo!!!"-Rufe liessen uns trotz aller Anstrengung hemmungslos kichern. In den Kurven drueckte der verschreckte Stier mit seinen Beckenknochen immer mal wieder gegen meine Knie; ich musste ihn mit den Wanderschuhen energisch zurueckschieben. Stieg jemand aus, reichten wir die Ladung nach unten und kletterten dabei immer mal wieder auf der Ladeflaeche umher. In Sigchos angekommen, sah meine Kleidung so aus, als haette ich im Kuhstall gearbeitet. Morgen freut sich die Waescherei darueber... Viele Gruesse und bis zum naechsten Mal,
| ||||
|