eMail von Katharina Pallas | ||||
Von: | <Katharina Pallas> pallas@literaturcafe.de | |||
An: | <Das Literatur-Café> redaktion@literaturcafe.de | |||
Zeit: | 14.02.2003 01:07 (13.02.2003 19:07 Ortszeit) | |||
Betreff: | Riobamba | |||
Hola todos, wieder sitze ich im lauten und ueberfuellten Internet-Cafe in Riobamba. Um mich herum formulieren junge Ecuadorianer heisse Emails an im Chat aufgerissenen Chicas, und die Maedels fachsimpeln ueber die Modeseiten im Internet. Waehrenddessen wird am Tresen ueber die Preise diskutiert (die hier im uebrigen im Vergleich zu Chile laecherlich billig sind), und auf der Strasse herrscht das uebliche Hupkonzert der temperamentvollen Taxifahrer. Ich hoffe, dass ich die Reise-Erlebnisse trotzdem einigermassen lesbar uebermitteln kann. Fotos und eine ausfuehrlichere Berichterstattung werden dann wie versprochen folgen, sobald ich wieder in Deutschland bin. Am Dienstag in Riobamba angekommen, blieb mir auf knapp 3.000 m Hoehe nach der Galapagos-Tour erstmal die Luft weg. Ich haette nicht gedacht, dass mir die Stadt heute nachmittag wie eine Sauerstoff-Dusche vorkommen wuerde. Im Vergleich zu den am Vormittag erklommenen 5.000 Hoehenmetern auf dem Chimborazo kann man hier jedoch selbst in der abgasgeschwaengerten Luft herrlich atmen. Die Chimborazo-Tour fuehrte uns von Riobamba aus entlang urspruenglicher Indianerdoerfer bis an den Fuss des maechtigen Vulkans . Gute Unterhaltung lieferte im Chevrolet Pick-up unser "Guia", der winzig kleine Fuehrer Joel, der bereits morgens um 8 Uhr im Auto Fiesta machen wollte. Mit vier Maedels im Auto kein Wunder! Im Cassettenrecorder lief ecuadorianische Volksmusik, mit Trompeten, Gitarren und Panfloeten. Eine wilde aber sehr schwungvolle Mischung. Die Strasse zum Nationalpark fuehrte immer steiler den Berg hinauf, die engen Kurven nahm Joel quasi nur auf der linken Spur. Waehrenddessen spulte er die Cassette vor, sang mit oder machte uns mit Gesten auf die Sehenswuerdigkeiten der Umgebung aufmerksam. Nein, um die Nerven zu schonen sollte man beim Autofahren hier besser nicht aus der Frontscheibe schauen. Die Strasse endet am ersten Refugio (eine Schutzhuette fuer Wanderer) auf 4.800 m Hoehe, von dort aus stieg ich bis zum zweiten Refugio auf 5.000 m und zur etwas hoeher gelegenen Lagune unterhalb der maechtigen Gletscherzunge des Chimborazo, waehrend Joel mit seinen Kumpels quatschte und in Ruhe auf uns wartete. Die Anstrengung, die mich jeder Schritt in dieser Hoehe kostete, kann man sich in etwa so vorstellen, als ob man nach zwei Wochen Fieber den ersten Dauerlauf macht. Das Herz rast und die Muskeln brennen. Alle paar Hoehenmeter muss man anhalten, um wieder zu Atem zu kommen. Obwohl in Sichtweite, schien die zweite Schutzhuette nur qualvoll langsam naeher zu kommen. Oben angekommen, waren jedoch alle Anstrengungen vergessen: Aus naechster Naehe bestaunte ich dieses gewaltige Felsmassiv, dass sich bis auf 6.310 m Hoehe erstreckt, gekroent vom maechtigen Gletscher. Nicht nur der hoechste Berg Ecuadors, sondern - vom Erdmittelpunkt aus gemessen - weltweit das hoechste Massiv (Anmerkung fuer die geologisch Interessierten: da die Erdkugel diese "Ausbeulung" im Aequatorbereich hat). Die Einsamkeit und die Einoede in der duennen Luft waren ueberwaeltigend. Die Stille nur unterbrochen durch das Geraeusch unserer Schritte und einer Geroell-Lawine. Zum Berg hin nur Felsmassen, Eis und Schnee. Dazu der Blick auf die gruenen Huegel in der Ferne. Schaut man hinauf zum majestaetischen Gipfel, ueberkommt einen fast die Lust, gleich weiterzusteigen. Der Chimborazo ist jedoch technisch sehr anspruchsvoll und nur etwas fuer erfahrene und an die Hoehe akklimatisierte Bergsteiger. Nach gerade einmal einem Tag auf 3.000 m war ich schon froh, ueberhaupt die 5.000 m erreicht zu haben. Bereits am Mittwoch sind wir auf dem Dach des "Gringo-Zuges" von Riombamba nach Alausi/Sibambe und zurueck gefahren. Eine schoene Reise zum Landschaft- und Gringos-Bestaunen . Dazu dann aber spaeter mehr. Morgen geht's weiter gen Norden nach Latacunga zu weiteren Vulkanen. Drueckt mir die Daumen, dass die Sicht so gut wie heute bleibt. Viele Gruesse aus der Ferne,
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